Im Ländle spielt sich dieser Tage ein Wirtschaftskrimi erster Güte ab. Hacker erpressen vermögende Kunden der Privatbank Valartis mit Sitz in Bendern (FL). Hunderte sind betroffen, unter ihnen sollen Politiker und Schauspieler sein. «Unser Internetbanking wurde gehackt», bestätigt ein Sprecher der Bank gegenüber BLICK.
Letzten Freitag wurden die Kunden per E-Mail kontaktiert. «Guten Tag, wir sind für diesen Datendiebstahl verantwortlich», schreiben die Betrüger. Und: «Wir haben mehr als zwei Monate versucht, die Bank auf das Sicherheitsproblem hinzuweisen, und Hilfe gegen Entgelt angeboten», heisst es in der von der «Bild am Sonntag» veröffentlichten Erpresser-Mail.
Und weiter: «Mehrfach wurde der Vorstand mehr als eindringlich gewarnt. Die Bank weigerte sich jedoch, Zahlungen an uns zu leisten und unsere Hilfe anzunehmen.» Will heissen: Auch die Valartis Bank selbst wurde erpresst. Entweder sie akzeptiert die «Hilfe» der Unbekannten – oder die Daten der Kunden werden Medien und Steuerbehörden zugespielt. Eine Horrorvorstellung für jedes Finanzhaus.
«Die Schreiben wurden immer aggressiver»
Wie die Bank ausführt, die im März vom chinesischen Milliardär Hon Kwok Lung (61) gekauft wurde und 3,5 Milliarden Franken Kundengelder verwaltet, haben die Unbekannten vor zwei Monaten als Beweis Kundendaten geschickt. Und gleichzeitig offeriert, das Datenleck zu schliessen. Dreist: «Die Bank sollte mehr als zehn Mal so viel zahlen wie üblich», sagt der Sprecher. Weitere E-Mails folgten. Der Ton wurde immer aggressiver. «Sie haben uns erpresst und ein Ultimatum gesetzt.»
Zwei Tage nach dem ersten E-Mail erstattet die Privatbank Anzeige und schaltet die Finanzmarktaufsicht ein. Denn: «Wir zahlen nichts! Wir machen keine Deals mit Erpressern», so der Sprecher. Das Datenmaterial des Hackers sei schlecht. «Es sind alte Daten von 2013. Es geht um Logindaten und Namen. Kein Kunde hat einen finanziellen Schaden erlitten», heisst es. Zugriff auf Kontostände habe der Unbekannte nie gehabt.
Die Erpresser behaupten das genaue Gegenteil. «Wir haben Einsicht in alle Transaktionen und den Kontostand. Von den Anfängen der Bank Ende der 90er-Jahre bis Oktober 2016.» Man habe immer noch Zugriff auf die Datenbank und stehe mit Behörden in Kontakt. Es sei bekannt, dass die Valartis dazu genutzt werde, Steuern zu umgehen und Schwarzgeld anzulegen. Dazu wollte sich der Sprecher nicht äussern.
Erpresser fordern zehn Prozent
«Wir bieten die Daten zum Kauf an», drohen die Erpresser. Dann machen sie den Opfern aber einen «Vorschlag»: «Sie werden garantiert von der Liste gelöscht, wenn sie eine Gebühr an uns entrichten.» Somit würden die Namen weder in der Presse erscheinen, noch an die Behörden übermittelt. Das sei eine sehr gute Lösung. «Wenn man bedenkt, dass ihr guter Ruf unbeschadet bleibt», heisst es.
Für ein Butterbrot gibt es das aber nicht: Die Kriminellen fordern für ihr Schweigen zehn Prozent des Kontoguthabens der Opfer. «Lange haben wir überlegt, welcher Betrag fair und angemessen ist», begründen die Erpresser. Falls man bezahlt. Wenn nicht, sollen die Namen der Kontoinhaber morgen in einer Woche veröffentlicht werden.