Als Luca Stalder* bei der Firma von Marco Leu zu arbeiten begann, freute er sich. «Das Unternehmen war ja in der ganzen Region Schaffhausen bekannt.» Ein Freund hatte Stalder dazu überredet, den Arbeitgeber zu wechseln. Doch der 38-Jährige realisierte bald: «Mein Kumpel hatte mich auf ein sinkendes Schiff geholt!»
Nur wenige Monate später blieb die erste Lohnzahlung aus. Und auch bei der Arbeit merkte Stalder, dass nicht alles mit rechten Dingen zuging. «Oft fehlte Material. Und wenn wir Lieferungen abholen sollten, gabs diese meist nur noch gegen Barzahlung.» Ihm seien da schon böse Gedanken gekommen. «Aber wahrscheinlich ist man in solchen Situationen einfach oft zu gutgläubig.» Zudem sei man von den Chefs immer wieder vertröstet worden.
«Es flossen viele Tränen»
Als dann endgültig klar wurde, dass es mit der Arbeit nicht mehr weitergehen würde, reagierte Stalder rasch. Die Riesenpleite wollte er nicht einfach so hinnehmen. «Ich habe umgehend meine Forderungen gestellt und auf meinem Lohn beharrt.» Stalder glaubt deshalb, dass es sich lohnen wird, wenn er weiter um das ausstehende Geld kämpft. Gewissheit, dass er damit Erfolg hat, gibt es aber nicht.
Die vergangenen Wochen gingen Stalder nahe. «So etwas zieht einem den Boden unter den Füssen weg.» Der Horror sei es gewesen. Er wird in diesen Tagen zum ersten Mal in seinem Leben Arbeitslosengeld beziehen müssen. «Ich komme mit der Situation klar. Aber bei anderen sind ganze Existenzen bedroht. Es flossen viele Tränen.»
Es wurde schon lange gemunkelt, dass es um die Leu Rüsi AG schlecht steht. Immer mehr Leute bekamen Wind von Verzögerungen und ausstehenden Zahlungen. Und dann war da auch ein E-Mail, das in Schaffhausen jüngst die Runde machte. Der anonyme Verfasser beschreibt darin die Missstände bei der grössten Baufirma in der Region und lässt auch an Marco Leu kein gutes Haar.
Für den Chef zu viel des Guten. In einem SMS setzt Leu ein Kopfgeld auf den aus, der hinter dem E-Mail steckt: «Hiermit biete ich 2500.- für das Bekanntgeben des Verfassers. Ich bedanke mich im Voraus. Lg Marco Leu.»
Darauf angesprochen, will Leu nichts mehr zum SMS sagen. Nur so viel: «In diesem Zusammenhang bin nicht ich das Problem, sondern Menschen, die anonym solche Anschuldigungen und Unwahrheiten verbreiten, ohne dass die betroffene Person dazu überhaupt Stellung nehmen kann.»
Es wurde schon lange gemunkelt, dass es um die Leu Rüsi AG schlecht steht. Immer mehr Leute bekamen Wind von Verzögerungen und ausstehenden Zahlungen. Und dann war da auch ein E-Mail, das in Schaffhausen jüngst die Runde machte. Der anonyme Verfasser beschreibt darin die Missstände bei der grössten Baufirma in der Region und lässt auch an Marco Leu kein gutes Haar.
Für den Chef zu viel des Guten. In einem SMS setzt Leu ein Kopfgeld auf den aus, der hinter dem E-Mail steckt: «Hiermit biete ich 2500.- für das Bekanntgeben des Verfassers. Ich bedanke mich im Voraus. Lg Marco Leu.»
Darauf angesprochen, will Leu nichts mehr zum SMS sagen. Nur so viel: «In diesem Zusammenhang bin nicht ich das Problem, sondern Menschen, die anonym solche Anschuldigungen und Unwahrheiten verbreiten, ohne dass die betroffene Person dazu überhaupt Stellung nehmen kann.»
Ohne Geld vom Staat kommt Stefan Benziger* aus. Er hat bereits wieder eine Stelle gefunden. «Mit Ausbildung und Abschluss hatte ich grosses Glück. Aber so geht es nicht vielen meiner ehemaligen Kollegen.»
Die Hoffnung ist gering
Dass sein Ex-Chef trotz des Konkurses der Leu Rüsi Bau AG bereits wieder eine neue Firma gegründet hat, stösst Benziger sauer auf. Während er und die anderen Angestellten im Seich seien, könne er schon wieder Geschäfte machen. «Dabei schuldet er auch mir noch rund 30'000 Franken Lohn!» Die Hoffnung, dass er den Betrag jemals noch zu sehen bekommt, hat Benziger aber aufgegeben.
Und Marco Leu? Auf Anfrage von BLICK nimmt der 37-Jährige nur noch zurückhaltend Stellung. Eine Entschuldigung gibt es von ihm keine. Auf die Frage, was er den ehemaligen Angestellten mitteilen möchte, geht Leu nicht ein. Stattdessen verweist der Bauunternehmer auf eine Mitteilung, die er verschicken liess.
Darin sagt Leu: «Ich war während der ganzen kritischen Phase für meine Mitarbeiter und ihre Anliegen ansprechbar. Es ist nicht die Aufgabe eines Unternehmers, seine persönlichen Sorgen und Probleme mit seinen Mitarbeitenden zu teilen. Nach der Finanzierungsrunde im Herbst 2018 war ich überzeugt, die Probleme gelöst zu haben. Auch meine Lösungssuche und die wiederholten Anträge bei Gericht dienten dazu, Probleme zu lösen oder zumindest Rechtsklarheit – auch für meine Mitarbeitenden – zu schaffen.»
* Name geändert