Schon wieder ein Fall fürs Veterinäramt: Im St. Galler Dorf Andwil SG wurden Ende Oktober neun American XXL-Bullys – darunter sechs Welpen – beschlagnahmt. Der Zugriff auf dem Bauernhof fand «aufgrund wiederholter Verstösse der Halter gegen die Tierschutz- und Tierseuchengesetzgebung» statt. Das erklärt Albert Fritsche, Amtsleiter und Kantonstierarzt beim Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen des Kantons St. Gallen auf Anfrage von BLICK.
Veterinäramt und Polizei marschierten an einem Freitag auf dem Bauernhof auf. Die Halter waren nicht vor Ort, erfuhren telefonisch vom Zugriff. «Wir mussten unverzüglich handeln, da die Tierhaltung in der angetroffenen Situation nicht weiter geduldet werden konnte», sagt Fritsche. Insbesondere habe es sich um eine «problematische Vermehrung einer Hunderasse» mit hohen Ansprüche an Haltung, Pflege, Aufzucht und Sozialisierung gehandelt. Die Welpen seien zudem nicht registriert gewesen.
Ein Augenschein vor Ort zeigt: Der Bauernhof liegt abgelegen. Weit draussen auf dem Feld, kurz vor einer bewaldeten Anhöhe. In einer Holzhütte mit eingezäuntem Auslauf ist Stroh auf dem Boden verteilt. Zwei Wärmelampen hängen von der Decke. Sonst wirkt das einstige Quartier der XXL-Bully-Welpen karg.
«Tierhaltung konnte nicht weiter geduldet werden»
Hugo Meier (32), Hundebesitzer und Züchter der Listenhunde, ist ausser sich. «Die Beamten haben meine American XXL-Bullys geklaut», sagt er zu BLICK. Erst letztes Jahr hatte der 32-Jährige aus Bütschwil SG angefangen, selbst Bullys zu züchten – zusammen mit seinem Kollegen Andreas Brunner (28).
Bully-Züchter Meier: «Ich weiss nicht, wie es meinen Hunden geht.» Er prangert das Vorgehen des Veterinäramts an: «Das geht doch nicht, dass uns die Hunde ohne Verfügung und rechtliche Grundlage weggenommen werden.» Ganz anders die Darstellung des Veterinäramts: Den Besitzern sei rechtliches Gehör gewährt worden – davon hätten sie jedoch keinen Gebrauch gemacht. Die Verfügung betreffend der Beschlagnahmung wollte man den Züchtern nachträglich zustellen. Bisher ist diese nicht eingetroffen.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Züchter ins Visier der Behörden gerieten. «Die Halter der Hunde wurden vorgängig von uns mehrfach mündlich und schriftlich auf die Missstände hingewiesen und deren Behebung eingefordert», sagt Fritsche.
Bully-Züchter halten neuen Standort geheim
Nebst der beschlagnahmten Welpen gehört Meier XXL-Bully Thor (2). «Zum Glück war Thor in meiner Wohnung und nicht auf dem Bauernhof, sonst hätten sie ihn auch noch mitgenommen.» Ob das Veterinäramt weitere Beschlagnahmungen vollstreckt, bleibt offen. «Wie es weitergeht mit den übrigen Hunden hängt von den Ergebnissen weiterer Kontrollen und dem Verlauf des Verfahrens ab», sagt Fritsche.
Die Bully-Züchter haben derweil ein neues Domizil für ihre Hunde bezogen – ein Standort ausserhalb des Kantons St. Gallen. Meier macht sich auch Sorgen um seinen Ruf als Züchter. Die Welpen hätten längst an ihre neuen Besitzer übergeben werden sollen. Nun müsse er die Käufer vertrösten.