Motorfluggruppe Oberengadin kritisiert Bericht zum Diavolezza-Crash
«Die Sust arbeitete unsauber!»

Der Unfallbericht zeigt: Beim Absturz mit drei Toten bei der Diavolezza in Pontresina GR überliess der Pilot (†61) das Steuer einem 14-Jährigen. Die betroffene Motorfluggruppe kritisiert die Arbeit der Sust.
Publiziert: 18.01.2019 um 17:17 Uhr
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Aktualisiert: 18.01.2019 um 17:32 Uhr
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Kannte den Unglückspiloten persönlich: Christian Gartmann, Sprecher der Motorfluggruppe Oberengadin.
Foto: fotoswiss.ch
Anian Heierli

Der 4. August 2017 war ein schwarzer Tag: In der Region Diavolezza GR stürzt eine Piper PA-28 ab. Die Maschine schlägt in 2870 Metern Höhe auf dem Boden auf. Der Pilot (†61) und zwei 14-jährige Jugendliche sterben. Eine 17-Jährige überlebt schwer verletzt. Sie ist eine wichtige Zeugin bei der Rekonstruktion des Unglückshergangs.

Am Freitag veröffentlichte die Schweizerische Unfalluntersuchungsstelle (Sust) den Schlussbericht (BLICK berichtete). Das Fazit ist klar: Der Pilot ist schuld. Die Ermittler führen den Absturz auf menschliches Versagen zurück: «Der Unfall ist auf eine ungeeignete und risikoreiche Flugtaktik zurückzuführen.»

Entscheidender Satz im Schlussbericht geändert

Die Jugendlichen waren Teil eines Aviatiklagers in S-Chanf GR. Am verhängnisvollen Morgen führt der Pilot der Piper mit der Gruppe eine Lufttaufe durch – in der Szene bekannt als erster Flug. Dabei überlässt er laut der Sust einem 14-Jährigen das Steuer – obwohl der Pilot keine Fluglehrerausbildung hatte. Dazu schreiben die Ermittler: «Der Entscheid, in einer anspruchsvollen Phase die Steuerführung an eine des Fliegens unkundige Person zu übertragen, hat direkt zum Unfall beigetragen.»

Den 14-Jährigen treffe keine Schuld – schliesslich sei er zum ersten Mal in einem Flugzeug gesessen. Nun kritisiert der Sprecher der Motorfluggruppe Oberengadin, Christian Gartmann, den Bericht. Er fliegt selber seit 27 Jahren, kannte den Unglückspiloten und war nach dem Absturz 2017 offizieller Mediensprecher.

Er stellt klar: «Die Sust arbeitete unsauber!» Er zeigt BLICK eine frühere Version des Unfallberichts vom 9. Mai 2018. Darin steht: «Die Übergabe der Steuerführung an den Passagier in einer anspruchsvollen Phase trug nicht zur Entstehung des Unfalls bei.» 

Passagierin konnte Hand des Piloten nicht sehen

Die Version im Schlussbericht sei eine Kehrtwende um 180 Grad. Der aktuelle Schlussbericht der Sust stütze sich auf Aussagen der 17-jährigen Überlebenden. Diese sagte aus, dass der Pilot das Steuer dem 14-Jährigen überlassen hatte. Danach habe er ihm Anweisungen gegeben, wo er durchfliegen soll. Doch Gartmann zweifelt und weist auf eine bestimmte Stelle im Bericht hin. Dort heisst es: «Ob der Pilot weiterhin die Hand am Steuer hielt, konnte die Passagierin von ihrer Sitzposition aus nicht sehen.»

Vielmehr glaubt Gartmann an ein medizinisches Problem. Beim Piloten seien erhöhte Kohlenmonoxid-Werte festgestellt worden. Er war mit dem Unglückspiloten befreundet und könne sich nicht vorstellen, «dass dieser beim Fliegen bewusst ein Risiko auf sich nahm».

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