Schreckliche Szenen in Haldenstein GR. In der Nacht auf Samstag raste der portugiesische Lernfahrer R. F.* (18) viel zu schnell in eine langgezogene Rechtskurve auf einer Nebenstrasse direkt beim Rhein. Der weisse BMW gerät ins Schleudern, kommt von der Strasse ab und drückt eine Verkehrstafel um. Dann knallt das Auto gegen einen Stromkasten aus Beton. Zerstört bleibt der Wagen auf der Wiese liegen.
Beim Aufprall sitzt der junge Türke Anil Ciftci (†17) hinten links. Genau auf seiner Höhe prallt der Wagen gegen den Betonkasten. Die Wucht ist so stark, dass die Hintertür abreisst. Anil hat keine Chance. Er stirbt noch auf der Unfallstelle.
Freund: «Ich zog ihn nach dem Unfall aus dem Auto»
Auch A. S.* (16) sass mit auf dem Rücksitz. Im Gegensatz zu Anil hat er grosses Glück. Er kommt mit leichten Verletzungen im Gesicht und am Arm davon. Gestern besuchte der Teenager aus Chur nochmals die Unglücksstelle. Mit Tränen in den Augen sagt er zu BLICK: «Ich muss Abschied von Anil nehmen.» Er erinnert sich: «Sofort nach dem Crash zog ich ihn aus dem BMW auf die Wiese.» Er schluckt: «Ich hatte Angst, das Auto könnte brennen. Doch Anil war schon tot.»
In seine Trauer mischt sich auch Wut auf den Fahrer: «Er log uns eiskalt an. Er sagte, er habe die Autoprüfung gemacht. Den BMW hatte er von seinem Vater.» Doch damit nicht genug: «Er fuhr mit 120 km/h in die Kurve. Wir sagten noch, du bist viel zu schnell. Und nach dem Unfall lief er einfach weg – aus Angst vor der Polizei.»
Gedenkstunde in der Churer Altstadt
Die vier Mitfahrer bleiben vor Ort, verständigen die Rettungskräfte. Doch es ist zu spät. Die Sanität kann nur noch den Tod des jungen Türken feststellen. Die Strolchenfahrt endet im Drama. Das Glück von Familie Ciftci ist zerstört. Sie wissen: Nichts wird mehr so sein, wie es war.
Zusammen mit Freunden nahmen die Angehörigen gestern Nachmittag in der Churer Altstadt Abschied von ihrem geliebten Anil. Noch können sie kaum über den Verlust sprechen: «Wir sind froh, dass so viele gekommen sind. Einige sind heute sogar extra aus dem Ausland angereist.»
«Er war ein wunderbarer Mensch»
Insgesamt sind es rund 100 Personen, die Anil die letzte Ehre erweisen. Viele von ihnen tragen ein Foto des Verstorbenen auf dem Herzen. «Wir haben unseren Freund verloren. Anil war ein wunderbarer Mensch», sagt einer seiner Kollegen. Und weiter: «Wir werden ihn nie vergessen und ihn für immer in Erinnerung behalten.»
Von der grossen Anteilnahme zeugen auch die vielen Blumen auf der Unfallstelle. Nun ermittelt die Kantonspolizei Graubünden zusammen mit der Staatsanwaltschaft die genauen Umstände, die zum Unfall führten. BLICK-Recherchen zeigen: Der Unfallfahrer wurde bereits ein erstes Mal einvernommen.
* Namen von der Redaktion geändert