Ausgerechnet in Basel
Herzog & De Meuron schmeissen Kita raus

Ausgerechnet wegen des Basler Aushängeschilds, des Architektur-Büros von Herzog & de Meuron, muss eine Kita mitsamt ihren 32 Kindern den Platz räumen. Dabei ist noch völlig unklar, was mit der Liegenschaft im Kleinbasel passieren soll.
Publiziert: 08.06.2018 um 19:08 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 23:00 Uhr
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Die Kita mit Spielplatz direkt vor dem Haus liegt unmittelbar am Basler Rhein.
Foto: Stefan Bohrer
Andrea Cattani

Eine bessere Lage hat in Basel wohl keine Kindertagesstätte: Die Familea-Kita an der Oetlingerstrasse 2 im Kleinbasel bietet ihren Kindern einen modernen, eingezäunten Spielplatz vor dem Haus und einen herrlichen Blick auf den Rhein sowie das gegenüberliegende Ufer. Doch mit dem Idyll ist es für die Kinder bald vorbei. Noch in diesem Sommer wird die Kita aus dem Haus geworfen – ausgerechnet vom renommierten Basler Architektur-Büro Herzog & de Meuron.

Kita muss Ende August schliessen

Noch vor wenigen Wochen hoffte das gesamte Betreuerteam der Kita, den Betrieb für die aktuell 32 Kinder wenigstens bis zum Sommer 2019 weiterführen zu können. Sogar der Mietzins für die Zeit war bereits besprochen. «Als wir im April dann mit den Verantwortlichen zusammengesessen sind, um letzte Details zu klären, kam der Schock», sagt Monika Bitterli zu BLICK. Die 55-jährige Baslerin ist Geschäftsführerin des Vereins Familea, der neben diversen Kitas unter anderem auch ein Kinderheim, eine Frauenberatungsstelle auch einen Pflegefamiliendienst am Rheinknie betreibt. An der Oetlingerstrasse ist jedoch per 31. August Schluss.

Monika Bitterli, Geschäftsführerin des Basler Vereins Familea.
Foto: Zvg

Dass man früher oder später aus dem Haus direkt am Fluss ausziehen werden müsse, sei schon länger bekannt gewesen, erklärt Bitterli. Wie ein Bericht der Basler «Tages Woche» zeigt, hatte Herzog & de Meuron die Liegenschaft, zu der auch rund 30 Wohnungen gehören, im vergangenen Jahr von einer Novartis-Stiftung gekauft. Doch gegenüber dem Kita-Team habe das Unternehmen zunächst signalisiert, dass in den nächsten zwei bis vier Jahren noch kein Umbau geplant sei.

«Wir suchen nach einem neuen Platz im Quartier»

Der Hauptsitz von Herzog & de Meuron liegt direkt auf der anderen Seite des Rheins in Sichtweite der Kita. Auf Anfrage von BLICK bestätigt das Büro der weltbekannten Schweizer Architekten, dass man zwar Gespräche für eine temporäre Weiterführung der Kita geführt habe. Zuerst hätte jedoch eine «zufriedenstellende Gesamtlösung für das Objekt und sämtliche Mietparteien», gefunden werden müssen, heisst es in einer schriftlichen Antwort.

Für den Kita-Betrieb bedeutete diese Ungewissheit das Ende. Bitterli erklärt: «Wir müssen den Eltern und Kindern eine gewisse Planungssicherheit bieten können. Unter diesen Umständen war dies aber nicht mehr möglich. Darum müssen wir die Kita in diesem Sommer schliessen.» Besonders absurd: Gemäss Herzog & de Meuron ist bis heute noch gar nicht klar, was mit den Räumlichkeiten der Liegenschaft konkret passieren soll.

Die Kita im Kleinbasel muss die Türen Ende August schliessen.
Foto: Zvg

Auch wenn viele Kita-Kinder jetzt ihr gewohntes Umfeld und viele Gschpänli verlieren werden, hat Bitterli doch noch gute Nachrichten: «Alle Kinder und auch alle Angestellten konnten mittlerweile andernorts unterkommen. Der Verein sucht aber wieder nach einem Platz für eine neue Kita im Quartier.» Nochmals wird er kaum eine derart attraktive Lage dafür finden.

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