Nach Verbot in Deutschland
Wird die Schweiz Zufluchtsort für Reichsbürger?

Das Verbot des «Königreichs Deutschland» betrifft auch den Statthalter in der Schweiz. Dessen Haus wurde auf Ersuchen der deutschen Justiz durchsucht. Die Schweiz könnte nun zur Drehscheibe der Reichsbürger werden.
Publiziert: 13:13 Uhr
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Aktualisiert: 13:27 Uhr
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Der selbst ernannte König Peter Fitzek sitzt in Untersuchungshaft.
Foto: AFP

Darum gehts

  • Hausdurchsuchung bei Schweizer Statthalter von Königreich Deutschland
  • KRD-Anhänger in der Schweiz versuchen, Spuren zu verwischen und Kommunikation zu löschen
  • Experten schätzen etwa 100 Personen mit engem Kontakt zum KRD in der Schweiz
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Das Königreich Deutschland (KRD) hat zahlreiche Anhänger in der Schweiz. Sie haben Seminare besucht, falsche Konti mit der eigenen KRD-Währung eröffnet, sich bei der Krankenkasse des Königreichs versichert und den selbst ernannten König Peter Fitzek (59) in die Schweiz eingeladen.

Vor einigen Tagen hat das deutsche Bundesinnenministerium das KRD verboten, vier Männer wurden verhaftet. Fitzek sitzt inzwischen in Untersuchungshaft. Er hatte die Reichsbürger-Gruppe im Bundesland Sachsen-Anhalt gegründet. In der Schweiz kam es im Zug der Verhaftungen zu einer Hausdurchsuchung im Kanton Solothurn, das Bundesamt für Justiz gewährte Deutschland Rechtshilfe.

Fitzeks Finanzmann

Nach Informationen von Blick betraf die Hausdurchsuchung den engsten Vertrauten Fitzeks in der Schweiz. Er war an illegalen Bank- und Versicherungsgeschäften für das KRD beteiligt und wurde einst von der deutschen Finanzdienstleistungsaufsicht sanktioniert. Diese untersagte dem Reichsbürger Ende 2023 «die Anbahnung, den Abschluss und die Abwicklung von Einlagen und Versicherungsgeschäften».

Zudem wurde der im Bundesland Baden-Württemberg ansässige, zur KRD-Leitung gehörende Schweizer angewiesen, illegal getätigte Geschäfte rückgängig zu machen.

Spuren verwischen

Das KRD hat in der Schweiz eine stattliche Anhängerschar – Experten gehen von 100 Personen mit engem Kontakt zum KRD aus. Zudem bestehen Verbindungen zum rechtsextremen österreichischen Aktivisten Martin Sellner (36), der sich verschiedentlich mit Fitzeks Schweizer Statthalter austauschte.

In Telegram-Gruppen, in denen Schweizer KRD-Anhänger untereinander kommunizieren, macht sich seit dem Verbot von Fitzeks Königreich Unruhe breit. Aus den Gruppen-Namen ist KRD verschwunden, der «offizielle KRD Schweiz Telegram Kanal» tritt nun als «Schweiz Offiziell» auf, und die frühere «KRD Gruppe Schweiz» nennt sich jetzt «Gemeinwohl Gruppe Schweiz».

In den Gruppen auf Telegram schreiben besorgte Mitglieder, es seien «bei der Razzia» bestimmt auch Medien beschlagnahmt worden, die nun ausgewertet würden. Deshalb sei zu empfehlen, «die ganzen Sprachnachrichten und Kommunikationsverläufe zu den Kernmitgliedern zu löschen». Schliesslich wolle man alles so schwierig wie möglich machen für die Ermittler.

Seit 2023 in der Schweiz aktiv

Ende 2023 hatte das KRD in Basel einen Schweizer Auftakt-Anlass organisiert. Dort wurden zahlreiche Dienstleistungen angeboten, zum Beispiel die Eröffnung eines KRD-Bankkontos. Eine Bewilligung für Bank- und Versicherungstätigkeiten hatte das KRD dabei nie.

Fitzek hatte sein Fantasiekönigreich bereits 2012 gegründet und war in Deutschland schon mehrfach wegen illegaler Geschäfte belangt worden. Mit der Corona-Pandemie wuchs seine Anhängerschaft im Umfeld der Reichsbürgerbewegung stark an.

Neue Nummer 1?

Mit dem Verbot in Deutschland könnte die Schweiz für die Reichsbürger-Gruppe als Drehscheibe wichtiger werden, vermutet Extremismus-Experte Dirk Baier. Mit Fitzeks Schweizer Statthalter gebe es einen Brückenkopf hierhin.

Möglicherweise würden nun KRD-Anhänger in die Schweiz gehen, um hier unbeobachtet von den deutschen Behörden ihren Aktivitäten nachzugehen. Baier fügt an: «Der Schweizer Statthalter könnte nach Fitzeks Verhaftung die neue Nummer 1 im KRD werden.»

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