Jüdin wurde Opfer einer Spuckattacke im Vatikan
«Wir waren komplett schockiert»

Ein Schweizergardist soll in die Richtung zweier Jüdinnen gespuckt haben. Ein Opfer sieht darin «unverblümten Ausdruck von Judenhass».
Publiziert: 19:10 Uhr
|
Aktualisiert: vor 50 Minuten
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/4
Die Schweizergarde hat eine Untersuchung angeordnet. Hier Papst Leo XIV. mit dem Kommandanten Christoph Graf.
Foto: IMAGO/Avalon.red

Darum gehts

  • Antisemitischer Vorfall im Vatikan: Schweizergardist beleidigt und bespuckt jüdische Besucherinnen
  • Israelische Autorin Michal Govrin schildert Details des schockierenden Vorfalls
  • Der Gardist soll den Vorfall abgestritten haben
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Raphael_Rauch (1).jpg
Raphael RauchBundeshausredaktor

Nach einem mutmasslich antisemitischen Vorfall im Vatikan hat sich eine der zwei betroffenen Jüdinnen zu Wort gemeldet. Es handelt sich um die israelische Autorin Michal Govrin (74). «Wir waren komplett schockiert. So ein Vorfall ausgerechnet im Vatikan? Ein unverblümter Ausdruck von Judenhass in krassem Kontrast zu den Worten des Papstes am Abend zuvor», sagte Govrin dem österreichischen Kirchen-Portal «Kathpress»

«Und jetzt lügst du…»

Der Vorfall habe sich am Durchgang zum Petersplatz ereignet. Govrin war mit einer anderen Jüdin unterwegs. Ein Schweizergardist soll «mit tiefer Verachtung in unsere Richtung les juifs (die Juden) gesagt» haben, berichtete Govrin. «Wir schauten uns an und waren komplett schockiert.»

Daraufhin habe ihre Begleitung den Gardisten mit dessen Worten konfrontiert: «Du hast les juifs gesagt!» Der Gardist soll dies abgestritten haben. Daraufhin habe ihre Begleitung gesagt: «Und jetzt lügst du…» Dann habe der Leibwächter des Papstes «verächtlich in unsere Richtung» gespuckt. «Als wir uns bei den vatikanischen Behörden beschwerten, entschuldigte sich der Vorgesetzte ausgiebig und sagte, der Wachmann werde untersucht. Doch der Vorfall hinterliess definitiv Spuren.» 

EDA verurteilt Antisemitismus

Für Govrin zeige der Vorfall, «wie tief die Stereotypen über Juden im Bewusstsein und Unterbewusstsein der christlichen Gläubigen offenbar immer noch verankert sind». In Rom sei – an einem anderen Ort – ein Rabbiner auf der Strasse angespuckt worden. «Die Atmosphäre war insgesamt angespannt.»

Die Schweizergarde hat eine Untersuchung angekündigt. Auch das Aussendepartement EDA ist informiert. «Die Botschaft der Schweiz beim Heiligen Stuhl hat von den Vorwürfen Kenntnis genommen und steht in Kontakt mit der Päpstlichen Schweizergarde», teilt das EDA Blick mit. «Unabhängig vom konkreten Fall verurteilt das EDA alle antisemitischen Äusserungen und Handlungen.»

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen