Als Sylvia Müller (87) gestern aus dem Luzerner Corona-Impfzentrum im Messegelände kommt, ist ihr die Erleichterung anzusehen. Ihr wurde endlich ihre erste Impfdosis gespritzt. Die Rentnerin leidet seit einem Infarkt vor zehn Jahren an Herzschwäche. Kombiniert mit ihrem hohen Alter macht sie das zur Hochrisikopatientin.
Im Kanton Luzern wurden bereits 20'600 Erstimpfungen durchgeführt – doch Müller war noch nicht darunter. «Warum musste ich so lange warten?», fragt die Seniorin. «Ich habe mich und meinen Mann ja schon im Januar angemeldet.» Die pensionierte Sekretärin regt sich auch auf, dass viele Jüngere offenbar bereits ihre zweite Impfdosis erhalten haben.
Kontakte nur auf Distanz
Seit dem Ausbruch der Pandemie hält sich die Rentnerin streng an die Vorgaben des Bundes: «Wir haben unsere Tochter und unsere Enkelin nur noch kurz und von weitem gesehen. Wir treffen generell keine Leute mehr. Diese Isolation ist schwer.»
Jetzt, nachdem die erste Impfung gemacht ist, ist sie optimistisch. Dennoch: Das Warten hat noch kein Ende. «Am 31. März haben wir den zweiten Termin. Erst 14 Tage danach haben wir dann den vollen Impfschutz und können unsere Lieben wieder treffen», so Müller.
Erst auf Nachfrage gab es Antworten
Schuld am langen Warten ist die Knappheit der Impfdosen. Am 18. Januar hatte Sylvia Müller sich und ihren Mann für die Impfung angemeldet. «Danach passierte erst mal nichts», erinnert sie sich. Nur: «Als ich am 1. Februar per E-Mail nachfragte, erhielt ich prompt die Antwort, dass es leider keine Impfdosen mehr gebe.»
Zehn Tage später hakte die Rentnerin nochmals nach. «Ich wollte wissen, warum ich als Risikopatientin keinen Termin kriege.» Prompt folgte die Antwort: «Wir können keinen Einfluss auf die Reihenfolge nehmen.» Denn: Laut Gesundheitsdepartement spielt es bei den über 75-Jährigen keine Rolle, wie alt man ist oder ob man an einer Vorerkrankung leidet.
Impftermin dann überraschend per SMS
Das Ende des bangen Wartens kam dann überraschend. Ende Februar wurden dem Paar die beiden Impftermine mitgeteilt – per SMS. Laut dem Gesundheitsdepartement des Kantons Luzern warten noch immer 3500 Personen im Alter von über 75 Jahren auf einen Impftermin. Immerhin: Sofern der Impfstoff wie geplant eintrifft, erhalten sie die erste Dosis noch im März und die zweite dann im April. Die 11'500 chronisch Kranken unter 75 Jahren, die ebenfalls noch auf einen Termin warten, sollen offiziell bis spätestens Anfang Mai durchgeimpft werden können. Es ist also weiter Geduld gefragt.