Handschuhe im Klassenraum, aber Massenandrang in der Mensa
Keine Quarantäne für Zivis trotz positivem Coronafall

240 Personen nahmen vergangene Woche in Schwarzsee FR an einer Zivildienst-Ausbildung teil. Trotz positivem Corona-Fall wurde der Kurs fortgesetzt. Teilnehmer sind besorgt. Der Zivildienst hält an seinem Schutzkonzept fest.
Publiziert: 12.08.2020 um 10:52 Uhr
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Aktualisiert: 12.08.2020 um 11:36 Uhr
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Im Zivildienst-Ausbildungszentrum in Schwarzsee FR wurde letzte Woche Schulter an Schulter gegessen.
Foto: zVg.
Anian Heierli

Über 50 Personen sitzen in der Mensa, Schulter an Schulter, zu acht an einem Tisch. Es sind Fotos aus dem Zivildienst-Ausbildungszentrum in Schwarzsee FR, die BLICK vorliegen. Sie entstanden letzte Woche und zeigen deutlich, wo Schutzkonzepte an ihre Grenzen kommen.

240 Zivis besuchten von Montag bis Freitag einen obligatorischen Ausbildungskurs in Schwarzsee. Am Dienstag wurde eine Person unter ihnen krank und positiv auf Covid-19 getestet. Zwar wurde der Erkrankte heimgeschickt und in Quarantäne gesteckt. Doch für alle anderen ging die Ausbildung weiter. Der Entscheid sorgt bei den restlichen Zivis für rote Köpfe. «Das ist fahrlässig», sagt Teilnehmer Florian A.* (21) zu BLICK.

«Einige von uns sind jetzt im Altersheim»

Er mache sich grosse Sorgen: «Einige von uns wurden nach dem Kurs direkt zu einem Einsatz im Altersheim oder in der Kindertagesstätte eingeteilt. Die Ausbildung hätte man abbrechen müssen.» Er empfand das Schutzkonzept als widersprüchlich. «Im Unterricht trugen wir Masken. Blätter gaben wir mit Handschuhen weiter. Dagegen sassen wir in der Mensa eng zusammen, fassten das Besteck alle aus einem Behälter und assen morgens vom selben Buffet.»

A. ist sauer: «Ich weiss nicht, ob es noch weitere positive Fälle gibt. Die Symptome können ja erst zehn Tage später auftreten.» Er stellt klar: «Obwohl wir unsere Bedenken äusserten, wurde nichts am Konzept im Speisesaal geändert.» Das Bundesamt für Zivildienst bestätigt BLICK den positiven Corona-Fall: «Ein Teilnehmer, der am Montagmittag die Ausbildung begann, wurde am Dienstag frühmorgens mit Krankheitssymptomen unter Auflagen entlassen.» Die Person habe sich auftragsgemäss testen lassen. Das positive Resultat sei am Mittwoch vorgelegen.

Keine weiteren Fälle bekannt

Bislang sind dem Amt keine weiteren Corona-Fälle bekannt. Mehrere Teilnehmer, die frühzeitig entlassen wurden, hatten negative Resultate. Doch weshalb wurde die Ausbildung trotz des Covid-19-Falls weitergeführt? Zum Vergleich: Nachtclub-Besucher müssen in Quarantäne, wenn sich herausstellt, dass ein Partygast das Virus hatte.

Das Bundesamt für Zivildienst befolgte die Empfehlung des Freiburger Kantonsarztes. Dieser verordnete für 14 Personen, die engen Kontakt zum Patienten hatten, eine Masken-Tragpflicht. Zwei Teilnehmer wurden vorsorglich in Quarantäne geschickt.

BLICK stellte die Anfrage am Montag. Ebenfalls seit Montag muss nun in allen Räumen des Ausbildungszentrums eine Maske getragen werden. Das Bundesamt für Zivildienst erklärt, dass beim Essen auch letzte Woche die 1,5-Meter-Abstandsregel galt. Ob diese eingehalten werde, lasse sich schwer eruieren. Die Bilder zeigen was anderes. Das Besteck wird jetzt jedenfalls einzeln in Tüten ausgegeben. Man appelliert an die Eigenverantwortung: «Wer am Kurs war und Symptome hat, soll in Quarantäne und sich testen lassen.» *Name geändert

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