Hypnose im Selbstversuch
Meine Augenlider zuckten unkontrolliert

Blick-Redaktor Jeremy Goy wagt den Versuch: Verändert Hypnose wirklich das Bewusstsein? Ein Erfahrungsbericht.
Publiziert: 17:17 Uhr
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Sollten therapeutische Gespräche keine spürbaren Fortschritte bringen, kann Hypnose eine Alternative sein, findet Blick-Redaktor Jeremy Goy (r.).
Foto: Philippe Rossier

Die Hypnosesitzung von Hanna B. mitzuerleben, hatte mich neugierig gemacht. In der Praxis Find Your Way von Michael Nyffenegger in Zürich wollte ich nun selbst herausfinden, wie sich ein Trancezustand anfühlt.

«Mach es dir ganz bequem und schliesse deine Augen.» Die Stimme – fast ein Flüstern – klingt ruhig und warm. Ich spüre, wie mein Herz vor Nervosität schneller schlägt, und schliesse die Augen. Ich werde gebeten, sie kurz zu öffnen und sie wieder zu schliessen, dies noch zwei Mal zu wiederholen und dabei tief durchzuatmen. Mit jeder Wiederholung und unter der Wirkung von Nyffeneggers ruhiger Stimme gleite ich ein Stück tiefer in die Trance.

Der Therapeut zählt langsam von fünf bis eins. Mit jeder Zahl werde ich ruhiger, die Gedanken fliessen langsamer. Vor meinem inneren Auge erscheint eine Treppe. Ich nehme Stufe für Stufe. Plötzlich fühlt sich mein Körper schwerelos an – beinahe wie im freien Fall. In den Händen und Füssen nehme ich ein Kribbeln wahr. Die Stimme bittet mich, einen Ort zu finden, der mir Sicherheit gibt: einen inneren Rückzugsort.

«Es ist gut so. Das ist normal»

Ich schlucke wieder und wieder – wie ich später erfahre, ein Zeichen, dass sich mein Körper zunehmend entspannt. Rechts breitet sich ein Strand mit glasklarem Wasser aus, links ein endloses Feld in der Natur. Ich fühle mich angekommen. Dann geschieht etwas Unerwartetes: Meine Augenlider beginnen unkontrolliert zu zucken – ein Moment der Unsicherheit entsteht: «Es ist gut so. Das ist normal», sagt Nyffenegger. In der Nachbesprechung erfahre ich: Dieses Zittern ist ein typisches Anzeichen des Trancezustands.

Nach etwa 20 Minuten holt mich der Therapeut zurück. Ich öffne die Augen. Die Welt wirkt kurz fremd. Es fühlt sich an, als würde ich mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen. Nach der Sitzung habe ich ein neues Verständnis für Hypnose gewonnen: eine Sphäre zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein, die je nach Person und Situation ganz unterschiedliche Wirkungen entfalten kann – ein ganz besonderer Zustand.

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