Die Bilder versetzen US-Politbeobachter in Aufruhr: TV-Aufnahmen vom Freitagmorgen früh zeigen, wie FBI-Beamte Kartonkisten aus dem Haus von John Bolton tragen. Trumps einstiger Sicherheitsberater gehört zu den lautstärksten Kritikern des US-Präsidenten – nun durchsuchten Agenten sein Anwesen bei Washington. Was passiert da gerade?
Grund für die Ermittlungen soll Boltons Umgang mit geheimen Regierungsdokumenten sein. Noch sind zu wenige Details bekannt, um ein Urteil über die Vorgänge zu fällen. Es drängt sich jedoch der Eindruck auf, dass mehr hinter der Aktion steckt: Rache, Einschüchterung – und ein Plan.
Eine von Trumps ersten Amtshandlungen war es, Bolton den Personenschutz durch den Secret Service zu entziehen. Nach der Razzia vom Freitag sagte er: «Ich bin kein Fan von Bolton. Er ist echter Abschaum.»
Vieles deutet darauf hin, dass der US-Präsident die Justiz instrumentalisiert, um einen politischen Widersacher zu kriminalisieren. Justizministerin Pam Bondi hat ihre traditionell eigenständige Behörde Trumps Willen unterworfen.
Die Repression gegen Bolton passt zum Vergeltungszug, den Trump in seiner zweiten Amtszeit gestartet hat. Das Signal ist klar: Wer mich kritisiert, handelt sich Probleme ein. «Das ist ein gefährlicher Schritt, die Trump-Regierung führt uns in den Faschismus», warnte gestern der ehemalige US-General und Oberbefehlshaber der US-Armee in Europa Ben Hodges.
Angeordnet hat die Razzia FBI-Direktor Kash Patel. In seinem 2023 erschienenen Buch «Government Gangsters» listet er 60 angebliche Mitglieder des «Deep State» auf. Bolton ist genauso darunter, wie diverse andere Ex-Regierungsleute gegen die Trump Verfahren angestrengt hat.
Kurz vor Trumps Amtsantritt fragte Blick John Bolton, ob er Angst um Amerikas Demokratie habe. «Nein», antwortete er. «Die Verfassung ist stark. Die Institutionen sind stark. Trump ist keine ernsthafte Bedrohung für die Freiheit unseres Landes.» Muss der konservative Republikaner gerade schmerzlich erfahren, dass er falsch lag?