Kommentar zum Frühfranzösisch
Mais oui!

Die Mehrsprachigkeit der Schweiz ist einzigartig. Deshalb: Mehr Frühfranzösisch, weniger Smartphones!
Publiziert: 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 26.07.2025 um 19:55 Uhr
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Die Schweiz würde politischen Suizid begehen, wenn sie tatsächlich am Frühfranzösisch rütteln würde, kommentiert Blick-Redaktor Raphael Rauch.
Foto: Thomas Meier
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Raphael RauchBundeshausredaktor

Sind Schweizer Kinder heute dümmer als früher? Sogar fauler als Kinder im englischsprachigen Teil von Kanada, die Französisch schon im Kindergarten lernen? Mais non! Die Debatte über das Frühfranzösisch geht von der falschen Annahme aus, zu viele Sprachen könnten die Kinder überfordern. Tatsächlich lautet die Diagnose: Die Schweiz hat ein Didaktik-Problem, keine Französisch-Malaise!

Egal ob Sport, Physik oder Fremdsprachen: Wer Kinder begeistert, sie motiviert und mitreisst, kann auch schwierige Inhalte vermitteln. Doch statt zu kämpfen, kapitulieren Lehrpersonen lieber. Aber mit der Abschaffung des Frühfranzösischen würde die Schweiz politischen Suizid begehen. Statt uns über diese Frage zu zerstreiten, sollten wir Wege suchen, wie aus dem Hass- ein Lieblingsfach werden kann.

Dabei sollte sich Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider stärker in die Debatte einbringen und wie ihr Vorgänger Alain Berset mit einem nationalen Sprachengesetz drohen. Oder die Kantone zumindest darauf hinweisen, dass es besser wäre, wenn sie ihre Hausaufgaben machen.

Die Schweiz mit ihren verschiedenen Sprachen, Kulturen und Religionen ist weltweit einzigartig. Und Unterricht folgt grundsätzlich nicht dem Motto von Pippi Langstrumpf: «Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt.» Lernen bedeutet auch Büffeln und Pauken. Wer den Smartphone-Übersetzer ausschaltet und stattdessen Französisch lernt, spürt rasch, dass es ziemlich sexy ist.

Die Sprache der Liebe verdient nicht nur am Nationalfeiertag mehr Wertschätzung.

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