Wirtschafts-Briefing von Nicola Imfeld über die Rolle der Finanzministerin im CS-Debakel
KKS verdient viel mehr Respekt

Die Rolle von Karin Keller-Sutter ging in den vergangenen zwei Wochen unter. Die Finanzministerin machte beim CS-Debakel eine gute Figur – dafür verdient sie Anerkennung, findet Blick-Wirtschaftsredaktor Nicola Imfeld.
Publiziert: 31.03.2023 um 09:50 Uhr
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Karin Keller-Sutter erklärte den Bankendeal vor zwei Wochen sachlich und abgeklärt.
Foto: keystone-sda.ch
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

Wir Schweizer suchen gerne das Haar in der Suppe. Das ist gar nicht mal so schlecht. Aber es ist nicht immer fair.

Gegen die Banken und die Banker schiesst man gerne – und das immer wieder zurecht. Die astronomisch hohen Bonizahlungen an die Manager sind kaum zu rechtfertigen. Sie sind gar skandalös, wenn eine Bank Verluste einfährt und Mitarbeitende entlassen muss – wie das bei der Credit Suisse in den vergangenen Jahren der Fall war.

Bei der CS haben die Verantwortlichen vieles falsch gemacht, dass es überhaupt so weit kommen konnte. Die oberste Verantwortung trägt der Verwaltungsrat. Aber auch die Politik, die Finanzmarktaufsicht (Finma) und die Nationalbank (SNB) haben es verpasst, rechtzeitig Gegensteuer zu geben. Harte Kritik und Fragen sind gerechtfertigt.

Gleichzeitig kam eine andere Betrachtungsweise in den vergangenen zwei Wochen zu kurz: dass eine Frau, die erst seit drei Monaten im Amt ist, die Welt vor einer möglichen globalen Finanzkrise bewahrt hat.

Karin Keller-Sutter, Kurzname KKS, war in diesem Monat als Finanzministerin in einem Mass gefordert, wie es Bundesräte nur selten sind. Sie hat innert Tagen und Stunden die richtigen Kontakte hergestellt und die Erzrivalen an einen Tisch gebracht. Und das Wichtigste: Sie ist zu einem Ergebnis gekommen, das sich angesichts der Umstände sehen lässt.

Wenn KKS sagt, die Übernahme der CS durch die UBS sei die beste aller schlechten Lösungen, hat sie recht. Die Alternative – eine Verstaatlichung der Credit Suisse – hätte enorme Risiken für die Steuerzahler mit sich gebracht.

Brilliert hat KKS bei der Pressekonferenz vor zwei Wochen nicht. Doch war sie die einzige am langen Tisch, die einen souveränen Eindruck hinterlassen hat. Sie erklärte dem Volk, das sich an jenem Abend zu Hunderttausenden zugeschaltet hatte, den Deal sachlich und abgeklärt.

Anders als andere Exponenten am Tisch ist sie in der Folge nicht auf Tauchstation gegangen. KKS stand ihre Frau, kommunizierte in den Medien offen und selbstbewusst.

So geht Krisenkommunikation. So schafft man Vertrauen. Hätten die CS-Verantwortlichen in den vergangenen Jahren ähnlich kommuniziert, wäre es kaum zu einem solchen Vertrauensverlust für die Bank gekommen.

Ob ein Konkurs oder eine ungeordnete Übernahme der CS gleich eine globale Finanzkrise zur Folge gehabt hätte – wie von KKS immer wieder behauptet –, werden wir nie wissen. Unbestritten ist: Die Verwerfungen an den globalen Märkten wären heftig ausgefallen.

Dass an den Börsen weltweit vorübergehend Ruhe eingekehrt ist, ist auch der Schweizer Finanzministerin zu verdanken. Es muss deshalb mal gesagt sein: Job well done, Karin Keller-Sutter.

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