Für normal empfindende Menschen gilt: Man sieht sich Leid nicht gerne an, wohl aus Angst, es könnte ansteckend sein. Deshalb geht man jeweils schnell weg, nachdem man einem Obdachlosen ungern einen Zweifränkler in die Hand gedrückt hat. Kommissar Faber (Jörg Hartmann) ist ein ähnlicher Fall. Dem sieht man, weil seine Frau und Tochter gestorben sind, schon seit 2012 beim depressiv – und deshalb, pardon, auch beim so richtig arschig sein – zu. Ich zumindest sehe ihm dabei nicht gerne zu.
Mein Pech, konzentriert sich die aktuelle Dortmunder Folge auf Faber und sein Leiden. Das fängt mit Halluzinationen seiner toten Familie an, und hört mit selbstzerstörischen Aktionen, die einen unrealistisch gespielten, falschen Doktor beinhalten, auf. Nun könnte man meinen, ein solches Psychogramm wäre spannend, oder man fühlte sich zumindest ergriffen oder würde mit dem Kommissar mitleiden.
Leider leidet man aber nicht mit, sondern an Faber: Nichts gegen Jörg Hartmann, den Schauspieler, als Person – aber die Rolle! Nur schon die Abgekämpftheit des Charakters Faber, der schmierige Bart, die stets ölige Haut, die stets völlig fertig aussehenden Augenringe, das immerzu fettige Haar, und die schlaf-knittrigen Kleider – Faber sieht aus, als würde er riechen. Kommt da nun auch noch selbstquälerisches Martyrium hinzu, steigert sich dieser Ekelfaktor bei mir fast ins Unermessliche. Kurzum: Ich will den nicht sehen. Und so kommt der letzte Satz der Folge, nämlich: «Er wirds über leben», fast als Enttäuschung, so schrecklich das klingt. Jemand erlöse Faber – und uns – endlich von seinem Leid.
Tatort «Inferno», 20.05 Uhr, SRF1
Sterne: Zweieinhalb von fünf.