Rentner Beat Karlen (73) zeigt umgebautes Elternhaus
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Von Grund auf renoviert:Rentner Beat Karlen (73) zeigt umgebautes Elternhaus

Vor Abriss gerettet
Rentner baut Elternhaus im Wallis liebevoll um

Der Heimweh-Walliser Beat Karlen (73), der ins Zürcher Oberland gezogen ist, hat in Törbel VS sein Elternhaus umgebaut. Aus dem einstigen Schandfleck, wurde ein Schmuckstück am Dorfeingang.
Publiziert: 18.04.2021 um 12:27 Uhr
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Aktualisiert: 19.04.2021 um 17:05 Uhr
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Am Dorfeingang von Törbel VS steht das umgebaute Mehrfamilienhaus von Beat Karlen.
Foto: Ramona Schelbert
Corine Turrini Flury

«Ich bin in Törbel aufgewachsen und habe schöne Erinnerungen an meine Kindheit und die Jugendjahre. Vor allem aber wollte ich das Werk meines Vaters erhalten», erklärt Blick-Leser Beat Karlen (73) den Umbau seines Elternhauses in der Walliser Gemeinde Törbel.

Mit 17 Jahren ist der gelernte Automechaniker, der nach diversen Weiterbildungen bis vor einem Jahr noch an einer Zürcher Fachhochschule unterrichtete, aus dem Wallis weggezogen. Seine Verbundenheit zu Törbel ist aber geblieben.

Nach dem Tod seiner Mutter stand das Mehrfamilienhaus, in welchem Beat Karlen mit sieben Geschwistern aufgewachsen ist, rund 15 Jahre leer. Seine Geschwister hatten kein Interesse am Haus, das 1950 von Vater Otto Karlen erbaut und mit der Familie bezogen wurde.

Ein Abriss des Elternhauses war für ihn aber keine Option. So kaufte der Rentner aus dem Zürcher Oberland 2013 das verwahrloste Haus. «Das war mein Geschenk an mich zur Pensionierung», erklärt er lachend. Er plante, im Mehrfamilienhaus, wo er seine Kindheit verbracht hatte, eine Seniorenresidenz mit Gemeinschaftsküche und einem Bistro im Erdgeschoss für sich und seine Ehefrau, sowie für andere Senioren einzurichten. Es sollte aber alles anders kommen.

Wohnungen statt Seniorenresidenz

Nachdem zwei Gemeinden Interesse am Seniorenprojekt gezeigt hatten, zogen sie sich zurück und Karlen entschloss sich, stattdessen fünf Wohnungen über dem geplanten Bistro im Erdgeschoss zu bauen.

Neben drei neuen Vierzimmerwohnungen sind jetzt zwei Zweizimmerwohnungen entstanden. Sämtliche der modernen Wohnungen mit grossen Balkonen am sonnigen Südhang sind barrierefrei, und an der Westfassade wurde am fünfstöckigen Gebäude ein Lift eingebaut.

Wo früher Karlens Kinderzimmer war, hat der Rentner jetzt für sich und Ehefrau Margrit (60) eine kleine Wohnung mit herrlichem Ausblick auf die Walliser Bergwelt. «Für uns sind die Wohnung und Törbel ein Kraftort», sagt der 73-Jährige.

Die restlichen Wohnungen im Mehrfamilienhaus sind vermietet und im Juni wird ein neuer Pächter das kleine Bistro übernehmen, das nach dem zweijährigen Gesamtumbau 2015 trotz der Planänderung eröffnet wurde.

Mit 70 Jahren hat Karlen sogar noch die im Wallis erforderliche Wirtefachprüfung absolviert und das Bistro zeitweise selber geführt.

Für Finanzierung Eigentumswohnung verkauft

Damit der Gesamtumbau finanziert werden konnte, verkauften Karlen und seine Ehefrau ihre Eigentumswohnung im Zürcher Oberland und bezogen eine Mietwohnung in Hinwil ZH.

Karlen hat seinen Hauptwohnsitz seit dem Start des Umbaus in Törbel und pendelt zwischen dem Wallis und Zürich. «Es ist einfacher, wenn man als Einheimischer einen Umbau macht und mehrheitlich vor Ort ist und mitarbeiten kann.»

Das alte Haus wurde fast komplett ausgehöhlt. 20 Tonnen Material musste von Karlen und den Handwerkern beim alten Mehrfamilienhaus herausgerissen und entsorgt werden. Unter anderem wurden die Statik und das Dach erneuert, Wände und zum Teil Decken herausgerissen, und die Fassade neu isoliert und verputzt, sowie mit Holz ortstypisch verkleidet.

Auch beim modernen Innenausbau findet sich viel Holz, und das Mehrfamilienhaus entspricht auch wärmetechnisch wieder den neuen Standards.

Unfreiwillige Mehrarbeit wegen Kostenüberschreitung

Zuweilen war Karlen aber mehr am Umbau beteiligt als ihm lieb war. «Die Kosten sind dem Architekten entglitten und er hat sich noch während des Umbaus zurückgezogen.»

So hat Beat Karlen mit lokalen Handwerkern den Hausumbau notgedrungen selber fertiggestellt, um die Kosten im Rahmen zu halten. Seine betriebswirtschaftlichen und technischen Kenntnisse, sowie seine handwerklichen Fähigkeiten und die gute gesundheitliche Verfassung haben es dem tatkräftigen Rentner ermöglicht, trotz den ungeplanten Hindernissen den kompletten Hausumbau erfolgreich und seinen Wünschen entsprechend abzuschliessen.

«Ich hatte immer das Ziel vor Augen und das Beste daraus gemacht. Jetzt ist es das schönste Haus in Törbel», freut sich der Rentner über sein gelungenes Umbauprojekt. Für die nächsten 50 Jahre sei das Haus jetzt wieder gut in Schuss.

Zukunftspläne des Rentnerpaars im Wallis

Mit dem neuen Pächter bleibt dem Heimweh-Walliser und seiner Ehefrau auch endlich mehr Zeit, die Schönheiten im Wallis zu geniessen und Ausflüge zu unternehmen.

Geplant ist, dass mit der Pensionierung von Ehefrau Margrit das Ehepaar ihr Rentnerleben da geniessen kann, wo Beat Karlen seine Wurzeln und Vater Otto mit dem Mehrfamilienhaus den Grundstein gelegt hat.

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