«In der Schweiz gehts nur um Arbeit und Geld»
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Familie kauft Haus in Texas:«In der Schweiz gehts nur um Arbeit und Geld»

Familie Streiff aus Otelfingen ZH ist in die USA ausgewandert
Zweiter Anlauf für neues Leben in Texas

Der Schweizer Martin Streiff (57) und seine Ehefrau Kim (54) aus Otelfingen ZH sind mit ihren drei Kindern nach Texas ausgewandert. Nicht zum ersten Mal lebt die Familie in den USA. Diesmal soll die Auswanderung für immer sein.
Publiziert: 18:54 Uhr
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Aktualisiert: 19:11 Uhr
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Kim und Martin Streiff haben sich zufällig im Jahr 2000 in St. Moritz in der Schweiz kennengelernt. Im selben Jahr reiste der Schweizer erstmals in die USA.
Foto: Zvg

Darum gehts

  • Familie aus Otelfingen ZH lebt in Texas
  • Schwere Krankheit der Schwiegermutter beeinflusste Entscheidung zur Auswanderung
  • Familie Streiff zahlt rund 2000 Franken monatlich für Viereinhalbzimmer-Einfamilienhaus mit Garten in Sherman
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Corine Turrini FluryRedaktorin Wohnen

Noch herrschen Temperaturen von über 30 Grad in Sherman im US-Bundestaat Texas, wo Familie Streiff aus Otelfingen ZH in einem Viereinhalbzimmer-Einfamilienhaus mit Garage und Garten für rund 2000 Franken monatlich zur Miete lebt. Es ist ein Mittelstand-Quartier, wo sich Haus an Haus reiht. «Hier in unserer Gegend ist nichts mit Cowboy-Hut, Pferden und öder Landschaft, wie sich viele Texas vorstellen. Wir haben viele Wälder und Seen, wo wir gern mit den Kindern und den Hunden spazieren, picknicken oder campen», sagt der Schweizer Martin Streiff. Ähnlich wie in der Schweiz, nur dass alles viel grösser und die Distanzen weiter seien – sei dies zur Schule für die Kinder, zum Sport, für Einkäufe in der Stadt oder zur Arbeit. «Ohne Auto geht nichts. Das ist das Einzige, das die Kinder hier manchmal stört. Sie sind für Fahrdienste mehr auf uns Eltern angewiesen als in der Schweiz», sagt der Familienvater. Dafür hat die Familie in Texas rund 300 Sonnentage im Jahr. Aber wenn es regnet, dann extrem. «Hier gibt es heftige Stürme und Unwetter, sodass es sehr schwere Überschwemmungen gibt – oder wie diesen Sommer Sturzfluten, bei denen zahlreiche Menschen in einigen Orten ums Leben kamen», so der Schweizer. Ein Damm, der vor einiger Zeit in Denison gebaut wurde, schützt die Einwohner der umliegenden Orte.

Beim Gespräch mit Blick ist Martin Streiff von seiner Hunderunde am Morgen mit den Hunden Boots und Buster zurückgekehrt. Ein sonniger, heisser Tag in Texas erwacht, während der Schweizer seine Auswanderergeschichte erzählt. Eine Geschichte, die nicht nur von eitlem Sonnenschein handelt.

Es sind schwierige Monate, die Familie Streiff aus Sherman im Bundesstaat Texas hinter sich hat, und Wunden, die noch nicht verheilt sind. Kim Streiffs Mutter ist erst im Juni 2025 verstorben. «Kims kranke Mutter war vor allem der Grund, dass meine Frau 2023 mit den Kindern wieder nach Texas zurückwollte, um ihre Geschwister bei der Pflege der Mutter zu unterstützen – sie wollte bei ihrer schwer kranken Mutter sein», sagt Martin Streiff. Es war das zweite Mal, dass Martin und Kim Streiff alles in der Schweiz aufgegeben haben und nach Texas ausgewandert sind.

Zufallsbegegnung im Engadin wurde zur Liebesgeschichte

Kim Streiff ist in den USA geboren und in Texas aufgewachsen. Im Samedan GR war sie als junge Dentalhygienikerin angestellt, als sie im Jahr 2000 in St. Moritz mit Freundinnen in einem Club einen Geburtstag feierte. Martin Streiff erzählt: «Ich war zum ersten Mal in St. Moritz für ein Wochenende mit einem Kollegen und zufällig am Abend im gleichen Klub wie Kim mit ihren Freundinnen. Ich habe meine Ehefrau sozusagen auf der Tanzfläche kennengelernt.» Bis 2005 führte er mit seiner amerikanischen Freundin eine Wochenendbeziehung. Er lebte und arbeitete in Zürich, sie im Engadin. «Oft waren wir auch im Haus meiner verstorbenen Eltern in Engi GL, das wir mit meinem Bruder und Kollegen renoviert hatten und wo wir ein Zimmer für uns hatten. Wir mögen beide die Berge, fahren gern Ski und wandern gern.»

An Weihnachten 2000 reiste das Paar erstmals gemeinsam zu Kims Eltern nach Texas. «Ich bin vorher viel und oft gereist, aber die USA haben mich nie gereizt», sagt der Schweizer. Das änderte sich, als das junge Paar während drei Wochen in den USA unterwegs war. Unter anderem in Colorado, Las Vegas und natürlich in Texas, wo Kim aufgewachsen ist. Dort verbrachte das Paar im Dezember 2000 Weihnachten mit Kims Familie im Elternhaus in Denison, einer Kleinstadt mit etwa 35’000 Einwohnern im Nordosten von Texas, angrenzend an den Bundesstaat Oklahoma. Der Schweizer verstand sich auf Anhieb auch mit Kims Familie gut. Vor allem mit Kims Vater verbrachte er viel Zeit: «Wir waren oft am See zum Fischen, und er beeindruckte mich, wenn er von seinem Leben und der Familie erzählte. Respekt, wie er mit seiner Frau die sieben Kinder aufgezogen hat.» Durch Kim und ihre Familie lernte der Schweizer bei den regelmässigen Besuchen über die Jahre nicht nur das Land, sondern auch den Lebensstil besser kennen und fand Gefallen daran.

2005 ist das Paar in Otelfingen ZH in eine gemeinsame Wohnung gezogen und hat im September in den USA geheiratet. Die älteren Töchter Chiara (19) und Sophia (17) sind in der Schweiz geboren. 2008 hat das Ehepaar beschlossen, seinen Lebensmittelpunkt mit den Kindern nach Texas zu verlegen, und lebte bis 2016 in Sherman, einer Nachbarstadt von Denison, in einem Haus zur Miete. Die jüngste Tochter Emilia (13) wurde dort geboren. «Damals war unsere Auswanderung nach Texas mehr ein Abenteuer. Die Lust auf Veränderung, mehr Wärme und Sonne – das reizte uns. Wir hatten aber trotz Kims Familie immer wieder Heimweh nach der Schweiz und waren oft im Haus meiner verstorbenen Eltern in Engi», sagt der dreifache Familienvater.

Probleme und Schicksalsschläge nach Rückkehr in die Schweiz

So kehrte die Familie mit den drei inzwischen schulpflichtigen Kindern zurück nach Otelfingen ZH in eine Mietwohnung und lebte wieder im Schweizer Alltag – mit täglicher Arbeit der Eltern und Schule der Kinder. Trotz Familie, Freunden und guten Jobs – er als IT-Manager, sie als Dentalhygienikerin – fühlte sich die Familie in der Schweiz irgendwann nicht mehr richtig heimisch und wohl. Das lag auch daran, dass Martin Streiff durch Druck, Stress und unverarbeitete Schicksalsschläge in jungen Jahren zunehmend psychisch angeschlagen war und seine Ehefrau durch die fortschreitende Demenz, die bei ihrer Mutter in den USA diagnostiziert wurde, ebenfalls immer mehr litt.

«Wir mussten unser Leben und unsere Zukunft neu überdenken und planen. Wir sind älter geworden und wussten, was uns in den USA erwartet. Uns war klar: Diesmal soll der Wegzug für immer sein», sagt Martin Streiff. Naheliegend war darum, dass die Ehefrau mit den Kindern möglichst bald nach Texas zur schwer kranken Mutter zieht, um sie zu pflegen, und Martin Streiff nachkommt. Es sei ein guter Entscheid gewesen, findet die ganze Familie. «Die Schulen sind gut, und Firmen im IT-Bereich boomen. Texas zählt zu den am meisten wachsenden Bundesstaaten in den USA», sagt Martin Streiff. Damit haben die drei Töchter, die zweisprachig aufgewachsen sind, auch gute berufliche Perspektiven. Tochter Chiara besucht dank Stipendium und guten Noten das Austin College – sie im Sommer auf den Campus gezogen.

Mit den anderen beiden Töchtern möchte das Ehepaar umziehen nach Denison in Kims Elternhaus. «Wir konnten das Haus kaufen und möchten es renovieren. Dieses Haus ist für Kim und mich mit vielen schönen Erinnerungen verbunden.» Noch räumt Kim mit ihren Geschwistern und allen Kindern das Elternhaus – ein schmerzlicher Prozess für die ganze Familie. Martin Streiff: «Trotz der schwierigen Umstände wurde unsere Beziehung durch die Auswanderung gestärkt, und auch mir geht es gesundheitlich wieder gut. Ich bin happy mit meiner Familie in Texas.» 

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