Wenn das Piercing weg soll
Und wie flickt man diese Löcher wieder?

Dermatologen entfernen nicht nur Tattoos. Sie stopfen auch Löcher. Jene, die von entfernten Piercings übrigbleiben.
Publiziert: 10.08.2011 um 12:09 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 21:50 Uhr
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Von Andrea Trueb

Ohrläppchen, Nasenflügel, Zungenspitzen, Brustwarzen, Augenbrauen und nicht zu vergessen der gesamte Intimbereich – keine Stelle des Körpers scheint davor gefeit, durchlöchert zu werden. Ringe, Stäbe und Stifte in den verschiedensten Farben schmücken die betreffenden Körperstellen und sorgen in der Gesellschaft kaum mehr für Aufregung.

Was aber geschieht, wenn die Freude am Körperschmuck vorbei ist? Lassen sich die Piercings spurlos entfernen?

Leider nicht, weiss Sarah Baumann aus Aarau. Die Mutter von zwei Kindern hat sich schon vor Jahren von ihrem Unterlippen-Ring getrennt – das Loch allerdings ist ihr seither erhalten geblieben. «Ich kann zwar keinen Schmuck mehr durchstechen, aber die Öffnung ist trotzdem gut sichtbar», sagt Baumann. Schlimm findet die 32-Jährige das Überbleibsel zwar nicht, weg hätte sie es trotzdem gerne.

Irgendwann soll der Schmuck dann weg

«Es ist meistens so, dass die Leute ab einem gewissen Alter ihre Piercings entfernen, sei es aus privaten oder beruflichen Gründen» sagt Hichem Turki vom Piercingund Tattoo-Studio «2nd Skin».

Wurde das Piercing über einen längeren Zeitraum getragen, hinterlasse es eine kleine, sichtbare Narbe. Seiner Kundschaft empfiehlt Hichem in solchen Fällen Narbencremes – oder aber den Gang zum Dermatologen.

«Die Löcher können tatsächlich ein Problem sein», sagt Marc A. Peter, Facharzt für plastische, wiederherstellende und ästhetische Chirurgie dazu. In der Tagesklinik Haus zum Steinfels in Winterthur liessen sich ab und zu Patienten die Piercing-Spuren entfernen. Die Behandlung werde nicht von der Krankenkasse bezahlt, so Peter: «Ausser, es sind medizinische Probleme vorhanden.» Der Mindestpreis für den Eingriff beträgt im Haus zum Steinfels 500 Franken.

Auch in der Klinik Artemedic in Olten SO werden «Piercing-Schäden» behoben (ab 600 Franken). Behandelt werden laut Alexander Just, Facharzt FMH für Dermatologie und Oberarzt in der Klinik, auch ausgerissene oder ausgedehnte Löcher von Ohrringen.

Das Loch wird einfach ausgestanzt

Die Aufwendigkeit des Eingriffes hängt vom Ort ab: Einfache verbliebene Löcher zum Beispiel nach Bauchnabelpiercing oder auch an den Augenbrauen können demnach lokal betäubt und behandelt werden. Dabei wird das «alte Loch» mit einem runden Messer ausgestochen und die so entstehenden, frischen Wundränder fein vernäht.

Bei Brustwarzen gehts nicht ganz so glatt

Etwas komplizierter sind laut Just Eingriffe an den Brustwarzen oder im Genitalbereich. Auch Medikamente oder Vorerkrankungen können die Behandlung erschweren – und verteuern.

Fest steht: Auch wenn entfernte Piercings bei manch einem unliebsame Spuren hinterlassen – im Vergleich zu anderen Praktiken und deren Folgen (siehe Text rechts) sind diese eindeutig harmlos.

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Halbiert und zugenäht
Piercings sind für die meisten Menschen nichts Aufregendes mehr. Andere Praktiken, die ebenfalls unter dem Begriff «Body Modification» zusammengefasst werden, irritieren nachhaltiger. So werden Gewebeteile gedehnt, Hautstücke abgezogen, Körperöffnungen zugenäht oder Gegenstände unter die Haut implantiert.

Auch die Spaltung der Zunge oder der Harnröhre gehören dazu – Verfahren, die eher an Folter denken lassen, als an Methoden, sich selber zu verschönern. «Dennoch geben viele Körperveränderte an, sich dank dem Eingriff schöner zu fühlen», schreibt Rhea Kälin in ihrer Dissertation von 2008.

Weitere Gründe sind die Suche nach extremen Erfahrungen, der Wunsch nach Einzigartigkeit, Gruppenzugehörigkeit, Protest sowie der Wunsch, einen Lebensabschnitt mit positivem oder negativem Hintergrund zu markieren. (ant)
Piercings sind für die meisten Menschen nichts Aufregendes mehr. Andere Praktiken, die ebenfalls unter dem Begriff «Body Modification» zusammengefasst werden, irritieren nachhaltiger. So werden Gewebeteile gedehnt, Hautstücke abgezogen, Körperöffnungen zugenäht oder Gegenstände unter die Haut implantiert.

Auch die Spaltung der Zunge oder der Harnröhre gehören dazu – Verfahren, die eher an Folter denken lassen, als an Methoden, sich selber zu verschönern. «Dennoch geben viele Körperveränderte an, sich dank dem Eingriff schöner zu fühlen», schreibt Rhea Kälin in ihrer Dissertation von 2008.

Weitere Gründe sind die Suche nach extremen Erfahrungen, der Wunsch nach Einzigartigkeit, Gruppenzugehörigkeit, Protest sowie der Wunsch, einen Lebensabschnitt mit positivem oder negativem Hintergrund zu markieren. (ant)
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