Was geschieht mit dem Leichnam eines Astronauten, der während einer dreijährigen Mission zum Mars stirbt? Wann sollten bei einem kranken Raumfahrer lebenserhaltende Massnahmen eingestellt werden, die wichtigen Sauerstoff verbrauchen? Sollte die NASA DNA-Tests einsetzen, um vor Langzeitflügen krankheitsanfällige Astronauten auszusortieren? Mit solchen praktischen und ethischen Fragen muss sich die US-Raumfahrtbehörde für ihre in 30 Jahren geplante Mars-Mission nun erstmals auseinander setzen.
In einem Ethik-Papier werden mögliche Probleme künftiger Mars- und Mondflieger durchgespielt. NASA-Ärzte und -Wissenschaftler hoffen, mit Hilfe unabhängiger Bioethiker und Mediziner in den kommenden Jahren Regeln für Kommandanten im All zu finden.
Ein Thema, das für die NASA lange Zeit ein völliges Tabu war, wird auch in dem Ethikpapier vorerst ausgespart: Sex im All. Früher oder später müsse man sich aber auch damit beschäftigen, räumt NASA-Berater Paul Root Wolpe ein, Bioethiker an der Universität von Pennsylvania. «Es muss eine Entscheidung über gemischt-geschlechtliche Crews getroffen werden, und darüber wird es heftige Debatten geben.»
Auf einige Gesundheitsfragen findet die NASA in dem Papier bereits konkrete Antworten. So dürfen etwa Astronauten auf Allflügen höchstens einer Strahlung ausgesetzt werden, die das Krebsrisiko während ihrer Laufbahn um drei Prozent erhöhen würde. Die maximale Wochenarbeitszeit wird auf 48 Stunden festgeschrieben.
Vor allem mit Blick auf den Umgang mit Tod und Krankheit heisst es hingegen lediglich, dass die NASA dafür noch Richtlinien braucht. «Es könnte eine Zeit geben, in der ein Risiko für Leib und Leben gegen den Erfolg der Mission abgewogen werden muss», sagte Wolpe. «Der Gedanke, dass wir das Wohlergehen eines Menschen stets über den Erfolg der Mission setzen werden, klingt gut, aber Entscheidungen müssen nicht immer notwendigerweise so gefällt werden.»