Eigentlich sind sie Baumbewohner – doch die meisten Koalas kommen am Boden ums Leben. Dabei verbringen die Tiere dort einer aktuellen Studie zufolge lediglich zehn Minuten pro Tag. Wie kann das sein? Genau das haben Forscher in Australien, der Heimat der Koalas, untersucht.
«Koalas leben überwiegend auf Bäumen, sind aber aufgrund grossflächiger Rodungen zunehmend gezwungen, sich am Boden fortzubewegen, was sie einem hohen Verletzungs- und Todesrisiko aussetzt», erklärte Studienleiterin Gabriella Sparkes von der Universität Queensland auf einer Biologentagung in Antwerpen.
In der Studie hatte sie die Bewegungen der Koalas detailliert untersucht, indem sie die Tiere mit GPS-Halsbändern ausstattete. Die Geräte zeichneten in kurzen Abständen ihren Standort auf, konnten zwischen Gehen, Klettern und Ruhen unterscheiden - und ermöglichten damit nach Angaben der Forschenden eine bislang unerreichte Feinanalyse.
Häufigste Ursachen sind Angriffe durch Hunde oder Kollisionen mit Autos
Ergebnisse: Die Beutelsäuger steigen gewöhnlich nur zwei- bis dreimal pro Nacht von den Bäumen - und durchschnittlich für etwa insgesamt zehn Minuten. Das mache weniger als ein Prozent der Zeit aus, erläuterte Sparkes.
Doch auf diese kurze Spanne entfallen einer früheren Studie zufolge rund zwei Drittel aller bekannten Todesfälle. Häufigste Ursachen sind Angriffe durch Hunde oder Kollisionen mit Autos.
Kürzere Distanzen zwischen geeigneten Bäumen
Aus diesen Erkenntnissen wollen die Forschenden ableiten, welche Umweltbedingungen für Koalas besonders gefährlich sind. Und wie man die Tiere, die auf der Roten Liste des Weltnaturschutzunion (IUCN) als «gefährdet» stehen, effektiver schützen kann.
«Wenn wir die Baumarten oder Lebensraumbedingungen identifizieren können, die Koalas dazu ermutigen, länger in Bäumen zu bleiben, können wir möglicherweise Landschaften so gestalten, dass die Notwendigkeit von Bodenbewegungen reduziert wird», wird Sparkes in einer Mitteilung zu dem Vortrag zitiert. Als Beispiele nannte sie etwa durchgehende Baumkronenverbindungen oder auch kürzere Distanzen zwischen geeigneten Bäumen.