Studie zeigt
Extreme Hochwasser häuften sich in den Alpen in früheren Warmzeiten

Historische Aufzeichnungen der vergangenen 10'000 Jahre zeigen, dass kleine Hochwasserereignisse im Alpenraum seltener wurden, wenn das Klima wärmer wurde. Aber: Unter diesen Klimabedingungen nahmen extreme Hochwasserereignisse in manchen alpinen Einzugsgebieten zu.
Publiziert: 27.01.2022 um 17:31 Uhr
Sedimentkern aus dem Oeschinensee: Der dunkle Balken am Rand markiert die Schicht, die die charakteristischen Hochwassersignaturen aufweist.
Foto: zvg / Universität Bern
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Extreme Hochwasserereignisse treten im Schnitt etwa nur alle hundert Jahre einmal auf. Gemäss der im Fachmagazin «Nature Geosciences» erschienene Studie häuften sich solche Naturkatastrophen in vergangenen Warmphasen, wenn das Klima um ein halbes bis rund ein Grad wärmer war. Dies betraf insbesondere kleine Einzugsgebiete im Alpenraum, die von einer lokalen Intensivierung extremer Niederschläge betroffen waren.

Zu diesem Schluss kommt ein internationales Team um Bruno Wilhelm von der französischen Universität Grenoble Alpes, nachdem es 7792 Hochwasserereignisse der vergangenen 10'000 Jahre analysiert hatte. Die Ereignisse rekonstruierten die Forschenden anhand von Bohrkernen, die aus Seen in der Schweiz, in Frankreich, Italien, Deutschland, Österreich und Slowenien stammten. Es sei die bisher umfassendste Rekonstruktion von Hochwasserereignissen an insgesamt 33 verschiedenen Standorten in den Alpen, teilte die Universität Bern am Donnerstag mit.

Das Risiko für Extremereignisse wird im Zuge des Klimawandels wohl zunehmen. Insbesondere für Gebirgsregionen wie die dicht besiedelten Alpen sei dies besorgniserregend, weil die Topographie und das Wetter plötzliche Überschwemmungen begünstigten, so die Forschenden. Zudem seien die Alpen besonders von der Klimaerwärmung betroffen, was mehr Starkregenereignisse verursachen würde. Die europäische Gebirgskette könnte daher in den kommenden Jahrzehnten zu einem der Brennpunkte von durch den Klimawandel verursachten Katastrophen werden, prognostizieren sie.

«Wir wollten beurteilen, wie sich die Hochwassergefahren in vergangen Warmphasen entwickelt haben», sagte Flavio Anselmetti, Mitautor und Geologieprofessor an der Universität Bern. «Denn es ist für die betroffene Bevölkerung von grosser Bedeutung, wie sich diese Risiken als Folge der heutigen Klimaerwärmung verändern.»

Die Forschenden raten allerdings, die Studienergebnisse nur mit Vorsicht in die Zukunft zu extrapolieren. Dies gelte insbesondere für Klimaszenarien, die mit wärmeren Temperaturen rechneten, als sie in der untersuchten Periode auftraten. Nichtsdestotrotz biete der Datensatz eine einzigartige Gelegenheit, Computermodelle zu künftigen Hochwasserereignissen viel weiter zurück in die Vergangenheit zu testen, als dies bisher möglich war.

https://www.nature.com/articles/s41561-021-00878-y

(SDA)

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