Konzert statt Küsse
Musik lässt Glückshormon teils stärker steigen als Sex

Ein Experiment bei den Dresdner Musikfestspielen zeigt, dass Live-Musik das Kuschelhormon Oxytocin stark erhöht. Das Konzert führte zu einem deutlichen Anstieg des Hormons bei Besuchern und Musikern.
Publiziert: 10.06.2025 um 17:18 Uhr
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Live-Musik macht glücklich. Das belegt ein Experiment bei den diesjährigen Dresdner Musikfestspielen.
Foto: Sebastian Kahnert
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Keystone-SDADie Schweizer Nachrichtenagentur

Ein Experiment bei den Dresdner Musikfestspielen belegt die Wirkung eines Konzerterlebnisses auf den Körper. Die Untersuchung zeigte den Veranstaltern zufolge, dass gemeinsames Spielen und Hören von Live-Musik das «Kuschelhormon» Oxytocin enorm ansteigen lässt.

«Musik ist sogar besser als Küsse oder Sex», berichtete Intendant Jan Vogler. Denn die bei Besuchern und Musikern festgestellten Werte des Hormons seien teils höher als die, die in früheren Studien nach einem innigen Kuss oder sogar nach dem Sex gemessen worden seien.

Die Untersuchung wurde bei einem Abend der Reihe «Sound & Science» durchgeführt.

Gemeinsames Musizieren sorgt für tiefere Verbindung

Oxytocin wird normalerweise durch Umarmungen und Küsse freigesetzt und besitzt zudem die Fähigkeit, das Immunsystem zu stärken sowie Stress, Angst und Schmerzen zu reduzieren. Bei dem Konzert im Zentrum für Regenerative Therapien in der ostdeutschen Stadt zeigte sich laut Mitteilung bei freiwilligen Probanden im Publikum zunächst ein Durchschnittswert von 37,54 Pikogramm pro Milliliter (pg/ml) und danach mit 203,17 pg/ml ein Vielfaches davon.

Ebenso deutlich war es bei den Musikern. «Während das Umarmen untereinander kaum Veränderungen brachte, führte das gemeinsame Musizieren zu einem klaren Anstieg, im Schnitt um 88,49 pg/ml», berichtete TU-Professor Clemens Kirschbaum als Leiter des Experiments.

Nach wissenschaftlicher Erkenntnis führt eine 20-sekündige Umarmung mit dem Partner zu einer Oxytocin-Erhöhung von 3 bis 5 pg/ml, und sehr enge körperliche Nähe bewirkt ein Plus von 50 bis 150 pg/ml. Das bedeute, «gemeinsames Musizieren kann biologisch tiefgreifender verbinden als eine Umarmung», sagte Kirschbaum.

Zudem berichteten den Angaben nach viele Zuhörer von einem starken Gefühl der Verbundenheit mit den Musikern sowie mit anderen Konzertbesuchern. Das waren vor allem solche, die die Musik als ausdrucksstark, emotional oder ästhetisch empfanden. Für die Forscher und die Intendanz ist damit klar: «Musik schafft Verbindung – messbar im Körper, spürbar im Herzen.»

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