Darum gehts
- Kaugummi ist weltweit beliebt, enthält aber oft Kunststoffe aus Erdöl
- Archäologen fanden 9000 Jahre alte Birkenharz-Klumpen mit Zahnabdrücken
- Kaugummi-Industrie erwirtschaftet weltweit Milliarden, mit Folgen für die Umwelt
Der erste Biss in das knackige kleine Kissen ist der beste. Sofort breiten sich Frische und das Aroma von scharfer Minze, Menthol oder auch Wassermelone im Mund aus. Kaugummi ist auf der ganzen Welt beliebt. Offensichtlich ist das reine Kauen ohne Nahrungsaufnahme ein Bedürfnis.
Es gibt viele Gründe, auf Kaugummis herumzubeissen. Sie sollen den Atem erfrischen, inneren Druck abbauen, entspannen, vom Verlangen nach Zigaretten ablenken oder gegen Reiseübelkeit helfen. Manche glauben, Kaugummis verhelfen zu weisseren Zähnen. Oder zu mehr Coolness.
Auf Plastik kauen
Aber Kaugummifans müssen jetzt stark sein: Die Kaumasse von handelsüblichen Produkten enthält nicht nur Zucker oder Zuckerersatzstoffe, Verdickungsmittel, Emulgatoren und künstliche Aromen. Kaugummis bestehen vorwiegend aus Kunstpolymeren, also erdölbasierten Kunststoffen, und sind damit umweltschädlich. Vor allem wenn sie achtlos in der Natur weggeworfen werden. Die Kunststoffanteile sorgen dafür, dass Kaugummis biologisch nur sehr schwer abbaubar sind. Statt zu verrotten, zersetzt sich Plastik erst nach vielen Jahren – in Mikroplastik!
Harzkaugummi aus der Steinzeit
Die Lust am Kauen kannten schon die Menschen in der Jungsteinzeit. Schwedische Archäologen entdeckten inmitten von Knochen, Äxten und Nüssen einen 9000 Jahre alten Birkenharz-Klumpen mit Zahnabdrücken. Solche Harzklumpen fanden Archäologen auch in Jungsteinzeitsiedlungen in der Schweiz, Frankreich und Süddeutschland.
Die amerikanischen Ureinwohner kauten Harz, das aus Rottannen gewonnen wurde. Die Siedler in Neuengland beobachteten dies und begannen Mitte des 19. Jahrhunderts, die ersten Tannenharzkaugummis herzustellen und damit zu handeln. Damit legten sie den Grundstein für die amerikanische Kaugummiproduktion.
Viel elastischer und angenehmer zu kauen war eine Kausubstanz namens Chicle, die aus Latex aus dem Saft des mittelamerikanischen Sapotillbaums gewonnen wurde. Als die kostengünstige synthetische Kaumasse entwickelt wurde, gelang es, von den natürlichen Rohstoffen unabhängig zu werden. Heute ist Kaugummi weltweit eine Milliardenindustrie. Mit entsprechenden Folgen für die Umwelt.
150 Franken Busse für Kaugummispucken
Denn nach ein paar Minuten im Mund beginnt jeder Kaugummi, langsam das Aroma zu verlieren, bis er irgendwann entsorgt wird. Idealerweise kommt der Kaugummi in einen Abfalleimer. Doch immer wieder landen Kaugummis auch auf der Strasse. In Ländern wie etwa Singapur ist dies eine Straftat und mit einer hohen Busse verbunden.
Auch der Kanton Thurgau hat eine neue Ordnungsbusse eingeführt. Wer Kleinabfälle wie Kaugummi oder Verpackungen auf den Boden wirft, muss seit 1. Januar 2025 neu 150 statt wie bisher 50 Franken Busse bezahlen. Wenn die Kaugummis trotzdem auf der Strasse landen, bleiben sie meist lange dort. Entweder es tritt ein Pechvogel darauf und der frische Gummi zieht Fäden. Oder die Kaugummis werden hart und lassen sich nur durch professionelle Reinigungsfirmen, verbunden mit hohen Kosten, wieder entfernen.
Alternativen aus Baumharz und Bienenwachs
Eine umweltfreundlichere Alternative sind Kaugummis aus nachwachsenden Rohstoffen ohne Plastik oder Mikroplastik. Seit ein paar Jahren sind Produkte aus Naturkautschuk, Baumharz und Bienenwachs mit natürlichen Aromen erhältlich. Sie heissen Birkengold, True Gum oder Alpengummi und stecken in Karton- oder Papierverpackungen statt in Plastikdosen oder Alubeuteln.
Einige enthalten kein Palmöl und sind vegan, andere verwenden wieder eine der ursprünglichsten Kaugummimassen, den Kautschuk namens Chicle. Auch wenn die natürlichen Produkte etwas teurer und das Kauerlebnis und der Geschmack weniger ausgeprägt sind – einen Versuch ist der nachhaltige Kaugummi wert.