Treibhausgase schlummern im Permafrost der Tundra
Höhere Pflanzen erwärmen Boden

Während des vergangenen Sommers war die Klimaerwärmung in aller Munde und das Staunen über das aktuelle Wetterjahr lässt nicht nach: Diese Woche soll es 27 Grad warm werden - im Oktober. In der Tundra verändert der Klimawandel derzeit die Fauna und diese Veränderung könnte den Klimawandel beschleunigen.
Publiziert: 09.10.2018 um 11:23 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 23:07 Uhr
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Der Klimawandel verändert die Vegetation der Tundra, was sich wiederum auf den Klimawandel auswirkt.
Foto: Getty Images

In der Schweiz ist die Gletscherschmelze eine der sichtbarsten Veränderungen, die der Klimawandel mit sich bringt. Dass Eis auch fernab jeglicher Zivilisation schmilzt ist kein Geheimnis: In den Polargebieten schwindet Eis in rasendem Tempo. Das birgt einige Gefahren: Eis hat eine grosse Rückstahlkraft (Albedo) und ist somit in der Lage, Sonnenlicht zu reflektieren, ohne dass die Wärme in irgendeiner Form von der Erde gespeichert wird und sie erwärmt. Zum Vergleich: Die Rückstrahlkraft von Eis liegt bei 0,90, die eines Rasens bei 0,18-0,23.

Das Schwinden des Eises trägt somit nicht nur zum Anstieg des Meeresspiegels und zum Artensterben bei, es führt auch dazu, dass die Erde sich langfristig schneller Erwärmt. Doch das ist noch nicht alles: Rund um die Arktis wachsen niedrige Gräser und Zwergsträucher, die sich den lebensfeindlichen Bedingungen mit der Nähe zum Boden widersetzen. Diese Vegetation ist typisch für die Tundra (auch Kältesteppe genannt). Ein Team des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) hat nun herausgefunden, dass in den letzten 30 Jahren zunehmend höherwüchsige Pflanzengemeinschaften entstanden sind.

In den Böden lagert Kohlenstoff

Dass höhere Pflanzen in einer Vegetationszone wie der Tudra Schaden anrichten können, liegt nicht auf der Hand. Doch wahrscheinlich ist es so. Im Rahmen der Studie wurden fast 120 Tundra-Gebieten in den arktischen Regionen von Alaska, Kanada, Island, Skandinavien und Sibieren ausgewertet. Die Auswertung zeigt, dass fast überall ein Zuwachs höher wachsender Pflanzen stattgefunden hat. Warum dem Gebiet eine grössere Aufmerksamkeit zuteil wird, liegt daran, dass in Permafrostböden rund ein Drittel bis die Hälfte des im Boden gebundenen Kohlenstoffs lagert.

Wenn Permafrostböden tauen, werden Treibhausgase freigesetzt, die den Klimawandel weiter anheizen. Die Zunahme an höherwüchsigen Pflanzen kann diesen Prozess beschleunigen: Um höherwüchsige Pflanzen sammelt sich während des Winters mehr Schnee an, der den darunterliegenden Boden isoliert. Dieser friert dadurch weniger schnell und weniger tief. Das Team unter der Leitung von Dr. Anne Bjorkman hat herausgefunden, dass das Phänomen zwar nicht unmittelbar zum Verschwinden kleinerer Arten führt, allerdings ist die Zunahme höherer Pflanzen deutlich. Zwar ist noch weitere Forschung nötig, um die Konsequenzen der sich verändernden Vegetation abschätzen zu können, trotzdem deutet vieles darauf hin, dass die Veränderungen globale Konsequenzen haben könnten.

Temperatur und Wasser haben Einfluss

In der Studie wird betont, dass neben dem Faktor Temperatur auch der Faktor Wasser für die Vegetation eine wichtige Rolle spiele. Wenn sich die Niederschlagsmengen und der Wasserkreislauf verändern oder der Zeitpunkt der Schneeschmelze sich verschiebt, habe das Konsequenzen für die Pflanzenwelt.

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AFP

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Die Studie wurde von einem internationalen Team aus 130 Biologinnen und Biologen durchgeführt. Sie erschien in der Fachzeitschrift «Nature».

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