Recycling auf dem Prüfstand
Wie nachhaltig sind PET-Flaschen, Aludosen oder Glas?

Die Wahl der Getränkeverpackung hat erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. Eine Studie des Bundesamts für Umwelt zeigt, dass Mehrwegflaschen, PET-Flaschen und Getränkekartons oft am nachhaltigsten sind. Leitungswasser bleibt jedoch die umweltfreundlichste Option.
Publiziert: 10:02 Uhr
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Aktualisiert: 10:09 Uhr
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Direkt vom Brunnen oder Wasserhahn trinken, verursacht am wenigsten CO2.
Foto: Getty Images

Darum gehts

  • Mehrwegverpackungen sind umweltfreundlicher als Einwegverpackungen für Getränke
  • PET-Flaschen, Mehrweg-Glasflaschen und Getränkekartons haben die geringste Umweltbelastung
  • Mehrweg-Glasflaschen können bis zu 50 Mal wiederverwendet werden
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Susanne WagnerJournalistin

Eigentlich wäre es ganz einfach: Wer Durst hat, öffnet den Wasserhahn oder füllt seine Trinkflasche an einem der Tausenden von Brunnen im Wasserland Schweiz auf. Viele von uns lassen das kostenlosen Trinkwasser aber links liegen und stillen den Durst lieber mit Cola, Bier, Energydrinks oder dem angesagten Vitaminwasser.

Das hat Folgen für die Umwelt. Auch gekauftes Mineralwasser hat durch die Produktion, den Transport, die Verpackung und Verteilung einen höheren CO2-Ausstoss als Wasser vom Hahn oder vom Brunnen. Das gilt auch für alle anderen Getränke in Behältern wie PET-Flaschen, Getränkekartons, Aludosen, Einweg- oder Mehrweg-Glasflaschen. Vor allem die Herstellung der Verpackung ist aus Umweltsicht entscheidend.

Mehrweg für die Zukunft?

«Vergleichende Analysen zeigen, dass Mehrwegverpackungen, beispielsweise aus Glas oder Stahl, ökologisch besser abschneiden, sobald diese eine bestimmte Anzahl von Nutzungszyklen erreicht haben und die Transportwege regional sind», sagt Joëlle Hérin, Expertin für Konsum und Kreislaufwirtschaft bei Greenpeace, gegenüber Blick. Die Expertin der Umweltorganisation ist der Meinung, dass nur Mehrwegverpackungen zukunftsfähig sind: «Produzenten wie Nestlé und Detailhändler wie Migros und Coop sollten entsprechend auf diese setzen. Für Mensch und Umwelt.»

Das Prinzip der Mehrweg-Glasflasche dürfte bei vielen Jüngeren kaum mehr bekannt sein. Es sind Flaschen, die ins Geschäft zurückgebracht, gespült und von den Getränkeherstellern wieder befüllt werden. So lassen sie sich bis zu 50 Mal wiederverwenden. Bis vor ungefähr 40 Jahren gehörten Mehrwegflaschen zum normalen Angebot. Schrittweise sind sie verschwunden und von Einwegverpackungen und Kunststoffen ersetzt worden.

PET, Glas, Getränkekartons

Tatsächlich schneiden Mehrwegflaschen aus Glas in Studien gut ab. Aber je nach Getränketyp ist die eine oder andere Verpackung nachhaltiger. Zu diesem Schluss kam im letzten Jahr eine Studie zur Umweltauswirkung der Getränkeverpackung der Firma Carbotech, die das Bundesamt für Umwelt in Auftrag gegeben hatte. Sie ergab, dass beim privaten Konsum von Mineralwasser und Softdrinks PET-Flaschen, Mehrweg-Glasflaschen und Getränkekartons die tiefste Umweltbelastung haben.

In Aludosen hingegen haben die kohlensäurehaltigen Süssgetränke eine mehr als doppelt so hohe Umweltbelastung. Beim Obstsaft schneiden die Getränkekartons, die PET-Flaschen und der Bag-in-Box, also ein grosser Kunststoff-Beutel in einem Karton, am besten ab. PET-Flaschen haben ein leichtes Gewicht und werden in der Schweiz zu über 80 Prozent recycelt. Jede neu produzierte PET-Flasche enthält im Durchschnitt 50 Prozent recyceltes Material.

Bier am besten vom Fass

Für das Biertrinken zu Hause ist die Variante Mehrwegflasche oder Aludose für die Umwelt die beste Entscheidung. Noch besser kommt in der Studie das Bier im Offenausschank aus dem Stahlfass im Restaurant weg. Bei der Milch ist der PE-Beutel die Verpackung mit der geringsten Umweltbelastung. Es folgen die Mehrweg-Glasflasche und der Getränkekarton. Die Milch-PET-Flasche, die im 2022 noch nicht recycelt wurde und die PE-Flasche, haben die grösste Umweltbelastung bei der Milch.

Auch wenn so manchem Weinliebhaber das Herz blutet, wenn Wein nicht aus der Glasflasche getrunken wird: Die PET-Flasche, das grosse Bag-in-Box-Gebinde und der Getränkekarton beim Wein sind am nachhaltigsten. Die Mehrweg-Glasflasche ist im Mittelfeld, während die Aludose und die Einweg-Glasflasche die höchste Belastung verursacht.

Zum Recyceln ins Ausland

Die Einweg-Glasflasche, die hierzulande so fleissig in die Glascontainer geworfen wird, belastet die Umwelt über alle Getränke hinweg am meisten. Um Glas zu recyceln, wird es bei 1600 Grad Celsius geschmolzen, was viel Energie braucht. Dabei hat die Studie des BAFU aus Termingründen die neuste Entwicklung noch gar nicht berücksichtigt.

Seit im Juni 2024 die letzte Schweizer Glasfabrik in St-Prex (VD) geschlossen wurde, wird rund 80 Prozent des gesammelten Glases zum Recyceln nach Deutschland oder Österreich transportiert. Das berichtete ein Beitrag von Radio Télevision Suisse RTR im August 2025. Laut Fachleuten wären gemeinsame Standards von Handel, Abfüllern und Logistikern nötig, damit sich Mehrwegflaschen in der Schweiz durchsetzen könnten.

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