Nachtjäger in Gefahr
Fledermäuse – bedrohte nachhaltige Helfer

Fledermäuse kämpfen in der Schweiz um Lebensraum und Nahrung. Die pelzigen Insektenjäger sind wichtige natürliche Schädlingsbekämpfer, leiden aber unter dem Rückgang der Insektenpopulationen und unter Lebensraumverlust. Schutzmassnahmen sind dringend nötig.
Publiziert: 10:00 Uhr
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Die Zwergfledermaus steht als einzige Fledermaus noch nicht auf der Roten Liste, ist aber wie alle anderen 29 Fledermausarten in der Schweiz geschützt.
Foto: Hans-Peter B. Stutz

Darum gehts

  • Fledermäuse haben es schwer, genug Lebensräume und Nahrung zu finden
  • Fledermäuse fressen Schädlingsinsekten und reduzieren den Pestizideinsatz in der Landwirtschaft
  • In den letzten 30 Jahren hat die Masse aller Insekten um 75 Prozent abgenommen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Susanne WagnerJournalistin

An warmen Sommerabenden lassen sie sich besonders gut beobachten: Fledermäuse, die auf der Jagd nach Insekten lautlos durch die Luft schiessen. Die pelzigen Tierchen, die über zwanzig Jahre alt werden können, haben es immer schwerer, genug Lebensräume zu finden. Die Strukturvielfalt der Umwelt wird ärmer, und das Nahrungsangebot nimmt zusehends ab. 

Natürliche Insektenvertilger

Fledermäuse ernähren sich hauptsächlich von Insekten wie Mücken, kleinen Fliegen, Nachtfaltern und Käfern. Gemäss deutschen Studien hat in den letzten 30 Jahren die Masse aller Insekten um 75 Prozent abgenommen. Gründe dafür sind unter anderem fehlende Lebensräume aufgrund von eintönigen Wiesen und Monokulturen. Auch Insekten- und Pflanzenbekämpfungsmittel schaden den Fledermäusen.

Umgekehrt tun Fledermäuse für die Landwirtschaft viel Gutes: Weil alle in der Schweiz vorkommenden Arten auch viele sogenannte Schädlingsinsekten fressen, können Landwirtschaftsbetriebe in der Nähe von Fledermauspopulationen den Pestizideinsatz massiv senken. Fehlen die Fledermäuse hingegen, ist das Gegenteil der Fall.

Biodiversität lohnt sich

«Wenn wir unsere Fledermäuse und ihre Lebensräume nachhaltig schützen, sparen wir dabei viel Geld ein, das sonst zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden müsste», schreibt die Stiftung Fledermausschutz.

Das ist nur ein Beispiel dafür, dass der Artenschutz auch viele wirtschaftliche Vorteile hat. Denn unser Leben ist enger mit der Natur verbunden, als wir oft denken. Heute sind alle Fledermausarten der Schweiz durch das Natur- und Heimatschutzgesetz geschützt – unabhängig von ihrer Gefährdung.

Das können Private tun

Die Stiftung Fledermausschutz setzt sich seit vielen Jahren für den nachhaltigen Schutz der einheimischen Fledermäuse und ihrer Lebensräume ein. Auch jede und jeder Einzelne kann direkt etwas dafür tun, dass sich Fledermäuse wohlfühlen und ihr Überleben sicherer ist. So haben zum Beispiel in einem fledermausfreundlichen Privatgarten alle Arten von Pestiziden und anderen Umweltgiften nichts zu suchen.

Mit einheimischen Blühpflanzen lassen sich auch kleine Gärten und Balkone von Mietwohnungen bereichern. Zu einer Artenvielfalt im Sinne der Fledermäuse verhelfen einheimische Pflanzen, Naturhecken anstatt Thuja und Kirschlorbeer sowie Blumenwiesen statt gemähter Einheitsrasen. Geeignete Blumen sind nektarreiche Blütenpflanzen wie der Wiesensalbei, die Wegwarte oder die Nachtkerze, die nachts blüht und Nachtfalter anzieht. 

Laut der Stiftung Fledermausschutz töten und verletzen freilaufende Hauskatzen jährlich Tausende von Fledermäusen und noch viel mehr Vögel, Eidechsen und Insekten. «Um die einheimische Artenvielfalt zu schützen und unnötiges Tierleid zu vermeiden, sollten Katzen deshalb, wenn immer möglich, drinnen gehalten werden», lässt sich die Stiftung Fledermausschutz zitieren.

Fledermäuse benötigen ausreichend geschützte und vernetzte Lebensräume und nachtdunkle Flugkorridore. Sie orientieren sich mithilfe von Ultraschallwellen im Dunkeln und finden dieses aufgrund der Lichtverschmutzung hierzulande immer weniger. 

Fledermausfreundliche Häuser

Ein fledermausfreundliches Haus verzichtet daher auf Beleuchtung am Haus und im Garten zu Dekorationszwecken. Wo es erforderlich ist, können Bewegungsmelder die nötigen Leuchten steuern. Lichtquellen sollten so ausgewählt und ausgerichtet werden, dass sie nur nach unten und nicht zur Seite oder nach oben ausstrahlen.

Ebenso wichtig wie die Dunkelheit in der Nacht ist der Schlaf- und Rückzugsplatz der Fledermäuse tagsüber. Als Quartier können alte Bäume mit natürlichen Höhlen und abgestorbener Rinde, Totholz, Dachböden oder ungenutzte Scheune dienen. Auch in Fassaden- und Zwischendachspalten an Häusern schlafen die Tiere gerne. Ihre Verstecke müssen bei Renovationen und Sanierungen erhalten bleiben. 

Im Vorfeld von solchen Eingriffen kann es sinnvoll sein, sich von Fledermausspezialisten beraten zu lassen. «Als Mieterin oder Mieter kann man für die Fledermäuse einstehen, indem man bei geplanten Sanierungsarbeiten an bekannten Fledermausquartieren dafür sorgt, dass der Fledermausschutz rechtzeitig miteinbezogen wird», sagt Elias Bader von der Stiftung Fledermausschutz. 

An Hausfassaden lassen sich beispielsweise im Handel käufliche Fledermauskasten anbringen. Bei Neubauten können diese Schutzmassnahmen für Fledermäuse bereits von Anfang geplant und eingebaut werden. Für die Menschen sind die scheuen und nachtaktiven Fledermäuse im Übrigen völlig harmlos – auch wenn ihr Aussehen bei manchen für Unbehagen sorgt. Umso wichtiger ist der Schutz dieser Spezies, die nachts oft unbemerkt so viel für unser Ökosystem leistet.

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