Kreuzfahrten boomen: 28,5 Millionen Passagiere wurden 2018 weltweit verzeichnet, darunter rund 154'000 Schweizer. Das sind 6,7 Prozent mehr als 2017. Damit nicht genug: Der Boom soll anhalten und 2020 sogar erstmals die 30-Millionen-Marke knacken. Deshalb plant die Branche in den nächsten Jahren fast 120 neue Kreuzfahrtschiffe.
Doch wie umweltfreundlich sind die riesigen Schiffe auf unseren Meeren eigentlich? Der Deutsche Naturschutzbund (Nabu) hat Ende August 2019 ein Umwelt-Ranking für Kreuzfahrtschiffe veröffentlicht. Das Fazit der Naturschützer: Es gibt kaum saubere Schiffe, und noch immer setzen Reedereien auf Schweröl.
Am besten schneiden die Aidanova und die Costa Smeralda ab. Sie sind die Einzigen, die mit Flüssiggas betrieben werden. «Die meisten Schiffe fahren weiterhin mit Schweröl und verzichten auf den Einsatz von Abgastechnik», schreibt der Deutsche Naturschutzbund auf seiner Webseite.
Auf dem dritten Platz landen drei Schiffe der Reederei Hapag-Lloyd: die Europa 2 sowie die beiden neuen Expeditionskreuzfahrtschiffe Hanseatic Nature und Hanseatic Inspiration.
Ein Kreuzfahrtschiff ist wie fünf Millionen Autos
«Tragisch» findet der Naturschutzbund, dass das Flüssiggas, das Aidanova und Costa Smeralda auf Platz 1 des Rankings beförderte, nicht einmal sehr umweltfreundlich ist. Tatsächlich ist das Gas ein fossiler Brennstoff und hat laut verschiedener Studien den gleichen Einfluss auf die Umwelt wie Diesel. Doch zum Vergleich mit dem Schweröl sei das der geringere Schaden.
Laut Nabu stösst ein grosses Kreuzfahrtschiff, das mit Schweröl angetrieben wird, so viel Schadstoffe aus wie fünf Millionen Autos auf gleicher Strecke.
Klimaschutz als neuer Bewertungspunkt
In diesem Jahr wurde bei der Umwelt-Bewertung zusätzlich die neue Kategorie Klima eingeführt (neben der Luftverschmutzung). Bei Klima werden Technologien im Bereich der Antriebe und der Energieversorgung bewertet. «Einzig zwei Segelschiffe sowie jene Schiffe, die über einen Landstromanschluss verfügen und über diesen ihren Energiebedarf während der Liegezeit im Hafen mit Strom aus erneuerbaren Quellen speisen, schneiden hier besser ab als die anderen», bilanziert der Naturschutzbund.
Hurtigruten setze hier mit dem Hybridschiff Roald Amundsen «neue Massstäbe, die einen Effizienzgewinn des weiterhin diesel-elektrischen Antriebs und damit eine CO2-Minderung ermöglichen».
«Unzeitgemässe Branche»
Der Deutsche Naturbund zieht ein bitteres Fazit für das ganze Ranking: «Die Branche handelt absolut unzeitgemäss und verantwortungslos. Auch sind viele Schiffe heute mit einem jahrzehntealten technischen Standard unterwegs. Ein Skandal, denn die umfassende Reduktion von Luftschadstoffen ist heute technisch möglich.»
Es sei höchste Zeit, saubere Abgastechnik auf allen Schiffen zu verbauen und zur gesetzlichen Vorschrift für das Einlaufen in Häfen zu machen.