Eisbär steht auf kleiner Eisscholle und blickt ins Wasser
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Einigung am Samstag erwartet
Bilanz der Klimakonferenz

Mit der Vorlage des Entwurfs zum Abschlusstext sind die Verhandlungen bei der Uno-Klimakonferenz in Katowitz in die Schlussrunde gegangen - diese dürfte allerdings noch mindestens bis Samstag dauern.
Publiziert: 14.12.2018 um 13:35 Uhr
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Aktualisiert: 01.04.2019 um 17:13 Uhr
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Mohamed Nasheed, Expräsident der Malediven, kritisiert den Ausgang der UN-Klimakonferenz in Polen. Es wird zu viel geredet und zu wenig gehandelt. Die Industriestaaten scheuen tatsächliche Massnahmen, ihren Ausstoss von Treibhausgasen zu senken und moralische Appelle scheinen vergeblich. Nashheed reg an, einen weltweiten Wettlauf der Staaten anzustossen, wer es schaffe, am meisten Investitionen in erneuerbare, saubere Energie zu lenken.
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Der polnische Konferenzvorsitz hatte in der Nacht gegen 03.00 Uhr einen Textentwurf vorgelegt, in welchem die Ergebnisse der verschiedenen Verhandlungsgruppen zusammengeführt sind.

Abschluss der Verhandlungen sollten gelingen

«Das wird nicht in der Schlusstext sein», sagte die deutsche Umweltministerin Svenja Schulze. Es sei «noch Unzufriedenheit da», deshalb müsse weiter verhandelt werden.

Am Vormittag werde es bilaterale Gespräche über die Streitpunkte geben, voraussichtlich am Nachmittag würden dann alle Verhandler wieder zusammenkommen. «Also ich glaube schon, dass wir das am Ende hinbekommen werden», fügte Schulze hinzu.

Aus Verhandlungskreisen hiess es, den Delegierten stehe wohl «wieder eine lange Nacht» bevor. Es sei aber davon auszugehen, dass die Verhandlungen am Samstag abgeschlossen würden, womöglich am Vormittag.

Die Verhandler müssten zwar «da und dort noch nachjustieren», es gebe in den Verhandlungen aber keine grossen Ungleichgewichte und das Verhandlungsklima sei «nicht sehr rabiat» gewesen, hiess es.

Was wird in der Klima-Erklärung stehen?

  • Fortschritte wurden offenbar bei der Berücksichtigung des 1,5-Grad-Berichts des Weltklimarats IPCC gemacht. Der IPCC-Bericht hatte Anfang Oktober dargelegt, dass eine Erderwärmung von mehr als 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau verheerende Folgen hätte. Abgewendet werden kann dies laut Weltklimarat nur noch durch ein schnelles und entschiedenes Umsteuern der internationalen Gemeinschaft.
     
  • Zu den Knackpunkten in Kattowitz gehören nach Angaben aus Verhandlungskreisen weiter die Transparenzregeln im sogenannten Regelbuch, die festlegen sollen, wie die nationalen Klimaziele künftig eingereicht und überprüft werden.
     
  • Auch der Umgang mit den Schäden und Verlusten durch den Klimawandel (Loss and Damage) insbesondere in den ärmsten Ländern ist noch hoch umstritten.

Arme Staaten ziehen harte Bilanz: Nichts erreicht

Die Uno-Klimakonferenz hatte am 2. Dezember begonnen und sollte offiziell am Freitag enden. Die Verhandlungen sind eine wichtige Etappe in der internationalen Klimaverhandlungen, da das Regelbuch fertiggestellt werden soll, an dem bereits seit 2016 verhandelt wird.

Der Ex-Präsident des vom Untergang im Ozean bedrohten Inselstaats Malediven zieht eine vernichtende Bilanz der seit einem Vierteljahrhundert laufenden Weltklimakonferenzen.

«Nichts haben wir erreicht», sagte Mohamed Nasheed am Donnerstag an der Uno-Klimakonferenz im polnischen Kattowitz mit Blick auf die voranschreitende Erderhitzung. «Der Kohlendioxidausstoss steigt und steigt und steigt. Und wir reden, reden und reden.»

Der Gipfel der fast 200 Staaten soll an diesem Freitag enden. Auch nach elf Tagen sind zentrale politische Streitpunkte ungelöst. Ziel ist ein Regelwerk für die praktische Umsetzung des Pariser Klimaabkommens von 2015. 

Damals wurde vereinbart, dass die Erderwärmung auf weniger als zwei Grad begrenzt werden soll, möglichst sogar auf 1,5 Grad. Die zugesagten Massnahmen der Staaten reichen dafür aber bei weitem nicht aus.

Das Pariser Klima-Abkommen

196 Mitgliedsstaaten der UN-Klimakonvention haben sich am 12. Dezember 2015 in Paris darauf geeinigt, dass sie alles unternehmen wollen, um den globalen Temperaturanstieg möglichst auf 1,5 Grad – sicher aber auch deutlich unter 2 Grad Celsius – zu beschränken. Das soll vor allem über die Reduktion von CO2-Emissionen erreicht werden. Auch die Schweiz hat das Pariser Abkommen ratifiziert.

Doch der Vertrag hat einen Pferdefuss: Er sieht erstens keine verpflichtenden Massnahmen für die einzelnen Staaten vor, wie der CO2-Ausstoss verkleinert werden soll. Vor Beginn der Klimaverhandlungen in Paris hatten 187 Staaten nationale Klimaaktionspläne und entsprechende CO2-Reduktionsziele eingereicht. Allerdings würden diese zu einer Erderwärmung von etwa 2,7 Grad führen.

Zweitens droht keinem Land eine Strafe, wenn es die Ziele nicht erreicht oder einfach untätig bleibt. Auf wie wackligem Boden das Abkommen steht, zeigt der Rückzug der USA, den Präsident Donald Trump am 1. Juni 2017 bekannt gegeben hat.

196 Mitgliedsstaaten der UN-Klimakonvention haben sich am 12. Dezember 2015 in Paris darauf geeinigt, dass sie alles unternehmen wollen, um den globalen Temperaturanstieg möglichst auf 1,5 Grad – sicher aber auch deutlich unter 2 Grad Celsius – zu beschränken. Das soll vor allem über die Reduktion von CO2-Emissionen erreicht werden. Auch die Schweiz hat das Pariser Abkommen ratifiziert.

Doch der Vertrag hat einen Pferdefuss: Er sieht erstens keine verpflichtenden Massnahmen für die einzelnen Staaten vor, wie der CO2-Ausstoss verkleinert werden soll. Vor Beginn der Klimaverhandlungen in Paris hatten 187 Staaten nationale Klimaaktionspläne und entsprechende CO2-Reduktionsziele eingereicht. Allerdings würden diese zu einer Erderwärmung von etwa 2,7 Grad führen.

Zweitens droht keinem Land eine Strafe, wenn es die Ziele nicht erreicht oder einfach untätig bleibt. Auf wie wackligem Boden das Abkommen steht, zeigt der Rückzug der USA, den Präsident Donald Trump am 1. Juni 2017 bekannt gegeben hat.

Moralische Appelle reichen nicht - es braucht Regeln

Die scheidende Umweltministerin Doris Leuthard forderte an der Konferenz in Kattowitz verbindliche Regeln für die Berechnung der nationalen CO2-Ziele. Doch die Verhandlungen seien «sehr hart».

Viele Staaten wehrten sich gegen Transparenz oder verlangten Ausnahmen, sagte die Vorsteherin des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) am Mittwoch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Aber die Schweiz werde keine abgeschwächten Regeln akzeptieren.

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Das Schmelzen der Polkappen trifft die Welt empfindlich – und verstärkt den Klimawandel.
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Nasheed sagte, moralische Appelle an die reichen Industriestaaten, ihren Ausstoss von Treibhausgasen zu drücken, halte er inzwischen für nutzlos. «Sie hören nicht zu.» Die jährlichen Klimakonferenzen kosteten inzwischen mehr als 75 Millionen Dollar, doch Fortschritte gebe es quasi keine.

Stattdessen regte er an, einen weltweiten Wettlauf der Staaten anzustossen, wer es schaffe, am meisten Investitionen in erneuerbare, saubere Energie zu lenken. Damit würden Industrien, die auf Kohle, Öl und Gas fussen, von allein unwirtschaftlich.

Industriestaaten-Entscheidungen haben Klimakonsequenzen für ärmere Nationen

Der Sprecher der Gruppe der ärmsten Staaten, der Äthiopier Gebru Jember Endalew, verwies darauf, dass in seinem Land in Folge der Erderwärmung oft monatelang kein Regen falle und die Felder austrockneten. 

Seine Bürger stünden an der «Front» des Klimawandels. «Wir bezahlen das mit Menschenleben», sagte Endalew. «Es geht um unsere Gesundheit, unser Eigentum, unsere Zukunft.» Die Folgen des Stillstands beim Klimaschutz trügen die verletzlichsten Staaten, die am wenigsten zur Erderhitzung beigetragen hätten.

Die Jahre 2015 bis 2018 waren nach Analysen der Weltwetterorganisation die vier wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen im 19. Jahrhundert. Und die 20 wärmsten lagen in den vergangenen 22 Jahren. 

Macht die Welt weiter wie bisher, leben wir Ende dieses Jahrhunderts wohl in einer drei bis vier Grad wärmeren Welt. Die fatalen Folge je nach Region: mehr Hitzewellen, längere Dürren sowie mehr Stürme, Starkregen und Hochwasser.

11 Jahre Zeit, um die Erde zu retten

Die globale Erwärmung bedroht auch die Schweiz. Um die Welt zu retten, braucht es laut Uno noch mehr Klimaschutz. BLICK hat Umweltschützer gefragt, was getan werden muss.

AFP

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Klimawandel kennt keine Grenzen

Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan verlangte, alle Staaten müssten nach den dramatischen Warnungen der Wissenschaft schnellstmöglich ihre Treibhausgasemissionen drastisch herunterfahren. «Die Existenz der Menschheit steht auf dem Spiel.» Keiner könne sich vor den Folgen des Klimawandels verstecken.

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1. Malediven – Flut: Abschmelzende Polkappen drohen, den Meeresspiegel um bis zu 2 Meter steigen zu lassen. Viele Küstenregionen würden überflutet. Die Regierung der Malediven müsste dann, wie hier bei einer Protestaktion im Oktober 2009, immer unter Wasser arbeiten.
Foto: Reuters

Der Umweltminister der Marshall-Inseln, David Paul, sagte, die Menschheit sei eine Familie. Es habe schon zu viele fruchtlose Verhandlungen über den Kampf gegen die Erderhitzung gegeben. «Wir haben keine Zeit mehr.» Seine Nation stehe vor der Auslöschung.

Ein Streit an der Konferenz ist, dass die ärmeren und vom Klimawandel besonders betroffenen Staaten verlässliche und längerfristige Finanzzusagen wollen. Zudem fordern sie eine deutliche Anerkennung der Schäden, die Klimawandel-Folgen wie Hitze, Dürre oder Überschwemmungen anrichten. (SDA)

Alles, was Sie über den Klimawandel wissen müssen

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