Klima-Experten schlagen Alarm
Selbst mit Zwei-Grad-Ziel wird Arktis-Eis verschwinden

Eine neue Studie zeigt: Der Arktis geht das Eis aus. Selbst wenn die Klimaerwärmung zwei Grad Celsius nicht übersteigt, wäre der Arktische Ozean regelmässig eisfrei.
Publiziert: 04.04.2018 um 07:16 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:25 Uhr
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Das Schmelzen der Polkappen trifft die Welt empfindlich – und verstärkt den Klimawandel.
Foto: AP

Der Nordpol leidet unter dem Klimawandel – doch wie dramatisch die Lage ist, zeigen nun Klimaforscher auf. Eine neue Studie beweist, dass das arktische Eis selbst bei Einhaltung des Zwei-Grad-Ziels verschwinden wird. Bei einer Klimaerwärmung von zwei Grad Celsius wäre der Arktische Ozean Berechnungen zufolge etwa alle vier Jahre in den Sommermonaten eisfrei. 

Das geht aus zwei am Montag in der Fachzeitschrift «Nature Climate Change» veröffentlichten Studien hervor. Eisfrei bedeutet nach wissenschaftlicher Definition eine Eisfläche von weniger als einer Million Quadratkilometern.

Nur 1,5 Grad Erderwärmung wären besser

Das Schmelzen der Polkappen hat dramatische Veränderungen für die Umwelt zur Folge. Im vergangenen Jahr ging das Bild eines verhungernden Eisbären in Kanada um die Welt – das Tier fand schlicht keine Nahrung mehr.

Eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter hätte dagegen laut den Studien deutliche Effekte: Demnach wäre der Arktische Ozean nur etwa alle 40 Jahre eisfrei.

Alexandra Jahn, Autorin einer der beiden Studien und Forscherin an der Colorado Universität in Boulder, sagte, sie habe nicht erwartet, dass ein halbes Grad «so einen grossen Unterschied» machen würde. Allerdings halten Experten das Ziel, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen, für kaum noch einhaltbar.

Das Ziel wurde bei der Uno-Klimakonferenz in Paris festgelegt

Das 1,5-Grad-Ziel war auf der Uno-Klimakonferenz 2015 in Paris auf Druck der besonders stark vom Klimawandel betroffenen Staaten in den Vertragstext eingefügt worden. Demnach soll die Erwärmung möglichst auf 1,5 Grad, mindestens aber auf deutlich unter zwei Grad begrenzt werden.

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Jüngste Messungen haben gezeigt, dass es am Nordpol an manchen Wintertagen inzwischen um rund zehn Grad wärmer ist als in Europa oder Nordamerika. 

Im vergangenen Sommer schrumpfte das Eis in der Arktis auf 4,64 Millionen Quadratkilometer; damit war die Fläche zwar noch deutlich grösser als im bislang verlustreichsten Jahr 2012 (3,39 Millionen Quadratkilometer), aber die Langzeitentwicklung ist laut Forschung eindeutig: Die Eisfläche im arktischen Sommer ging insgesamt um 40 Prozent zurück.

Der Eisverlust beschleunigt die Klimaerwärmung

Besonders dramatisch an dieser Entwicklung ist, dass der Verlust nicht nur eine Folge, sondern zugleich ein Beschleuniger der Klimaerwärmung ist. Denn statt der Sonnenlichtreflexion durch das Eis kommt es verstärkt zur Absorption durch die an Grösse zunehmenden eisfreien dunklen Wasserflächen – und damit zu einer weiteren Erwärmung des Ozeans.

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