In meinem Umfeld höre ich oft Vorurteile, die man gegenüber Jugendlichen hat. Schlechte Beispiele werden viel mehr thematisiert als gute – und so entsteht das Bild einer ignoranten und unseriösen Jugend.
Als 17-Jährige kenne ich aber die Geschichten von Gleichaltrigen, die inspirierend sind und gehört werden sollten. Deswegen habe ich ein Interview mit Artemisia Valisa (20), Gründerin der Zürcher Jugendgruppe von Amnesty International, geführt. Sie kritisiert Schulen, weil diese Jugendlichen für politisches Engagement, wie jetzt bei den Klima-Demos, nicht genügend Freiraum geben.
Helin Hatun: Viele Erwachsene beschuldigen die jugendlichen Teilnehmenden, die Klimademonstrationen nur zu besuchen, um die Schule schwänzen zu können. Was sagst du dazu?
Artemisia Valisa: Der Klimastreik ist eine sehr wichtige Bewegung. Ich finde es schwierig, den Besuch der Klimademonstrationen als Schwänzen zu bezeichnen, da es ein falsches Bild gibt. Diejenigen, die schwänzen wollen, gehen nicht an eine Klimademo, sondern schwänzen einfach so.
Erhält die Jugend genug Unterstützung für Meinungsäusserung?
Nein. Das zeigt auch das aktuelle Beispiel der Klimademonstrationen. Die Jugendlichen bekommen von der Schule zu wenig Freiraum für wichtige Dinge, für die sie sich einsetzen wollen. Das ist sehr schade, denn es ist unglaublich wichtig, dass man die Freiheit und Möglichkeit hat, sich politisch zu engagieren. Ich verstehe, dass die Schule nicht sagen kann: «Es ist eine gute Sache, ihr müsst alle zur Demonstration!» Aber aktiv die Schülerinnen und Schüler daran zu hindern, sich für etwas einzusetzen, verstehe ich nicht.
Was könnten Schulen tun, um Schülern mehr Freiraum zu geben?
Man sollte Schülerinnen und Schülern den Raum geben, neben der Schule politisch aktiv sein zu können. Zum Beispiel könnte man manchmal den Besuch von Demonstrationen oder Informationstagen bewilligen, wenn die Schüler dafür in der Schule einen Vortrag darüber halten und sich somit auch fundierter mit dem Thema beschäftigen. Auch im Unterricht gibt es Möglichkeiten, Jugendliche zu informieren. In meiner Schule zum Beispiel gab es immer eine Lektion vor den Abstimmungen, in der alle Initiativen erklärt wurden.
Du hast die Jugendgruppe von Amnesty International gegründet. Was waren die grössten Hürden?
In einer Jugendgruppe hat man wegen der Schule meistens sehr spontan und kurzfristig Zeit. Die Planung und Durchführung von Projekten ist also nicht immer einfach. Dazu kommt, dass es oft mehr Dinge zu berücksichtigen gilt, als man erwarten würde, beispielsweise eine Polizeibewilligung für eine kleine Aktion.
Bekamst du genug Support von den Erwachsenen?
Nicht immer. Ein Tiefpunkt ist immer die Frage, wie sehr die Jugend eigentlich ernst genommen wird. Wenn man als Jugendliche versucht, mit Erwachsenen zu diskutieren, hört man oft Aussagen wie: «Sehen wir dann in 20 Jahren» oder «So herzig, dass du dich engagierst». Es muss eine Bereitschaft da sein, auf den Einsatz der Jugendlichen einzugehen. Das ist auch etwas, was mich zum Beispiel beim Klimastreik sehr glücklich macht. Die Jugendlichen schaffen es, ihre Eltern und die Erwachsenen zu überzeugen und zur Verantwortung zu ziehen.
Warum ist es wichtig, dass sich die Jugend engagiert?
Weil alle Menschen ein politisches Bewusstsein haben sollten. Deswegen ist es wichtig, dass man schon als Jugendlicher ein politisches Bewusstsein entwickelt. Man muss nicht ein grosses politisches Wissen haben, um Politik zu betreiben. Wichtig ist, dass man sich politisch betätigt, damit man nicht alleine dasteht. Das Wissen kommt dann, wenn man sich mit anderen zusammentut und diskutiert. Vor allem Jugendliche, die aus der Kindheit heraustreten und verstehen, dass nicht alles schön ist, stehen alleine. Man hört dann oft Aussagen wie: «Was soll ich machen? Ich bin ja nur ein Mensch.» Das Ziel ist es, dass man sich gegenseitig hilft und niemand mehr nur ein Mensch ist, der alleine dasteht.
Was gibst du den Jugendlichen mit auf den Weg?
Es ist es wert! Gebt nicht auf, bevor ihr angefangen habt, und gebt nicht auf, wenn ihr angefangen habt. Auch wenn man nur einem einzigen Mensch geholfen hat, hat man etwas erreicht.
Artemisia Valisa (20) gründete 2014 die Jugendgruppe von Amnesty International in Zürich. Ihr Ziel war es, bei Jugendlichen ein politisches Bewusstsein zu entwickeln. Heute arbeitet sie als Regieassistentin und steht der Jugendgruppe beratend zur Seite.
Artemisia Valisa (20) gründete 2014 die Jugendgruppe von Amnesty International in Zürich. Ihr Ziel war es, bei Jugendlichen ein politisches Bewusstsein zu entwickeln. Heute arbeitet sie als Regieassistentin und steht der Jugendgruppe beratend zur Seite.
Dieser Artikel entstand im Rahmen des Programms «Young Reporters» von Plan International und der BLICK-Gruppe, in dem 14- bis 18-Jährige zu Themen rund um Mitsprache von Jugendlichen recherchieren. Autorin Helin Hatun ist 17 Jahre alt, besucht die Kantonsschule Zürich Nord und schreibt, um Gleichaltrige politisch zu begeistern.
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