Jung, umweltbewusst – und Pilot
«Als Pilot ist mir das Klima nicht egal»

Marc Lüchinger (24) ist seit einem Jahr Pilot. Er nimmt die Klimadiskussion ernst, in die Luft will er trotzdem.
Publiziert: 25.01.2020 um 15:12 Uhr
|
Aktualisiert: 27.01.2020 um 15:45 Uhr
1/13
Marc Lüchinger ist erst 24 Jahre alt und schon Pilot. Er fliegt für die Helvetic Airways. Für ihn ist es ein Traumberuf.
Foto: Thomas Lüthi
Valentin Rubin

Eigentlich wollte er Kampfjetpilot werden. Die fliegerische Vorschulung hatte er schon absolviert, die militärische Selektion begonnen. Dann stellten die Ärzte ein Rückenproblem bei ihm fest. «Der Traum ist dann geplatzt, und für mich war es vorbei», sagt Marc Lüchinger rückblickend. Leichtes Bedauern schwingt mit.

Stattdessen ist er nun bereits seit einem Jahr Co-Pilot bei der Helvetic Airways. Mit 24 ist er einer der jüngsten. Man merkt es ihm kaum an, die Arbeit ist längst Routine.

Das Briefing vor dem Flug sei das Wichtigste, erklärt Lüchinger und geht auf seinem iPad die Eckdaten des Fluges durch. Am Flughafen Kloten ZH ist es noch stockdunkel, es ist kurz nach fünf Uhr morgens.

«Wir müssen entscheiden, wie viel Treibstoff wir mitnehmen, kontrollieren das Wetter sowie die Verkehrslage. Dann planen wir den Flug.» Auch die Route kann variieren: «Manchmal müssen wir Umwege fliegen, das lässt sich leider nicht vermeiden.»

Viele Einsparungen, vor allem ökologische, liegen im Kleinen, so Lüchinger. Etwa die genaue Reiseroute, Schwankungen im Transportgewicht oder die Wartezeit auf dem Rollfeld. Er zählt noch eine Handvoll weitere Punkte auf. Es ist ihm wichtig.

«Heute fliegen Journalisten mit»

Nach seinem ersten Briefing (einige weitere werden noch folgen) trifft die Crew im Operation Center am Flughafen ein. «Guten Morgen», begrüsst Lüchinger sie. «Heute fliegen Journalisten mit uns mit. Es geht ums Klima.»

Ein paar unsichere Blicke werden ausgetauscht. Mehr nicht. In der Luftfahrt ist man es sich gewohnt, auf das Klima angesprochen zu werden.

Pünktlich um 7.05 Uhr hebt die Maschine nach Stuttgart ab. 120 Plätze fasst sie, lediglich 20 sind belegt. Der Flug dauert nur 25 Minuten. Es ist die kürzeste Verbindung der Helvetic. Mit dem Zug hätte man drei Stunden – dafür ohne das umständliche Prozedere am Flughafen.

Die Frage drängt sich auf: Wer steigt für so eine Strecke ins Flugzeug? «Transit-Passagiere. Am frühen Morgen landen die Langstrecken-Flieger aus der ganzen Welt in Kloten. Einige müssen umsteigen.» Singapur, Hongkong, Montreal, Delhi. Aber rechtfertigt das diesen Flug? Mehr als eine Tonne Kerosin verbraucht er. In weniger als einer halben Stunde.

Kurzstrecken sind an Langstrecken gekoppelt

Solange die Nachfrage und die Wirtschaftlichkeit gegeben sind, bleibe die Flugroute im Programm, erklärt der junge Pilot. Die Kurzstrecken seien meistens an die Langstrecken gekoppelt. Einfach streichen liessen sie sich daher nicht.

Lüchinger sagt aber auch: «Die Klima-Diskussion lässt sich nicht leugnen. Langfristig muss ein nachhaltiger, alternativer Kraftstoff her.»

Es gehöre dazu, dass die Fliegerei CO2 ausstosse. «Leider.» In ein Dilemma komme Lüchinger aber nicht: «Es ist mein Traumberuf. Und ohne die Luftfahrt wäre die Welt nicht die, die wir heute kennen. Viele Menschen sind auf eine globale Vernetzung angewiesen.»

Dass die Branche in Verruf geraten ist, könne man nicht wegdiskutieren, räumt Lüchinger nach dem Flug ein. Er verstehe die Klima-Demos und deren Forderungen: «Nur weil ich Pilot bin, heisst das nicht, dass mir das Klima egal ist. Im Gegenteil, ich tue mein Mögliches: nehme den ÖV, achte auf Recycling.»

Er ist überzeugt, dass sich in den nächsten Jahren einiges tun wird. «Die Luftfahrt reagiert auf die Forderungen der Klimajugend. Das ist schon mal ein gutes Zeichen. Nur geschieht das nicht von heute auf morgen.»

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?