Der Tod von 18 Schweinswalen in der Ostsee im Sommer beschäftigt aktuell die deutschen Bundesministerien und die Schweizer Umweltorganisation Ocean Care aus Wädenswil ZH. Das deutsche Verteidigungsministerium prüft laut einem Artikel vom «Spiegel Online» den Verdacht, dass die Marine bei einer Sprengung von Weltkriegsminen die streng geschützten Tiere getötet haben könnte. Das deutsche Bundesumweltministerium sieht im Vorgehen der Marine einen Rechtsbruch: Die Sprengung im Naturschutzgebiet Fehmarnbelt hätte vorab mit dem Bundesamt für Naturschutz abgestimmt werden müssen, sagte ein Sprecher gegenüber dem «Spiegel». Dies sei nicht geschehen.
Ocean Care sieht darin ein internationales Problem. «Die Beschlüsse für den umfassenden Schutz von Walen und Delphinen vor militärischen Aktivitäten sind da und seitens der Deutschen Bundesregierung mitgetragen. Man darf jedoch vermuten, dass sich die Ziele des Verteidigungsministeriums nicht mit jenen des Umweltministeriums decken», sagt Nicolas Entrup, Leiter des Ocean-Care-Programms zur Reduktion des Unterwasserlärms, gegenüber BLICK.
Rechtliche Folgen der Sprengung?
Auf die Frage, ob dies rechtliche Konsequenzen für die Marine haben könnte, sagte der Sprecher des Bundesumweltministeriums zu «Spiegel Online»: «Das kann ich erst mal nicht ausschliessen.» Denn das Bundesnaturschutzgesetz sehe vor, dass in einem Naturschutzgebiet «jede Form der Beeinträchtigung mit den Behörden abzustimmen» sei. Zunächst müsse nun geklärt werden, ob der Tod der Tiere tatsächlich mit dem Einsatz der Marine zu tun habe.
Das Verteidigungsministerium rechtfertigte die Entscheidung zur Sprengung der Minen. Die Sprengsätze aus dem Zweiten Weltkrieg seien «so gefährlich geworden, dass sie eine Gefahr für Leib und Leben darstellten», so ein Sprecher. Es hätte auf der vielbefahrenen Route in der Ostsee bereits «das Fallen eines Ankers, das Fischernetz ausgereicht, um diese Minen zu detonieren».
Krach im Meer
Militärische Aktivitäten gehören neben der Ölindustrie und der Schifffahrt zu den grössten Lärmverursachern in den Weltmeeren, schreibt die Wädenswiler Umweltorganisation. Neben Detonationen und Sprengungen gehörten vor allem aktive Sonarsysteme im Nieder- und Mittelfrequenzbereich für das Aufspüren von U-Booten zu den intensivsten, lautesten und für Meeresstiere gefährlichsten Lärmquellen.
Für Nicolas Entrup ist klar: «Ausser im Ernstfall gibt es kaum ein Argument dafür, militärische Aktivitäten über die Ziele des Natur- und Artenschutzes zu stellen.»