Darum gehts
- Axolotl kann Gliedmassen nachwachsen lassen und hat antimikrobielle Eigenschaften
- Forscher entdecken starke antibiotische Wirkung der Axolotl-Schleimhaut
- Axolotl werden bis zu 25 Jahre alt und 25 Zentimeter gross
Der Axolotl hat Fähigkeiten, von denen Menschen nur träumen können: Ein Bein zu verlieren, ist für den Schwanzlurch keine grosse Sache. Er kann Gliedmassen einfach nachwachsen lassen. Auch durchtrenntes Rückenmark und verletztes Netzhautgewebe kann der Axolotl wiederherstellen – sogar Organe.
Und nicht nur das: Er ist auch gut geschützt vor Krankheitserregern. Der Axolotl hat eine besondere Schleimhaut. Sie enthält antimikrobielle Peptide (AMP).
«Eine Alternative zu Antibiotika»
Forscher an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) konnten jetzt zeigen, dass diese AMP wie ein starkes Antibiotikum wirken. Zum Beispiel gegen multiresistente Keime, aber auch Krebszellen. Multiresistente Erreger, sogenannte Superbakterien, machen die Behandlung mit Antibiotika unmöglich, sodass selbst leichte Verletzungen und Infektionen zum Tod führen können.
«Antimikrobielle Peptide könnten zukünftig eine Alternative zu Antibiotika sein. Sie weisen ein breites Wirkungsspektrum auf und gleichzeitig ist es für die Erreger schwieriger, Resistenzen zu entwickeln», sagt Klinikdirektor Peter M. Vogt zum deutschen «Gesundheitsportal».
Eine mögliche Wirkung gegen Krebszellen konnte ebenfalls beobachtet werden. Brustkrebszellen wurden gezielt angegriffen, während gesunde Zellen verschont wurden. Weitere Untersuchungen sind aber nötig, um dieses Phänomen weiter zu verstehen.
Was genau ist Axolotl? Und was weiss man über das Tier? Eine Übersicht.
Was genau ist ein Axolotl?
Der Axolotl (Ambystoma mexicanum) sieht aus wie eine übergrosse Kaulquappe. Diese Larvengestalt, die bei Amphibien normalerweise durch eine Metamorphose verändert wird, behält er sein ganzes Leben. Er gehört zur Gattung der Schwanzlurche.
Wo lebt der Axolotl?
Zu Hause ist der nachtaktive Schwanzlurch in mexikanischen Süsswassern, woher auch sein Name stammt. Axolotl bedeutet auf aztekisch ungefähr so viel wie «Wassermonster». Ausgesprochen wird es «Ascholotel». Er gilt als heiliges Tier, landet aber auch als Delikatesse auf dem Teller.
Der Axolotl ist wegen seiner Eigenschaften schon seit rund 150 Jahren Gegenstand der Forschung. Von ihm leben in Labors darum wohl auch mehr Exemplare als in der Natur.
Eine der grössten Axolotl-Kolonien wird im Labor am Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien betreut. Das Forschungsinstitut betreibt mit mehr als 200 Forschern biomedizinische Grundlagenforschung.
Wie alt wird ein Axolotl?
Der Axolotl wird bis zu 25 Jahre alt. Er wird bis zu 25 Zentimeter gross und existiert seit rund 350 Millionen Jahren.
Wieso kann es Gliedmassen nachwachsen lassen?
Es gilt als wahrscheinlich, dass sein Kannibalismus ein wesentlicher Grund für die extreme Regenerationsfähigkeit ist. Angesichts dieses Fressverhaltens ist das Nachwachsen von Gliedmassen und Nerven ein Selektionsvorteil.
Wie genau funktioniert dieser Nachwachsmechanismus?
Forscher der Eidgenössische Technische Hochschule in Lausanne (EPFL) konnten vor zwei Jahren das Rätsel lösen. Bei Wirbeltieren spielt der sogenannte «apikale ektodermale Kamm» (AER) eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Gliedmassen. Der apikale ektodermale Kamm ist eine dünne Zellschicht an der Gliedmassenknospe des Embryos während seiner frühen Entwicklung. Er kontrolliert das Wachstum, indem er Signale an die darunter liegenden Gewebe sendet.
Laut der Schweizer Studie stellen Axolotl-Gliedmassen während der Regeneration keine vollständigen AER-Zellen her. Die Studie zeigte, dass der Axolotl Teile des grundlegenden AER-Entwicklungsprogramms für Gliedmassen verwendet – wie andere Arten auch –, aber sie sind auf verschiedene Zelltypen verteilt.
Wieso ist der Axolotl dann nicht unsterblich?
Der Axolotl kann sich zwar regenerieren, dennoch altern seine Zellen. Und das führt am Ende zu seinem Tod.