Darum gehts
- Warmes Licht wirkt angenehmer, kaltweisses Licht reduziert Stress
- Kaltweisses Licht ähnelt Tageslicht und vermittelt unbewusst Sicherheit
- 77 Freiwillige testeten LED-Licht mit 2700, 4000 und 6500 Kelvin
Warmes Licht wirkt auf Menschen angenehmer – aber der Körper reagiert entspannter auf kaltweisses Licht. Das zeigte ein Experiment der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) und der Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ).
Die perfekte Strassenbeleuchtung existiere also nicht, teilte die WSL am Donnerstag mit.
Für das Experiment wurden 77 Freiwillige in Richterswil ZH zwanzig Minuten lang unterschiedlichen LED-Strassenleuchten ausgesetzt – mit warmem (2700 Kelvin), neutralweissem (4000 Kelvin) oder kaltweissem Licht (6500 Kelvin). Die Teilnehmenden beantworteten vor und nach dem Versuch Fragen zu Wohlbefinden und Sicherheitsgefühl. Zudem wurde der Cortisolspiegel im Speichel gemessen, um den Stresslevel zu bestimmen. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift «Plos One» veröffentlicht.
Die Resultate zeigen eine klare Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und physiologischer Reaktion: Während die meisten Teilnehmenden das warme Licht als deutlich angenehmer bezeichneten und das kaltweisse Licht als zu grell empfanden, sank der gemessene Stresslevel unter kaltweissem Licht am stärksten. Laut Studienleiterin Solène Guenat könnte das daran liegen, dass kaltweisses Licht dem Tageslicht ähnelt und unbewusst Sicherheit vermittelt.
Für Städte und Gemeinden, die ihre Beleuchtung erneuern, werfe das Fragen auf, so die WSL. Sollen sie sich an den Vorlieben der Bevölkerung orientieren oder stärker an gesundheitlichen und ökologischen Aspekten? Warmes Licht finde in der Bevölkerung breitere Akzeptanz, verbrauche jedoch mehr Energie. Kaltweisse Leuchten seien rund 30 Prozent effizienter, könnten aber als unbehaglich empfunden werden.
Laut EKZ-Fachmann Jörg Haller haben sich in der Schweiz warmweisse Leuchten als Kompromiss durchgesetzt.