Vergesst die CD und die Festplatte! Die ETH Zürich hat eine Technologie entwickelt, mit der zum ersten Mal die Tonspur eines ganzen Musikalbums in Form von genetischer Information gespeichert wird – das Album «Mezzanine» der britischen Trip-Hop-Band Massive Attack von 1998.
«Statt mit binären Codes aus Nullen und Einsen wie auf CDs und Festplatten speichern wir mit den vier DNA-Bausteinen, wie das die Biologie mit genetischen Informationen macht», erklärt ETH-Professor Robert Grass (38). Die auf 15 Megabytes verdichtete Musik wird auf 920’000 DNA-Moleküle gespeichert, die in 5000 winzige nur nanometergrosse Glaskügelchen eingegossen werden, auf denen je ein Teil der Information gespeichert ist.
Die Technik kommt aus der Medizin
Der Vorteil: Die DNA-Moleküle sind laut Grass praktisch ewig haltbar – CDs nur rund 30 Jahre. Und: Für das Abspielen der genetisch gespeicherten Musik werde es bald die nötigen Geräte geben. Die Technik kommt aus der Medizin: Dort werden Geräte entwickelt, mit denen Ärzte Genanalysen in ihrer Praxis machen können – solche DNA-Leseapparate werden auch Musik lesen und abspielen können, sagt Grass. Sobald diese auf dem Markt sind, werde DNA-Musik auch für den Hausgebrauch möglich.
Vorläufig ist das Verfahren noch teuer und soll für die Archivierung verwendet werden. Möglich wäre aber heute schon, dass Streamingdienste ihre Musik mit genetischen Codes für die Ewigkeit speichern, weil die Speicherqualität deutlich besser sei als bei herkömmlichen MP3-Speicherung, sagt Gross.
nicht sein erstes Digital-zu-DNA-Projekt
Der Anstoss für das Projekt gab Massive Attack zum 20-Jahr-Jubiläum ihres Erfolgsalbums «Mezzanine». «Wir haben es natürlich gern gemacht, ist ja auch meine Musik, ich bin damit aufgewachsen», lacht der Professor, der selber Klavier spielt.
Das Musikprojekt ist nicht sein erstes Digital-zu-DNA-Projekt: Vor drei Jahren wandelte er schon den Text des Schweizer Bundesbriefs in einen Gen-Code um.