2019 kündigt sich reich an Jubiläen an. Und für alle hat es etwas Passendes. 500 Jahre ist es her, seit Huldrych Zwingli die Kanzel im Zürcher Grossmünster bestieg; ebenso lange, seit Magellan zur Weltumseglung aufbrach. Vor 90 Jahren erschien die erste Geschichte von «Tim und Struppi», und vor 50 Jahren setzte der erste Mensch seinen Fuss auf den Mond. Die Liste liesse sich beliebig verlängern bis hin zum Papiernastuch, das sich schon seit 90 Jahren selbstlos in den Dienst der Verschnupften stellt. Aber ich werde weder über das Fernweh des tapferen Portugiesen schreiben, noch mich zu einer meiner Lieblingslektüren als Kind äussern, sondern ich möchte hier einem Mann die Referenz erweisen, der vor 200 Jahren zur Welt kam und dessen Statue jahrein, jahraus mit stoischem Blick in die Zürcher Bahnhofstrasse schaut: Alfred Escher!
Escher gründete, was die moderne Schweiz brauchte
Was hat er nicht alles bewegt, dieser Escher. Er war Unternehmer, Wirtschaftskapitän und Politiker. Als wohl mächtigster Zeitgenosse des jungen Bundesstaats hat er massgeblich dazu beigetragen, dass der Gotthardtunnel gebaut, die Kreditanstalt (heute: Credit Suisse), die Rentenanstalt (heute: Swiss Life) und das Eidgenössische Polytechnikum – die heutige ETH Zürich – gegründet wurden. Eschers Genie auf einen kurzen Nenner gebracht: Eine moderne Schweiz brauchte Kommunikationswege (Eisenbahn, Brücken Tunnels), diese mussten von Ingenieuren und Technikern geplant und gebaut werden (ETH), und für das Ganze braucht es Geld (Bank und Versicherung). Wie hinter jeder historischen Figur standen auch hinter Escher viele aufopfernde Helferinnen und Helfer. Und er hatte das Glück, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Ich will ihm in meiner ersten Kolumne also kein zweites Denkmal bauen, aber seine Weitsicht und Taten haben bleibende Werte geschaffen, die bis in die heutige Schweiz reichen. Und das verdient Respekt. Chapeau, Herr Escher!
Escher kann immer noch eine Inspiration sein
Was hat uns Escher heute noch zu sagen? Ich meine: viel. Wir können uns eine dicke Tranche abschneiden von seinem unternehmerischen Mut, seiner Beharrlichkeit und der Fähigkeit, über die Einzelteile hinaus immer das Gesamtbild vor Augen zu halten. Solche Tugenden sind gefragt, wenn die Schweiz weiterhin erfolgreich bleiben will. Gerade auch für die Jungen, die die Zukunft dieses Landes mitgestalten wollen, kann Escher eine Inspiration sein. Die ETH hat deshalb einen Alfred-Escher-Preis ausgeschrieben für junge Menschen, die mit ihrem Mut und Weitblick das Potenzial haben, zu den «Eschers von morgen» zu werden. Am 19. Februar, am Vorabend von Eschers Geburtstag, werden die sechs Preisträgerinnen und Preisträger bekannt gegeben. Ich bin sehr gespannt auf ihre Ideen und Projekte. An die Adresse des Namensgebers des Preises sag ich an dieser Stelle schon einmal: Happy Birthday, Alfred Escher!
Ihr Joël Mesot