Darum gehts
- New York: Eine Reise durch Geschichte, Kultur und Kulinarik der Einwandererstadt
- Highlights: Ellis Island, World Trade Center Memorial, Broadway-Shows
- Im 19. Jahrhundert suchten auch über 300’000 Schweizer ihr Glück in der Neuen Welt
Freitagnachmittag
Ellis Island und die Freiheitsstatue – ankommen wie einst die Immigranten
Kaum eine Stadt steht so sehr für die Hoffnung auf ein besseres Leben wie New York. Denn Millionen Europäer flohen Ende des 19. Jahrhunderts aus der Armut ihrer Heimatländer und suchten ihr Glück in der sogenannten Neuen Welt, darunter rund 300’000 Schweizerinnen und Schweizer. Für viele Auswanderer war die erste Anlaufstelle das Immigrationszentrum auf Ellis Island. Auf der Insel im Hudson River mussten sie sich Gesundheits- und Psychotests unterziehen und ein paar Dollar Startkapital vorweisen. Wer scheiterte, musste den Traum von Amerika an Ort und Stelle begraben und wurde zurück nach Europa geschickt.
Die bis heute erhaltene Ankunftshalle, in der man ohne viel Fantasie die Hoffnungen und Ängste der Glückssuchenden nachvollziehen kann, ist daher ein symbolträchtiger und emotionaler Start für einen Besuch des Big Apple.
Tipp: Fähren starten im Battery Park im südlichen Manhattan. Im Preis inbegriffen ist ein Besuch der Freiheitsstatue.
Gänsehautmoment: Während die Fähre Richtung Manhattan zurücktuckert, erhebt sich die mächtige Skyline New Yorks. Glasschluchten, die sich im Hudson River spiegeln – willkommen in New York!
Metro: South Ferry/Whitehall Street station
World Trade Center Memorial – Stille im Herzen der Stadt
Von der Anlegestelle am Battery Park ist es nur ein kurzer Spaziergang zum Memorial des World Trade Centers. Wo einst die Twin Towers standen, deren Zerstörung die jüngere Weltgeschichte stark beeinflusste, klaffen zwei schwarze Wasserbecken in der Tiefe – eine ergreifende Gedenkstätte.
Metro: WTC Cortlandt station
Freitagabend
«Ghostbusters» und Dim Sum
Zu Fuss führt der Weg durch die Hochhausschluchten Richtung Chinatown. Doch zuvor lockt ein Abstecher in die North Moore Street: Die Feuerwehrzentrale Hook & Ladder Company 8 – bekannt aus dem Filmklassiker «Ghostbusters» – weckt Kindheitserinnerungen an flimmernde 80er-Jahre-Nächte.
New Yorks Chinatown beheimatete einst die grösste chinesische Gemeinschaft ausserhalb Asiens. Zwischen farbenfrohen Lebensmittelgeschäften voller unbekannter Düfte und traditioneller Apotheken und Restaurants, in deren Schaufenstern goldbraune Enten hängen, fühlt man sich wie in einer anderen Welt. Eine Institution ist das «Wo Hop» in der Mott Street 17 – ein unscheinbarer Keller, in dem die besten Dumplings der Stadt serviert werden.
Metro: Canal Street station
Jazz im Village Vanguard – der Klang der Freiheit
Zum Ausklang des Abends: Jazz. Echt, roh, elektrisierend. Das Village Vanguard in Greenwich Village gilt als einer der bedeutendsten Jazzclubs der Welt. Seit 1935 spielten hier John Coltrane, Bill Evans und viele andere Legenden. Der Raum ist klein, die Akustik perfekt – New York, eingefangen in Klang.
Metro: 14th Street/Sixth Avenue station
Samstagmorgen und Vormittag
Breakfast at «Buvette» – französisches Flair in Manhattan
Da man auf den Zmorge in amerikanischen Hotels in der Regel verzichten kann, gehts heute zu einem der besten Frühstücksspots New Yorks: ins charmante Bistro Buvette im West Village (42 Grove Street). Hier gibt es nicht nur Patisserien, die schmecken wie in einer französischen Boulangerie, sondern auch Toast- oder Ei-Variationen, die den Gaumen zum Jubeln bringen. Meine Empfehlung: Eier mit Ziegenkäse und getrockneten Tomaten.
Metro: Christopher Street–Stonewall station
Tenement Museum und Lower East Side – Geschichte zum Anfassen
Chinatown, französische Bistros, irische Pubs: Die Geschichte des heutigen Amerikas als Einwanderungsland ist in New York mit den Händen zu greifen.
Ein Gefühl für das New York der Einwanderer bekommt man bei einem Spaziergang durch die Lower East Side, wo die mehrstöckigen Mietskasernen aus dem Ende des 19. Jahrhunderts erhalten blieben – und auch heute nicht zu den edlen Adressen New Yorks zählen.
Faszinierend ist das Tenement Museum, das zeigt, in welch ärmlichen Verhältnissen die Einwanderer im 19. Jahrhundert lebten. Durch einen Zufall haben sich zwei Mietshäuser, die sogenannten Tenement Houses, im Originalzustand erhalten. Heute werden dort Führungen zu verschiedenen Themen angeboten, die von den Lebensbedingungen und die Geschichten einzelner Einwandererfamilien erzählen.
Tipp: Das Museum ist sehr beliebt, und die Touren sind schnell ausgebucht. Wer sich für eine spezielle Führung interessiert, sollte unbedingt im Voraus auf der Tenement-Homepage reservieren.
Nach so viel Geschichte ist es Zeit für ein zweites Frühstück – oder ein frühes Mittagessen. Unweit des Museums befindet sich das legendäre «Russ & Daughters» aus dem Jahr 1914. Eine Spezialität des Delis, das von jüdischen Einwanderern eröffnet wurde und noch heute in Familienbesitz ist, sind Bagels mit geräuchertem Lachs – ein Klassiker, den man probiert haben muss.
Metro: Delancey Street station
Samstagmittag und Nachmittag
Shoppen, bummeln und flanieren
Nur wo man zu Fuss war, ist man auch wirklich gewesen, heisst es. Darum steht nun ein langer Spaziergang durch New Yorks Herz an. Von der Lower East Side ist es nicht weit zu den trendigen Vierteln Nolita (North of Little Italy) und Soho, in denen man seine Zeit in individuellen Boutiquen und Galerien verbummeln kann. Nicht verpassen: die berühmten «Cast-Iron Buildings», deren Fassaden mit Gusseisen verziert sind (insbesondere in der Greene, Broome und Spring Street).
Durch den Washington Square Park geht es weiter zur 5th Avenue. Schon aus der Ferne ragt das Flatiron Building empor – ein schmaler, keilförmiger Turm, der wirkt, als hätte jemand ein Bügeleisen in den Himmel gestellt. Gleich daneben liegt der Madison Square Park mit dem ersten Restaurant der beliebten Kette Shake Shack – ein Muss für Fans guter Burger.
Vorbei am Empire State Building und an der New York Public Library (unbedingt in die eindrucksvolle Lobby hineinschauen!) geht es auf der 42nd Street zum Herzen Manhattans: dem Times Square. Die grellen Leuchtreklamen, die exzentrischen Strassenkünstler (Selfie mit dem «Naked Cowboy» nicht vergessen!), die Hochhäuser – New York, pulsierendes Leben.
Über die 6th Avenue führt der Weg zum Rockefeller Center und weiter auf der 5th Avenue vorbei an einigen ikonischen Shops: Saks Fifth Avenue, Tiffany & Co. und Apples Flagship-Store. Auch dieser Wolkenkratzer an der 5th Avenue ist mittlerweile eine Sehenswürdigkeit: der Trump Tower.
Der (lange) Spaziergang endet im Central Park, wo man auf dem Umpire Rock den Sonnenuntergang über der Skyline geniesst. Herrlich!
Tipp: Der Spaziergang misst rund sieben Kilometer. Wer mag, kürzt mit der Metro ab. Für eine Pause empfiehlt sich das Ariston Flowers & Café – halb Blumenladen, halb Kaffeeoase. (78 5th Avenue).
Samstagabend
Italienisches Dinner im «Piccola Cucina»
New Yorks beste Küche ist nicht amerikanisch (was auch immer das ist), sondern international. Ganz oben auf dem Genuss-Ranking steht natürlich auch im Big Apple die italienische Küche. Östlich des Central Park, unweit des Umpire Rock, befindet sich das «Piccola Cucina» – ein kleines Restaurant mit traditioneller italienischer Küche della Nonna. Adresse: 106 E 60th Street.
Metro: Lexington Avenue/59th Street station
Broadway Lights – Showtime!
Neben dem West End in London ist der Broadway die wichtigste Musical- und Theatermeile der Welt. Der Besuch einer Show gehört zur New-York-Erfahrung einfach dazu. Die Auswahl ist riesig: Mit dem Geschichtsmusical «Hamilton», der Komödie «The Book of Mormon» oder dem Klassiker «Chicago» trifft man immer eine gute Wahl. Derzeit steht gar ein leibhaftiger Hollywoodstar auf den Brettern, die die Welt bedeuten: Keanu Reeves spielt im Hudson Theatre im Stück «Waiting for Godot» (noch bis Januar 2026).
«Katz’s Delicatessen» – orgastischer Genuss
Nach so einem anstrengenden Tag ist noch Platz für einen Gute-Nacht-Happen. Mit der Metro gehts zurück zur Lower East Side – zu einem weiteren New Yorker Highlight, das tief in der Immigrationsgeschichte verankert ist: «Katz’s Delicatessen». Gegründet im Jahr 1888, wurde der Delikatessenladen durch den Film «When Harry Met Sally» (1989) weltberühmt. Hier wurde die ikonische Szene mit dem gespielten Orgasmus gedreht.
Spezialität ist das Sandwich Pastrami on Rye – bodenständig, währschaft, echtes Comfort Food. Dazu ein Root Beer. Man sitzt an einem der rustikalen Tische, beobachtet Nachtschwärmer und Arbeiter – ein perfekter Abschluss eines erfüllten Tages.
Tipp: «Katz’s Delicatessen» ist sehr beliebt. Tagsüber stehen die Touristen Schlange, daher lohnt sich ein Besuch spät am Abend oder in der Nacht, wenn nur noch die Locals einkehren. Am Wochenende hat «Katz’s» 24 Stunden geöffnet.
Metro: Second Avenue station
Sonntagmorgen
Kouign Amann Framboise – Lebensfreude auf der Zunge
Man nehme einen Croissantteig, falte diesen und bestreue jede Lage mit Zucker. Ab in den Ofen – und fertig ist eine karamellisierte Leckerei, für die man gerne mal eine halbe Stunde ansteht. Die Bäckerei L’Appartement 4F verzaubert mit französischer Patisserie vom Feinsten. Wer Glück hat, ergattert eine der wenigen Portionen der Croissants Cereal: Minicroissants in Milch.
Zwei Standorte: 119 W 10th St und 115 Montague St, Brooklyn.
Gospel und Goodbye
Am Sonntagmorgen lohnt sich ein Ausflug nach Harlem, dem traditionellen Viertel der Afroamerikaner. In der Abyssinian Baptist Church (132 West 138th Street) groovt einer der berühmtesten Gospelchöre der Stadt – eine Gospelmesse ist ein spirituelles Erlebnis, das Gänsehaut und Lebensfreude garantiert.
Tipp: Besucher sind willkommen, werden aber nicht immer eingelassen, wenn der Platz knapp wird. Rechtzeitig kommen! Alternativ bietet sich auch die First Corinthian Baptist Church an (1912 Adam Clayton Powell Jr. Blvd).
Metro: 135th Street station
Abschied mit Aussicht
Zum Schluss gehts noch einmal hoch hinaus – auf die Aussichtsplattform des Empire State Building. Unter dem Betrachter liegt die Stadt, die niemals schläft: Hochhausschluchten, die Freiheitsstatue klein in der Ferne, das Vibrieren der Stadt – 86 Stockwerke tiefer.
Goodbye, New York, du atemberaubende Stadt. Wir kommen wieder.
Metro: 34th Street–Herald Square station