In der Stadt der Stiere
Das sind die Highlights von Pamplona

Bald schaut die Welt wieder auf Pamplona: Die Stierhatz beim Stadtfest Sanfermines schafft es in die weltweiten Nachrichten. Doch die Stadt am Fusse der Pyrenäen hat viel mehr zu bieten als diese umstrittene Tradition. Das sind die Must-Sees.
Publiziert: 12:04 Uhr
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Pamplona im Norden Spaniens kann man als Boutique-Stadt bezeichnen: überschaubar, malerisch und mit einer hohen Lebensqualität ausgestattet.
Foto: Shutterstock

Darum gehts

  • Pamplona feiert jährlich das Stadtfest Sanfermines mit Stierhatz und Corrida
  • Ernest Hemingway machte die Stadt und das Fest weltberühmt
  • Pamplonas Kathedrale Santa María la Real beherbergt einen der filigransten Kreuzgänge Spaniens
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Christian BauerReise-Journalist

Jedes Jahr vom 6. bis 14. Juli verwandelt sich Pamplona in einen Hexenkessel: Dann feiern die 208'000 Einwohner – zusammen mit Besuchern aus ganz Spanien und Tausenden Gästen aus aller Welt – das Stadtfest Sanfermines.

Hintergrund ist die Verehrung des Stadtheiligen San Fermín, der im 3. Jahrhundert zum christlichen Märtyrer wurde und – so will es die Legende – seine schützende Hand über Pamplona hält. Wie vielerorts in Spanien bestehen die Feierlichkeiten aus Prozessionen, Messen, Musik und Festmahlen – sowie einem täglichen Stierkampf, einer sogenannten Corrida.

Die berühmteste Tradition ist jedoch die Encierro: die Stierhatz, bei der die Tiere zur Arena getrieben werden, begleitet von Tausenden Menschen. Die Wagemutigsten (oder sollte man sie lebensmüde nennen?) rennen dabei vor den panischen Stieren her. Verletzungen gibt es täglich – alle paar Jahre endet der Lauf sogar tödlich –, vor allem bei Touristen, die das Verhalten der Tiere falsch einschätzen.

Tipp: Unterhalb des Museo de Navarra (Calle de Santo Domingo) neben dem Ort, wo die Stiere freigelassen werden, befindet sich ein kleines Museum, das mit verschiedenen Multimedia-Installationen die Atmosphäre der Sanfermines vermittelt.

Stierhatz und Corrida stehen auch in Pamplona zunehmend in der Kritik. Gleichzeitig spült das Fest jährlich Millionen von Euro in die Stadtkasse – auf die Encierro wird man daher kaum so bald verzichten. Das Spektakel selbst dauert nur zwei bis drei Minuten – wer die Sanfermines erleben will, kann Pamplona also durchaus geniessen, ohne dem umstrittenen Encierro beizuwohnen. Doch auch ausserhalb der Festtage lohnt sich ein Besuch der gemütlichen Stadt. Das sind die Highlights:

Auf den Spuren von Ernest Hemingway

Pamplona und die Sanfermines wären wohl nie so berühmt geworden, hätte sich 1923 nicht der junge Ernest Hemingway als Reporter in die Stadt aufgemacht. Der spätere Literaturnobelpreisträger war derart begeistert von der spanischen Lebensart und dem Fest, dass er in den folgenden Jahrzehnten immer wieder nach Pamplona zurückkehrte und seine Eindrücke 1926 im Roman «Fiesta» (englischer Originaltitel: «The Sun Also Rises») verewigte.

Hemingways Lieblingshotel und viele der Tavernen, in denen der Lebemann so manches Glas Vino genoss, existieren heute nicht mehr – dennoch können Literaturfans auf seinen Spuren durch die Stadt schlendern; QR-Codes liefern unterwegs vertiefende Informationen.

Die Wirren der Zeit – inklusive beider Weltkriege – überstanden hat das Jugendstil-Café Iruña von 1888 am Plaza del Castillo, dem «Wohnzimmer» Pamplonas. Hemingway war hier Stammgast. In Fiesta lesen wir: «We had coffee at the Iruña … looking out from the cool of the arcade at the big square.» Man sollte es Hemingway unbedingt nachmachen und aus der Kühle der Arkaden auf das Getümmel des Platzes blicken.

Pintxos-Hopping – Schlemmen wie Gott in Spanien

Wo gefeiert wird, ist das Schlemmen nie weit – so auch in Pamplona. Die kulinarische Spezialität der Stadt wirkt allerdings auf den ersten Blick unscheinbar: Bei den berühmten Pintxos handelt es sich schliesslich um «belegte Brote». Doch was sich da auf Baguette-, Quinoa- oder Taco-Unterlagen türmt, sind kleine Kunstwerke. Jedes Jahr findet ein Pintxos-Festival statt, an dem das feinste Häppchen prämiert wird – die Chefs der Restaurants und Bars übertrumpfen sich dabei mit kreativen Ideen. Aber auch die währschaften Varianten mit Tortilla oder der Paprikawurst Chorizo schmecken, begleitet von einem lokalen Wein aus Navarra, ausgezeichnet.

Tipp: In den Gassen Calle San Nicolás und Calle de la Estafeta reiht sich eine Pintxos-Bar an die nächste.

Kathedrale Santa María la Real – aussen pfui, innen hui

Von aussen lädt Pamplonas Kathedrale kaum zum Besuch ein: Die Fassade wurde mit überdimensionierten, neoklassizistischen Säulen verschandelt – ein missglückter «Facelift». Zum Glück reichte das Geld nur für die Schaufront: Dahinter verbirgt sich aber eine der schönsten gotischen Kathedralen Spaniens. Zu den Höhepunkten zählen das Alabaster-Grabmal von König Karl III. und seiner Gemahlin Eleonore von Kastilien sowie der gotische Kreuzgang, einer der filigransten des Landes.

Nicht verpassen: den Aufstieg auf den Glockenturm – bei klarer Sicht reicht der Blick bis zu den Pyrenäen – und das Diözesanmuseum mit sakraler Kunst aus vergangenen Jahrhunderten.

Ayuntamiento – das Friedensrathaus

Pamplonas Altstadt wirkt heute wie eine harmonische Einheit – das war nicht immer so. Bis ins frühe 15. Jahrhundert lagen hier drei rivalisierende Siedlungen: Navarrería, San Cernín und San Nicolás. Die Nachbarschaften bekämpften sich teils blutig und bestehen noch heute als Stadtteile. Erst ein Machtwort von König Karl III. beendete die Querelen. Als Symbol des neu gewonnenen Friedens liess er 1423 am Schnittpunkt der drei Viertel die Casa Consistorial, das Rathaus, errichten.

Die heutige Fassade stammt aus dem Barock und erhielt später klassizistische Ergänzungen. Das dahinterliegende Verwaltungsgebäude wurde jedoch erst im 20. Jahrhundert errichtet. Über dem Portal wachen die beiden Tugenden Prudentia und Justitia, flankiert von mächtigen Herkulesfiguren und 21 vergoldeten Löwen – eindeutig der fotogenste Insta-Spot Pamplonas.

Gewusst? Das Stadtfest San Fermín beginnt auf dem Balkon des Rathauses mit dem Zünden einer Rakete. Beim sogenannten «Chupinazo» drängen sich auf dem kleinen Platz vor dem Gebäude weiss-rot gekleidete Einwohner und skandieren lautstark «¡Viva San Fermín!».

Tipp: Drei Gotteshäuser in den jeweiligen Stadtteilen (Iglesia de San Saturnino, Iglesia de San Nicolás, Iglesia de San Lorenzo) wurden als Wehrkirchen gebaut: Sie sind gleichzeitig Kirche und Burg – sehenswert!

Ciudadela und Stadtmauern

Pamplona, 74 v. Chr. von den Römern gegründet, lag (und liegt) an wichtigen Verkehrsadern – seit gut 1000 Jahren verläuft der Jakobsweg durch die Stadt. Immer wieder war das wohlhabende Pamplona Angriffen ausgesetzt. Deshalb befahl König Philipp II. 1571 den Bau eines «uneinnehmbaren» Bollwerks, um die Stadt sowohl nach Süden als auch nach Norden zu schützen. Der italienische Festungsbaumeister leistete ganze Arbeit und schuf eine der effizientesten Verteidigungsanlagen des Landes. (Fast) vollständig erhalten sind die Zitadelle aus dem 16. Jahrhundert und grosse Teile der Stadtmauer, die insgesamt rund fünf Kilometer misst.

Heute ist der Befestigungsgürtel der grösste Park Pamplonas – mit Picknickplätzen, Baumalleen, Cafés und einem Mini-Zoo. Ideal für eine grüne Auszeit vom Sightseeing.

Die Zitadelle markiert den Endpunkt des gut ausgeschilderten Mauerrundwegs: Über einen rund fünf Kilometer langen Panorama-Steg folgt man der alten Verteidigungsmauer.

Tipp: Im unterirdischen Fortín de San Bartolomé erläutert ein kleines Museum anhand von Modellen und Projektionen die Bedeutung von Pamplonas Befestigung.

Museo de Navarra – Schatzkammer im Renaissance-Hospital

Wo einst Pilger sowie Findelkinder gepflegt wurden, präsentiert heute das Landesmuseum Navarras seine Schätze: Das 1556 vollendete Hospital de Nuestra Señora de la Misericordia nimmt Besucher auf vier Etagen mit auf eine Zeitreise durch 14'000 Jahre regionaler Geschichte – inklusive dem paläolithischen Basrelief «Karte von Abauntz», aussergewöhnlichen römischen Mosaiken und Statuen, filigranem mittelalterlichem Kunsthandwerk sowie einem Gemälde des spanischen Malers Francisco de Goya. Ein Paradies für alle, die sich für Geschichte und Kunst begeistern.

Tipp: Im Innenhof des nahen Stadtarchivs steht ein grossflächiges Modell der Altstadt Pamplonas – ideal, um sich einen schnellen Überblick zu verschaffen.

Ausflüge ins Umland

Königspalast von Olite – Märchen-Castell umgeben von Rebbergen

Nur 40 Autominuten südlich von Pamplona erhebt sich der Palacio Real de Olite wie eine Bilderbuch-Burg aus der navarrischen Ebene. König Karl III. liess das Schloss um 1400 erweitern. Der Legende nach besass es 365 Zimmer – eines für jeden Tag des Jahres. So viele sind es heute nicht mehr, vor allem weil napoleonische Truppen den Bau in Brand steckten. Umfangreiche Restaurierungsarbeiten gaben dem Sitz der navarrischen Könige sein heutiges Aussehen zurück.

Ein Besuch lohnt insbesondere zum Festival de Teatro de Olite (18. Juli–3. August 2025), wenn die Höfe des Schlosses und Plätze der Stadt zur Bühne für Tanz, Zirkus und Schauspiel werden. Sehr atmosphärisch!

In einem Teil der Anlage befindet sich übrigens ein Hotel der spanischen Kette Parador – wenn man wie eine Prinzessin (oder ein König) schlafen möchte.

Tipp: Direkt vor den Toren der Stadt liegt die traditionsreiche Bodegas Ochoa, eines der besten Weingüter der Region. Unbedingt Weine aus der Traubensorte Garnacha degustieren.

Naturpark Bardenas Reales – Spaniens Wilder Westen

Um eine Wüste zu sehen, muss man nicht nach Afrika oder nach Amerika reisen – da reicht eine einstündige Autofahrt von Pamplona. Dort liegt der Naturpark Bardenas Reales, eine Halbwüste mit bizarren Felsformationen, tiefen Canyons und weitläufigen Ebenen.

Ikone des Parks ist der Castildetierra, ein 50 m hoher Lehm-Sandstein-Kamin, der im Abendlicht golden glimmt.

Diese Mondlandschaft wurde zudem fleissig als Filmkulisse genutzt: «Game of Thrones» verwandelte die Ebene in das Dothrakische Meer und James Bond raste hier schon in «The World Is Not Enough» über die staubige Ebene. Ein 34-km-Rundkurs führt in zwei Stunden per Auto – oder in etwa vier Stunden gemütlich per Bike – an allen Highlights vorbei.

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