Bloss nicht!
Diese Weihnachtsdestinationen sind völlig überbewertet

Weihnachten – die schönste Zeit des Jahres. Wir wollen keine Sekunde davon missen. Aber manche weihnachtliche Destinationen sind keinen Besuch wert. Sieben No-Gos und ihre Alternativen.
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Der Nürnberger Christkindlesmarkt ist einer der berühmtesten Weihnachtsmärkte der Welt. Bei zwei Millionen Besuchern und einem 08/15-Warenangebot lohnt sich ein Besuch (leider) nicht mehr.
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Darum gehts

  • Beliebte Weihnachtsmärkte leiden unter Überfüllung und Kommerzialisierung
  • Alternativen wie Reims, Regensburg und Winchester bieten authentischere Erlebnisse
  • Strassburg empfängt über drei Millionen Besucher pro Weihnachtssaison
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Christian BauerReise-Journalist

Strassburg und Colmar – Capitale de Noël mit Dichtestress

Strassburg nennt sich stolz Capitale de Noël, die Weihnachtshauptstadt – die komplette historische Innenstadt mit ihrem malerischen Flair ist weihnachtlich geschmückt – alles eigentlich wunderschön.

Nur: Wirklich geniessen kann man die Stimmung kaum noch. Denn inzwischen drängen sich über drei Millionen Besucher pro Saison durch die Strassen mit den Fachwerkhäusern. Sicherheitszonen, Einlasskontrollen, gesperrte Gassen, dazu Hotelpreise wie in der Zürcher Innenstadt.

Das nahe Städtchen Colmar steht dem in nichts nach: Zuckerbäcker-Altstadt, ohne Frage – aber längst ein internationaler Fotospot, an dem man eher von anderen Besuchern durchs Fotografieren genervt wird, als dass man den Lichterzauber geniessen kann.

Die Alternative: Reims nordöstlich von Paris bietet ebenfalls einen wunderschönen Weihnachtsmarkt – mit weniger internationalen Busladungen. Ein weiterer Pluspunkt: Reims liegt in der Champagne. Hier kann man also stilecht ein Glas Champagner geniessen.

Nürnberger Christkindlesmarkt – mau statt Märchen

Der Nürnberger Christkindlesmarkt ist einer der berühmtesten Weihnachtsmärkte der Welt. Wenn das Christkind, gespielt von einer jungen Frau, traditionell den Weihnachtsmarkt eröffnet, berichten darüber sogar Nachrichten am anderen Ende der Welt. Romantisch-stimmungsvoll ist der Markt zwischen den mittelalterlichen Fachwerkhäusern allemal. Aber bei mehr als zwei Millionen Besuchern und einem 08/15-Warenangebot lohnt sich ein Besuch (leider) nicht mehr.

Die Alternative: Regensburg im Nordosten Bayerns mit seiner Unesco-Altstadt wirkt wie eine Hollywood-Kulisse für einen Mittelalterfilm – perfekt für die verschiedenen Weihnachtsmärkte, unter anderem im Schloss der Familie Thurn und Taxis.

London – Riesenjahrmarkt statt Weihnachtszauber

Der Name Hyde Park Winter Wonderland ist perfektes Branding. Das klingt nach frostigen Schneenächten, wärmenden Kaminen und einer gehörigen Portion Romantik – nur: Im milden Londoner Winter ist Schnee eine Seltenheit. Hier herrscht meist graues, nasskaltes Schmuddelwetter. Zudem ist das Winter Wonderland in Realität ein Jahrmarkt: riesige Fahrgeschäfte, laute Musik und überall Menschenschlangen. Nebst Eintritt muss man für die Achterbahnen und Co. extra blechen. Die Verpflegung ist ebenso eine Enttäuschung: zu teuer, zu schlecht.

Die Alternative: Die Stadt Winchester in der Nähe von Southampton ist bekannt für ihre gotische Kathedrale. Auf dem Platz vor der Kirche findet ein kleiner, aber sehr stimmungsvoller Weihnachtsmarkt statt. Nicht verpassen: In der Great Hall befindet sich die Tafel der zwölf Ritter von König Artus.

Rovaniemi, Finnland – Santa-Disneyland

Rovaniemi im finnischen Lappland ist eine typische arktische Stadt, nüchtern und funktional. Dennoch ist die 65'000-Seelen-Stadt weltberühmt. Denn kein Geringerer als der Weihnachtsmann hat sich die Stadt als Wohnort ausgesucht. Im Santa Claus Village lebt der Nikolaus mit seinen Elfen und Rudolf dem Rentier, hier werden die Geschenke für die Kinder verpackt und die Zeit angehalten, damit der Weihnachtsmann allen Kindern der Welt in einer Nacht ihre Geschenke bringen kann. Kurzum: Das Santa Claus Village ist ein Weihnachts-Disneyland.

Die Alternative: Der hohe Norden Finnlands jenseits des Polarkreises ist ein Traum im Winter – hier kommt auch ohne Glitzerlichter echte Weihnachtsstimmung auf. Also: mit Langlaufskiern oder Schlittenhunden in die Weite der finnischen Landschaft aufbrechen.

New York City – ein Irrenhaus

New York: toll, der Hammer, wow – die einzige Stadt der USA, die sich für einen Citytrip lohnt – nur nicht über Weihnachten. Das Problem: Gefühlt jede Weihnachtsromanze spielt in New York, inklusive Eislaufen vor dem Rockefeller Center, eines Besuchs in der Show der Rockettes und Schlendern durch die nächtlichen Hochhausschluchten. Aber der Big Apple gleicht zur «holiday season» einem Irrenhaus voller gestresster, hektischer Menschen, mit dem Image der Filme hat die Realität rein gar nichts zu tun.

Die Alternative: Quebec in Kanada gilt als die europäischste Stadt Amerikas, dementsprechend besinnlich und atmosphärisch ist es hier um die Weihnachtszeit – zudem vermeidet man Donald Trumps Amerika ...

Brüssel – Winter-«Menschenmassen»-Wonders

Brüssel hat mit Winter Wonders eines der grössten Weihnachtsevents Europas geschaffen: Riesenrad, Eislaufbahn, Lichtershow auf dem Grand-Place (oder Grote Markt), dazu mehrere Kilometer Buden durch die Innenstadt. Auf den Fotos sieht das nach purem Weihnachtszauber aus. In der Realität bedeutet es vor allem eines: Menschen. Sehr viele Menschen. Inzwischen werden pro Saison über vier Millionen Besucher gezählt – für das kompakte Zentrum von Brüssel ist das schlicht eine Überdosis.

Die Alternative: Gent ist ebenso schön (wenn nicht sogar schöner) als die Altstadt von Brüssel. Aber die Weihnachtsstimmung ist entspannter.

Dubai – alles nur Fake

Dubai ist nie eine Reise wert. Punkt! Dieser Gigantismus, dieses künstliche Lebensgefühl: nein danke. Besonders abschreckend ist Dubai zur Weihnachtszeit, wo man mitten in der Wüste westliches Weihnachtsflair kopiert – alles nur, um noch ein paar Dirham mehr zu verdienen.

Die Alternative: Die arabische Halbinsel ist eine tolle Destination über die Winterzeit. Wer Wüste, tolle Landschaften und ehrliche Gastfreundschaft erleben will, sollte in den Oman fahren, der den Gigantismus der Emirate nicht nötig hat.

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