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Ende für 200 Schädlingskiller!
Muss ich meine Blattläuse jetzt leben lassen?

Ab November dürfen Schweizer Läden zahlreiche Mittel zum Schutz von Pflanzen nicht mehr an Private verkaufen. Wie du herausfindest, ob du betroffen bist und was Alternativen sind.
Publiziert: 09.07.2025 um 18:29 Uhr
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Aktualisiert: 09.07.2025 um 19:02 Uhr
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Jonas DreyfusService-Team

Im Herbst verschwinden in der Schweiz rund 200 Pflanzenschutzmittel aus dem Verkauf. Die Vorstellung, den Einkaufswagen im Gartencenter nicht mehr nach Belieben mit Mitteln gegen Schädlinge, Pilze und Unkraut füllen zu können, dürfte manche Hobbygärtnerinnen und -gärtner vor den Kopf stossen. 

Ganz so abrupt, wie es klingt, ist der Umstieg allerdings nicht. Zunächst endet am 31. Oktober lediglich die Ausverkaufsfrist für die betroffenen Produkte. Wer noch Restbestände zu Hause hat, darf sie bis zum 31. Oktober 2026 aufbrauchen. Danach ist ein Teil der Mittel nur noch für professionelle Anwender zugelassen.

Du hast noch alte Mittel im Gartenschrank? Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, um zu prüfen, was noch erlaubt ist.
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Vom Verbot betroffen sind Wirkstoffe, die stark giftig, augenschädigend oder langfristig schädlich für Menschen, Gewässer und Bienenbestände sind. Darunter das Herbizid Glyphosat, das womöglich krebserregend und für Insekten schädlich ist. Oder Metaldehyd zur Bekämpfung von Schnecken: Der Wirkstoff ist giftig für Haus- und Wildtiere und kann bei unsachgemässer Anwendung akut toxisch wirken. 

Jäten, jäten, jäten. Mit den neuen Verboten wird die Handarbeit im Garten nicht abnehmen.
Foto: Getty Images

Im Pflanzenschutzmittelverzeichnis ist vermerkt, welche Mittel weiterhin verfügbar sind und welche bald nicht mehr in den Läden stehen. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen stellt ausserdem eine Übersicht zum Download bereit. 

Muss ich Blattläuse künftig also einfach gewähren lassen? Natürlich nicht. Wirksame Mittel auf natürlicher Basis sind weiterhin erhältlich. Ralph Schwarz, Biologe und CEO von Andermatt Biogarten, dem Schweizer Marktführer für biologischen Pflanzenschutz, erklärt, wie sich Schädlinge und Pilzkrankheiten sanft und wirkungsvoll bekämpfen lassen. 

Herbizide in einem Gartencenter in den USA, wo Glyphosat noch erlaubt ist – obwohl der Hersteller Bayer wegen des Wirkstoffs mit zahlreichen Klagen konfrontiert ist. Der amtierende US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. will den Einsatz verbieten.
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Blattläuse

Am ökologischsten zur Bekämpfung von Blattläusen seien Nützlinge wie Marienkäferlarven, sagt Schwarz. «Sie fressen die Blattläuse, hinterlassen keine Rückstände, und man kann problemlos ernten.» Die Larven verpuppen sich, werden zu Käfern, legen Eier und fliegen weiter. Bei genügend Nahrung bleibt der Bestand im Garten stabil. 

2

Spinnmilben

Spinnmilben sind oft bei Zierpflanzen ein Problem. Die Blätter zeigen helle Sprenkel, später bilden sich feine Spinnweben an den Blattunterseiten oder -rändern. Hier helfen Raubmilben, die man in kleinen Beutelchen an die Pflanze hängt. Sie krabbeln heraus und fressen die Spinnmilben. Schwarz: «Die befallenen Blätter sind kaputt, aber es wachsen neue, gesunde Blätter nach.»

Eine Rosenblattlaus: klein, aber für Gärtner oft ein grosses Ärgernis.
Foto: Shutterstock
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Trauermücken

Trauermücken lassen sich mit Bakterien bekämpfen. Sie werden in Form von Tabletten ins Giesswasser gegeben und die Pflanzen damit gegossen. Die Larven nehmen die Bakterien beim Fressen auf. Diese setzen im Darm der Larve Giftstoffe frei, die die Larven abtöten. Bei seinen Zimmerpflanzen setzte er auf Nematoden – winzige Fadenwürmer–, sagt Schwarz. Auch sie gelangen mit dem Giesswasser in die Erde, spüren die Larven auf und töten sie. Nematoden müssen frisch bestellt werden und lassen sich nicht lagern.

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Schnecken

Schneckenkörner mit natürlichen Wirkstoffen wirken effektiv und sind ungefährlich für Tiere. Alternativen seien physische Barrieren wie Schneckenringe, die man in den Boden drückt, sagt Schwarz. Von Bierfallen rät er ab. «Sie locken Schnecken aus der Nachbarschaft an.»

Mehltau: Der weisse, mehlartige Pilzbelag kann das Erscheinungsbild von Rosenblättern stark beeinträchtigen.
Foto: Getty Images
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Mehltau

Vor allem Rosen sind – je nach Sorte – anfällig für Pilzkrankheiten wie Mehltau. Die befallenen Blätter wirken dann weisslich bestäubt. Mehltau lässt sich mit natürlichen Fungiziden in Sprühform behandeln. Schwarz betont, wie wichtig die Wahl von robusten Sorten und ein geeigneter Standort seien. Der Boden sollte gleichmässig feucht, der Platz aber gut belüftet sein. «Wer dem Boden Bakterien hinzufügt, stärkt die Pflanze und verbessert ihre Abwehrkräfte gegenüber Krankheitserregern.»


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