Unsere Zähne sind umkämpft: Das Bundesamt für Gesundheit verzeichnet zwischen 2012 und 2016 einen Anstieg der praktizierenden Zahnärzte in der Schweiz um 15 Prozent. Insgesamt 5854 praktizierende Zahnmediziner gibt es hierzulande. Die Schweizerische Zahnärzte-Gesellschaft (SSO) vermutet gar 6400 Zahnärzte. Na und, könnte man denken.
Doch die wachsende Konkurrenz birgt laut Experten eine Gefahr für die Patienten. Jens Christoph Türp (56) vom Universitären Zentrum für Zahnmedizin in Basel sagt: «Die Zahnärzte entfernen sich von ihren ursprünglichen Aufgaben und widmen sich immer mehr der ästhetischen Wunscherfüllung der Patienten.»
Schuld daran ist nicht nur die steigende Konkurrenz, sondern auch ein gesellschaftlicher Trend: Wir haben ein unnatürliches Schönheitsideal, was unsere Beisser angeht. Das wirkt sich aus. Kinder mit Zahnspange sind normal. Erwachsene, die sich ihre Zähne aufhellen, ebenfalls. «Medizinisch gesehen sind diese Eingriffe häufig unnötig – aus dem einfachen Grund, da sie keinen gesundheitlichen Mehrwert bringen», sagt Türp.
Aus Angst, Patienten an die Konkurrenz zu verlieren, führen die Zahnärzte diese Eingriffe oft trotzdem durch. Der Zahnärzteverband SSO konnte diese Problematik nicht kommentieren, da man sich bis jetzt noch keine Gedanken dazu gemacht habe.
Gebrauchsspuren am Gebiss sind normal
Unsere Zähne sind Werkzeuge. Und Werkzeuge, die benutzt werden, weisen irgendwann Gebrauchsspuren auf. Wenn sich Zähne über die Jahre verfärben, schiefer werden und sich abnutzen, ist das eigentlich normal. «Unsere Gesellschaft verlangt, dass 60-Jährige ein Gebiss haben, das aussieht wie das von 20-Jährigen», sagt Türp.
Die Zahnärzte müssten als Mediziner diesem Trend eigentlich entgegenhalten. Denn die Patienten verspüren aus Angst vor sozialen Nachteilen einen Behandlungsbedarf, wo medizinisch gesehen keiner ist. Die Verschiebung unserer Wahrnehmung, wonach nicht mehr das Normale, sondern das Ideale zur Norm wird, ist in vollem Gange.
Wichtig wäre daher die Aufklärung. Doch hier versagen laut Türp die Zahnärzte – auch weil sie in diesen Fragen nicht genügend ausgebildet werden: «Studenten der Zahnmedizin befassen sich in ihrer Ausbildung nur wenig mit medizinethischen Fragestellungen. Später im Berufsleben werden diese an den Fortbildungen so gut wie gar nicht mehr erwähnt», sagt Türp.
Hier würde er sich bei den Medizinern einen Bewusstseinswandel wünschen.
Aber auch seitens der Patienten braucht es laut Türp einen Effort. Denn der allgemeine Vertrauensvorschuss, den die Ärzte geniessen, führt dazu, dass die Patienten häufig keine Rückfragen stellen. Das kann negative Folgen haben.
Patienten sollten Zahnärzten kritische Fragen stellen
«Nur weil jemand Arzt ist, bedeutet dies leider nicht, dass die von ihm vorgeschlagene Behandlung immer sinnvoll ist», sagt Türp. Darum sollte man sich gerade bei teuren und aufwendigen Behandlungen eine Zweitmeinung einholen. «Gute Zahnärzte», sagt Türp, «zeichnen sich nicht nur durch handwerkliches Geschick und Respekt gegenüber den Patienten aus. Sondern auch durch ihre Fähigkeit zum Zuhören und Erklären.» Höchste Zeit also, dass Patienten auf ihre Zahnärzte leichten Druck ausüben.
Aufpassen sollten Sie, wenn …
… der Zahnarzt Ihrem Kind eine Zahnspange empfiehlt, obwohl es keinen offensichtlichen Grund gibt. Denn dann hilft die Spange Ihrem Kind nicht. Im Gegenteil: Studien belegen, dass ein solcher Eingriff zu einem erhöhten Risiko von Zahnfleisch-entzündungen führen kann.
… Ihr Zahnarzt zu einer Überdiagnostik neigt. Gerade das Knacken beim Kauen ist für viele Ärzte ein Grund, eine kostspielige Magnetresonanz-Tomografie zu machen. Jedoch ist inzwischen bewiesen, dass das Knacken der Kiefergelenke völlig normal ist. Vorausgesetzt, Sie haben keine Schmerzen.
… bei der jährlichen Kontrolle jeweils neue Röntgenbilder gemacht werden. Ausnahmen gibt es, etwa vor einer Wurzelbehandlung oder um einen Zahn genauer auf Karies zu überprüfen. Ansonsten reichen Röntgenbilder mindestens drei Jahre lang.
… Ihre Weisheitszähne gezogen werden sollen. Sie haben keine Schmerzen, und der Zahn liegt normal im Knochen? Dann können Sie die zusätzlichen Zähne getrost behalten. Nach dem 25. Lebensjahr wird empfohlen, nach Möglichkeit die Weisheitszähne drin zu lassen. Denn danach wird der Eingriff schwieriger und schmerzhafter.
… das alte Sprichwort «Lücke gleich Brücke» fällt. Solange sie keinen gesundheitlichen Schaden von Ihren etwas weiter auseinanderliegenden Zähnen haben, empfiehlt sich Mut zur Lücke!
… die Zahnärzte oder Kliniken mit Schönheitseingriffen werben. Wer so auf sich aufmerksam macht, der hat sich schon von dem zahnärztlichen Ideal verabschiedet.
Aufpassen sollten Sie, wenn …
… der Zahnarzt Ihrem Kind eine Zahnspange empfiehlt, obwohl es keinen offensichtlichen Grund gibt. Denn dann hilft die Spange Ihrem Kind nicht. Im Gegenteil: Studien belegen, dass ein solcher Eingriff zu einem erhöhten Risiko von Zahnfleisch-entzündungen führen kann.
… Ihr Zahnarzt zu einer Überdiagnostik neigt. Gerade das Knacken beim Kauen ist für viele Ärzte ein Grund, eine kostspielige Magnetresonanz-Tomografie zu machen. Jedoch ist inzwischen bewiesen, dass das Knacken der Kiefergelenke völlig normal ist. Vorausgesetzt, Sie haben keine Schmerzen.
… bei der jährlichen Kontrolle jeweils neue Röntgenbilder gemacht werden. Ausnahmen gibt es, etwa vor einer Wurzelbehandlung oder um einen Zahn genauer auf Karies zu überprüfen. Ansonsten reichen Röntgenbilder mindestens drei Jahre lang.
… Ihre Weisheitszähne gezogen werden sollen. Sie haben keine Schmerzen, und der Zahn liegt normal im Knochen? Dann können Sie die zusätzlichen Zähne getrost behalten. Nach dem 25. Lebensjahr wird empfohlen, nach Möglichkeit die Weisheitszähne drin zu lassen. Denn danach wird der Eingriff schwieriger und schmerzhafter.
… das alte Sprichwort «Lücke gleich Brücke» fällt. Solange sie keinen gesundheitlichen Schaden von Ihren etwas weiter auseinanderliegenden Zähnen haben, empfiehlt sich Mut zur Lücke!
… die Zahnärzte oder Kliniken mit Schönheitseingriffen werben. Wer so auf sich aufmerksam macht, der hat sich schon von dem zahnärztlichen Ideal verabschiedet.