Lisa macht den Selbstversuch
Wird man produktiver, wenn man täglich um 5 Uhr aufsteht?

Viele prominente Unternehmer gehören zum «5am-Club». Sie stehen jeden Tag um fünf Uhr auf und sind überzeugt, dass sie so produktiver werden und mehr erreichen. Ich wollte das ausprobieren und sehen, ob das auch für mich als Morgenmuffel funktioniert.
Publiziert: 16.01.2019 um 09:01 Uhr
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Aktualisiert: 16.01.2019 um 11:30 Uhr
Lisa Stelle versucht als überzeugter Morgenmuffel, jeden Tag um fünf Uhr aufzustehen.
Foto: Gregory Stella
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Lisa Stella

Was ist der «5am-Club»?

Erfolgreiche Leute, wie Tim Cook oder Mark Wahlberg schwören auf diesen Lebensstil. Sie stehen täglich zwischen vier und fünf Uhr auf und beginnen direkt mit den wichtigsten Dingen, die sie am Tag erledigen müssen. Weil um diese Uhrzeit noch keiner wach ist, werden sie nicht abgelenkt.

Die Idee dahinter: Wenn der Rest der Welt langsam in den Tag startet, hat man bereits das Wichtigste erledigt. Für manche bedeutet das, vor der Arbeit Sport zu treiben. Für andere heisst das, früher aufstehen, damit ihre privaten Projekte oder die Zeit für sich selbst an einem normalen Arbeitstag nicht zu knapp kommt.

Nun, ich bin ein richtiger Morgenmuffel und komme nur sehr schwer aus dem Bett, aber ich möchte produktiv sein und meine Zeit nicht verschwenden. Deshalb muss ich das jetzt wohl auf die harte Tour ändern.

Mein Selbstversuch

Ich habe mir also vorgenommen, mindestens eine Woche, um fünf Uhr aufzustehen, und meinen Alltag produktiver zu gestalten. Da ich nicht direkt nach dem Wecker aufstehen kann, klingelt er während der Challenge um 4:50. Ziel ist es, bis spätestens 5:15 aufzustehen. Damit ich trotzdem zwischen sechs und acht Stunden Schlaf bekomme, muss ich zwischen neun und elf Uhr ins Bett gehen. Für die Challenge habe ich mir leider den «besten» Zeitpunkt ausgesucht – Januar, wenn es jeden Morgen stockdunkel ist. Mal sehen wie das funktioniert.

Aller Anfang ist schwer

Die ersten  Tage liefen überhaupt nicht wie geplant. Ich lag am Abend vor der Challenge hoch motiviert um zehn Uhr im Bett, brachte aber bis spät in die Nacht kein Auge zu. Dementsprechend müde war ich am ersten Morgen der Challenge. Ich schaffte es zwar, um fünf Uhr aufwachen, aber nicht aus dem Bett. Stattdessen las ich ein wenig in einem Buch. Durch den Schlafmangel war ich bei der Arbeit überhaupt nicht produktiv, sondern unkonzentrierter als sonst.

Auch am zweiten und dritten Tag hatte ich Mühe damit, so früh aufzustehen. Ich verbrachte die Zeit zwischen fünf und sieben am Handy und mit Lesen. Ich hätte meinen Schlafrhythmus wohl schon vor der Challenge etwas anpassen müssen – denn nach wie vor fällt es mir schwer, früh zu Bett zu gehen.

Erste Erfolge zeigen sich erst an Tag 4

An Tag vier bin ich wie geplant voll ausgeschlafen um 4:50 Uhr aufgewacht. Ich schaffte es sogar um 5:05 Uhr aus dem Bett! Dann zog ich mich an, machte mein Bett. Ich hatte an diesem Tag Frühdienst und musste bereits um 6:15 Uhr aus dem Haus. Es blieben mir noch 45 Minuten, in denen ich einen Blogpost, den ich vor einigen Monaten begonnen hatte, fertig stellen konnte. Das war etwas, was ich schon lange hinausgezögert habe und «nie wirklich die Zeit dafür hatte».

An Tag vier konnte ich auch zum ersten Mal früh einschlafen. Mein Rhythmus hatte sich langsam eingependelt.

Ich habe plötzlich mehr Zeit für Dinge, die ich sonst nie erledige

An Tag fünf  – meinem ersten arbeitsfreien Tag in der Woche meines Selbstversuches – verschlief ich zum ersten Mal. Ich hörte meinen Wecker nicht und wurde erst um sieben Uhr wach. Etwas niedergeschlagen, weil es doch gerade anfing gut zu laufen, schrieb ich einen weiteren Blog-Post und machte mir Frühstück. Dann überwand ich mich dazu, meine Rechnungen zu zahlen, meine Bettwäsche zu waschen und auf meinem Schreibtisch etwas Ordnung zu schaffen. Das sind alles Dinge, die ich gerne aufschiebe.

Pünktlich zum Mittagessen habe ich alles bereits erledigt und hatte den Nachmittag komplett frei. Das Gefühl, bereits in der ersten Hälfte des Tages alles wichtige erledigt zu haben, ist super. Wenn die Challenge nicht wäre, hätte ich vermutlich bis zehn Uhr geschlafen und meine Zeit am Handy verschwendet.

Die letzten beiden Tage der Challenge schaffte ich es wieder, um fünf Uhr aufzustehen. Bei der Arbeit hatte ich viel zu tun und spürte, dass ich deutlich produktiver war. Die Umstellung schien tatsächlich erfolgreich zu sein. Trotzdem freute ich mich darüber, dass die Challenge am nächsten Tag beendet ist und bei mir kein Wecker mehr klingelte.

Mein Fazit:

Die Methode des «5am-Clubs» ist nicht für jeden etwas. Vor allem ist es nichts Kurzfristiges. Man kann sich nicht einfach vornehmen, damit am Folgetag produktiv zu sein. Zuerst muss man seinen Schlafrhythmus anpassen und einpendeln lassen. Und nur weil man früh aufsteht, ist man noch lange nicht produktiver. Die Challenge bietet einem aber ein besseres Umfeld dafür. Trotzdem braucht es früh morgens gleich viel – wenn nicht sogar noch mehr – Überwindung und Wille, um aufzustehen und die Dinge dann auch wirklich zu erledigen.

Für die Zukunft nehme ich mir aber vor, regelmässig etwas früher aufzustehen, um mehr vom Tag zu haben. Da reicht mir 7 Uhr aber vollkommen aus.

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