Wie schädlich sind Smartphones für Kinder? Noch steht die Forschung auf diesem Gebiet am Anfang. «Was man zum heutigen Zeitpunkt als gesichert sehen darf ist, dass übermässig langer Konsum von Bildschirmmedien zu Verhaltensproblemen führt», sagt Margarete Bolten (41), Psychologin in der Klinik für Kinder und Jugendliche der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel (UPKKJ). Sie nennt zum Beispiel Hyperaktivität, Aggressivität, Bindungsstörungen oder Schlaf- und Essprobleme.
Man sehe es den Kleinen zwar nicht unbedingt an, aber löse zu viel Stimulation bei sehr jungen Kindern Stress aus, wie Bolten erklärt. Das Problem seien die Stresshormone, vor allem Cortisol, das Gedächtnisprozesse und damit das Lernen der Kinder stört.
Mithilfe von Beziehungen lernen kleine Kinder Zusammenhänge zu machen, unter anderem mit Spiegelneuronen. «Diese werden aber nur aktiviert, wenn das Kind einem Menschen gegenüber steht», betont Bolten. Das Kind lerne so, dass es mit Sprache etwas bewirken könne, denn es sehe die Reaktion des Gegenübers. «Diese interaktive Gegenseitigkeit fehlt bei der Interaktion mit einer App.»
Fernseher ist etwas besser als Handy
«Übermässiger TV-Konsum ist für Kinder unter drei Jahren natürlich nicht zu empfehlen. Auch ältere Kinder benötigen grundsätzlich eine sinnvolle Dosierung», meint die Psychologin, die am Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB) Sprechstunden für Eltern mit Kleinkindern leitet. Der grösste Unterschied zwischen Fernseher und Handy: die ständige Verfügbarkeit. Am Handy ist überall alles konsumierbar.
«In manchen Videos, die auf dem Handy konsumiert werden können und welche angeblich für Kinder gemacht wurden, sind zudem die Stimuli in Form von extremen Farben, schnellen Schnitten und Tönen derart intensiv, dass sich selbst Erwachsene gestresst fühlen, wenn sie sich dies anschauen», sagt Bolten. Die Kinder würden dort viel stärker hineingezogen als beim Fernseher.
Das Gesundheitsdepartement Basel hat gemeinsam mit den Fachpersonen vom Zentrum für Frühforderung, der Klinik für Kinder und Jugendliche der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel (UPKKJ) und der Mütter- und Väterberatung beider Basel einen Flyer mit neun Tipps erstellt.
- Achten Sie darauf, dass Sie altersgerechte Medien verwenden. Wichtig ist, dass die Medien keine Werbung enthalten.
- Geben Sie Ihrem Kind nur Medien, in der Sprache, die um das Kind herum gesprochen wird.
- Begleiten Sie Ihr Kind, wenn es Medien verwendet.
- Schaffen Sie medienfreie Zeit, damit Ihr Kind verarbeiten kann, was es den Tag durch alles lernt.
- Beschränken Sie Ihre eigene Mediennutzung um Ihr Kind herum.
- Lassen Sie Ihr Kind echte Sinneserfahrungen machen.
- Schenken Sie dem Kind Zuwendung und geben Sie ihm und Aufmerksamkeit.
- Ihr Kind braucht Bewegung. Geben Sie ihm genügend Raum dafür.
- Fördern Sie den bildschirmfreien Alltag und setzen Sie Mediennutzung nicht als Belohnung oder Bestrafung ein.
Das Gesundheitsdepartement Basel hat gemeinsam mit den Fachpersonen vom Zentrum für Frühforderung, der Klinik für Kinder und Jugendliche der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel (UPKKJ) und der Mütter- und Väterberatung beider Basel einen Flyer mit neun Tipps erstellt.
- Achten Sie darauf, dass Sie altersgerechte Medien verwenden. Wichtig ist, dass die Medien keine Werbung enthalten.
- Geben Sie Ihrem Kind nur Medien, in der Sprache, die um das Kind herum gesprochen wird.
- Begleiten Sie Ihr Kind, wenn es Medien verwendet.
- Schaffen Sie medienfreie Zeit, damit Ihr Kind verarbeiten kann, was es den Tag durch alles lernt.
- Beschränken Sie Ihre eigene Mediennutzung um Ihr Kind herum.
- Lassen Sie Ihr Kind echte Sinneserfahrungen machen.
- Schenken Sie dem Kind Zuwendung und geben Sie ihm und Aufmerksamkeit.
- Ihr Kind braucht Bewegung. Geben Sie ihm genügend Raum dafür.
- Fördern Sie den bildschirmfreien Alltag und setzen Sie Mediennutzung nicht als Belohnung oder Bestrafung ein.
Tipps, um Kindern den Mediengebrauch abzugewöhnen
«Am besten wäre es natürlich, von Anfang an Ihrem Kleinkind das Handy gar nicht als mögliche Ablenkung oder Beruhigung anzubieten», rät Bolten. Sie sollen sich überlegen, warum Sie glauben, dass Sie Ihr Kind nicht anders beruhigt bekommen. «Ist es wirklich Ihre Pflicht, jede negative Emotion Ihres Kindes sofort zum Verschwinden zu bringen?»
«Achten Sie auf Ihr eigenes Nutzungsverhalten», meint Bolten. Wenn das Kind Sie weniger am Handy sehe, dann werde es dieses auch automatisch weniger attraktiv finden. Es sei auch hilfreich, klare und beobachtbare Nutzungsregeln aufzustellen. «Signalisieren Sie Ihrem Kind, dass Sie felsenfest von Ihrer Regel überzeugt sind. Eltern, die eine klare und überzeugende Haltung haben, können mit Protest und Wut Ihrer Kinder viel gelassener umgehen.» Wenn ein Kind spüre, dass mit den Eltern nicht verhandelt werden kann, werde es die Regeln schnell akzeptieren. Bolten: «Ihr Kind liebt Sie auch, wenn es nicht alles darf.»