Besorgniserregende Zahlen aus Deutschland – wie es um die Schweiz steht
Multiresistente Erreger auf dem Vormarsch

Neue Zahlen aus deutschen Spitälern zeigen eine ernste Entwicklung: Es gibt immer mehr «Superbugs», gegen die keine Antibiotika helfen. Eine neue Studie spricht von mehr als 60 Prozent der untersuchten Bakterien, die wichtige Medikamente unwirksam machen.
Publiziert: 10.06.2025 um 18:42 Uhr
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Aktualisiert: 10.06.2025 um 18:50 Uhr
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Erschreckende Zahlen aus Deutschland zeigen, dass die Antibiotikaresistenz steigt. Was besonders heraussticht Cabapenemase-produdzierend Enterobakterien
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Darum gehts

  • Anstieg von Antibiotikaresistenz bei Bakterien in deutschen Krankenhäusern festgestellt
  • 61,1 Prozent der untersuchten Bakterienisolate waren 2024 Carbapenemase-produzierend
  • BAG: Resistenzraten in Schweizer Spitälern stabilisiert, CPE-Fälle meldepflichtig
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Natascha RuggliRedaktorin News Desk

Antibiotika sind ein wichtiger Bestandteil der modernen Medizin. Sie bekämpfen und verhindern bakterielle Infektionen – und retten so vielen Patienten das Leben. Allerdings sind sie keine Wundermittel: Immer neue Resistenzen erschweren die Behandlung von Infektionen. Besonders problematisch sind die sogenannten «Superbugs». Gegen diese Bakterien versagen Antibiotika, die einst Wirkung zeigten.

Nun verzeichnete das nationale Referenzzentrum (NRZ) für gramnegative Krankenhauserreger an der Ruhr-Universität in Bochum (D) einen Anstieg der «Superbugs» im Jahre 2024. Im Mittelpunkt: Cabapenemasen. Das sind bakterielle Enzyme, die die Antibiotika der Carbapeneme spalten und somit inaktivieren.

Über 10'000 Bakterienisolate untersucht

Im NRZ wurden über 10'000 Bakterienisolate analysiert. Dabei zeigt sich, dass der Anstieg der Cabapenemasen deutlich ist. 2021 wurden in 43,9 Prozent der Isolate Cabapenemase-produzierende Enterobakterien (CPE) gefunden. 2024 waren es bereits 61,1 Prozent.

Gemäss dem deutschen Gesundheitsportal sind diese grundsätzlich immun gegenüber dem in den Spitälern gebrauchten Betalaktam-Antibiotikum. Somit kommt es bei der Behandlung zu deutlichen Erschwernissen.

Forscher raten darum dazu, die Untersuchungen beizubehalten – und sie sogar auszuweiten. So behalte man den Überblick und könne passende Massnahmen ergreifen, berichtet das deutsche Gesundheitsportal weiter.

BAG über die Lage in der Schweiz

Wie ist die Lage in der Schweiz? Wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Nachfrage von Blick erklärt, wird der Anstieg multiresistenter Bakterien in den Schweizer Spitälern vom Schweizerischen Zentrum für Antibiotikaresistenzen (ANRESIS) überwacht. Dieses ist an das Institut für Infektionskrankheiten (IFIK) der Universität Bern angegliedert.

Die Daten von ANRESIS decken 90 Prozent der Spitaltage ab. Dabei wird nach Erregertypen, Probenmaterial, Altersgruppen sowie stationären und ambulanten Fällen ausgewertet.

Ergebnis: Es gibt hierzulande keinen Grund zur Besorgnis. Die Resistenzraten haben sich laut BAG «insgesamt stabilisiert». Tatsächlich seien sie bei einigen Erregern sogar zurückgegangen. Jedoch beobachte man auch, wie in Deutschland, die Carbapenemase-produzierenden Enterobakterien genau. Laut BAG stellen sie «eine erhebliche Bedrohung für die öffentliche Gesundheit» dar.

Seit 2016 muss jeder CPE-Fall gemeldet werden. Die Meldungen steigen seit der Einführung kontinuierlich an. Laut BAG liegen sie jedoch, im Vergleich zu einigen Nachbarländern, auf einem niedrigen Niveau.

Prävention und Kontrolle besonders wichtig

Und wie verhalten sich die Spitäler in der Schweiz? Zu den zentralsten Massnahmen gehören die Prävention und Kontrolle von Infektionen. Beispielsweise werden neue Patienten durchgecheckt, um mögliche Erreger zu erkennen. Hinzu kommt ein «sachgemässer Einsatz von Antibiotika».

Die Bevölkerung kann aber auch etwas dazu beitragen. Sie kann Antibiotika richtig einnehmen sowie entsorgen – und sich in den hiesigen Spitälern über Spitalaufenthalte im Ausland informieren.

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