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Survival-Experte gibt Tipps zur Aufbereitung
Wie du Wasser in der Natur trinkbar machst

Survival-Abenteuer in der Natur sind beliebt. Eine grosse Herausforderung besteht darin, nicht zu verdursten. Survival-Experte Markus Lusser erklärt, wie man Wasser in der Wildnis trinkbar macht und welche Gefahren dabei lauern.
Publiziert: 22.09.2024 um 14:35 Uhr

Auf einen Blick

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Neben der Wasseraufbereitung lernt man in Survival-Kursen, einen Unterschlupf zu bauen ...
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Jana GigerRedaktorin Service

Weg vom Bildschirm, raus in die Natur. Das wollen viele Menschen. Seit der Pandemie steigt das Interesse an Survival-Kursen, in denen man lernt, Feuer zu machen, Nahrung zu finden und einen Unterschlupf zu bauen. Diese Neugier auf das Leben in der Wildnis wecken auch Survival-Shows wie «7 vs. Wild», die Anfang Oktober mit der neuen Staffel an den Start geht.

Ein wichtiger Teil beim Überleben in der Natur ist das Thema Wasser. Welches kann man trinken und wie filtert man Schadstoffe heraus? Markus Lusser (33), der vor 15 Jahren die Survival-Schule «How to Survive» mit Sitz in Uezwil AG gegründet hat, erklärt die wichtigsten Punkte im Umgang mit dem knappen Gut.

Welche Bestandteile im Wasser können schädlich sein?

Es gibt gemäss Experte vier Arten von Bestandteilen im Wasser, bei denen Vorsicht geboten ist. Mit dem blossen Auge erkennbar sind Schwebstoffe, also Partikel wie Dreck, Staub oder Schlamm. Lusser sagt: «Für die Gesundheit stellen sie meist keine Gefahr dar.» Das Problem sei, dass sie bei der Wasseraufbereitung den Filter verstopfen oder diesen unwirksam machen könnten. Ein Infektionsrisiko geht von krankheitserregenden Mikroorganismen aus. Das sind vor allem Bakterien, Viren und Protozoen (einzellige Lebewesen, die als Parasiten leben). Mithilfe von Filtern lassen sich diese oft unschädlich machen.

Schwermetalle sind weitere schädliche Bestandteile, die im Wasser vorkommen können. «Kupfer, Zink oder Blei sind bereits bei geringsten Mengen gesundheitsschädigend, wenn man regelmässig durch Schwermetalle vergiftetes Wasser trinkt», sagt der Experte. Sie seien eigentlich nur durch Destillation aus dem Wasser zu filtern. Chemikalien wie Dünger oder chemische Stoffe aus der Grossindustrie können das Wasser ebenfalls kontaminieren.

Wo ist die Wasserqualität am besten?

In Survival-Kursen lernen die Teilnehmer, Wasser zu suchen und dessen Qualität zu beurteilen. «Wir berücksichtigen dabei immer verschiedene Faktoren», sagt Lusser. «Zum Beispiel, ob das Wasser stehend oder fliessend ist, ob es sich in der Nähe der Zivilisation befindet oder welche Tiere im Wasser zu sehen sind.» Bestimmte Tiere sind ein Zeichen dafür, dass das Wasser frei von schädlichen Stoffen ist, und andere Tiere deuten eher darauf hin, dass das Wasser keine gute Qualität hat. Anhand der Gegebenheiten vor Ort teilt man das Wasser anschliessend in eine von vier Kategorien ein.

  1. Nicht oder gering belastet: Das Wasser ist bedenkenlos trinkbar und Tiere wie Eintagsfliegenlarven deuten darauf hin. Lusser sagt: «In der Regel ist fliessendes Wasser aus Bergbächen oder direkt aus einer Quelle am ehesten als gering belastet zu beurteilen.»
  2. Mässig belastet: Das Wasser sollte man mindestens von Schwebstoffen befreien. Tiere wie Flohkrebse deuten auf eine mässige Belastung hin.
  3. Verschmutzt: Das Wasser muss unbedingt aufbereitet werden. Wasserschnecken deuten unter anderem auf eine Verschmutzung hin.
  4. Sehr stark verschmutzt: Das Wasser darf man nicht einfach so verwenden. «Mit herkömmlichen Mitteln lässt sich dieses Wasser fast nicht aufbereiten», so der Experte. Schlammröhrenwürmer deuten auf eine sehr starke Verschmutzung hin.
Befinden sich Eintagsfliegenlarven im Wasser, ist davon auszugehen, dass es wenig belastet ist.
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Wie mache ich das Wasser trinkbar?

Es gibt sehr viele Filterarten und Aufbereitungsmethoden, mit denen sich schädliche Bestandteile aus dem Wasser filtern lassen. Ein Infektionsrisiko bestehe aber immer, sagt Lusser. «Jeder Mensch reagiert anders, und es gibt nie eine hundertprozentige Sicherheit, dass das Wasser ‹sauber› ist.» Das Ziel sei es, mit einem Filter die Gefahren so gut wie möglich zu reduzieren. «Als wichtigster Punkt gilt deshalb die Beurteilung des Wassers. Hier kann man am meisten falsch machen.»

Bevor man das Wasser aufbereiten kann, muss man zuerst immer die sichtbaren Schwebstoffe entfernen. Denn wie bereits erwähnt, können sie einen Filter verstopfen und andere Aufbereitungsmethoden in ihrer Funktion beeinträchtigen. Der Experte empfiehlt ein Stofftuch oder T-Shirt, um die Schwebstoffe herauszufiltern. Anschliessend entscheidet man sich für eine weiterführende Methode.

Survival-Experte und Abenteurer

Markus Lusser (33) ist Offizier der Schweizer Armee, Survival-Experte und Gründer der Survival-Schule «How to Survive» mit Sitz in Uezwil AG. Von März bis November leiten er und sein Team Einzeltrainings, Gruppenkurse und Teambuilding-Workshops. Lusser vermittelt sein Wissen seit 15 Jahren und ist oft auf Touren im In- und Ausland unterwegs.

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Markus Lusser (33) ist Offizier der Schweizer Armee, Survival-Experte und Gründer der Survival-Schule «How to Survive» mit Sitz in Uezwil AG. Von März bis November leiten er und sein Team Einzeltrainings, Gruppenkurse und Teambuilding-Workshops. Lusser vermittelt sein Wissen seit 15 Jahren und ist oft auf Touren im In- und Ausland unterwegs.

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Wasser abkochen

Die erste und älteste Methode ist das Abkochen von Wasser. Damit lassen sich die meisten Mikroorganismen herausfiltern, da sie bei 70 Grad absterben. «Es lohnt sich, das Wasser einige Minuten zu kochen, so dass auch die zäheren Mikroorganismen absterben», sagt der Experte. Pro 300 Meter Steigung muss es eine Minute länger kochen, weil der Siedepunkt sinkt. «Ich entscheide mich meistens für das Abkochen, weil man eigentlich immer mit einer Verunreinigung durch krankmachende Mikroorganismen rechnen muss», so Lusser. Mit Abkochen lassen sich grosse Mengen an Wasser auf einmal aufbereiten.

Ein Nachteil dieser Methode ist, dass sie Zeit, Brennmaterial und ein Kochgefäss benötigt. Ausserdem lassen sich Schwermetalle und Chemikalien nicht durch Abkochen aus dem Wasser entfernen. Wichtig zu wissen: Abgekochtes Wasser kann mit der Zeit wieder verunreinigen. Deshalb sollte man es nicht über eine lange Zeit hinweg konsumieren.

Wasser abkochen, damit die Keime sterben: eine bewährte Methode im Survival-Bereich.
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Tabletten

Damit Tabletten Keime unschädlich machen, müssen sie 30 Minuten bis zwei Stunden im Wasser einwirken. Chemikalien und Schwebstoffe können mit Tabletten nicht herausgefiltert werden. «Der grosse Vorteil von Tabletten ist, dass sie das Wasser bis zu sechs Monate haltbar machen», sagt Lusser. Anders als früher hätten sie mittlerweile weniger Eigengeschmack, wodurch das Wasser geniessbarer sei. Ein Nachteil ist, dass Tabletten die Wirkung verlieren können. Man sollte also immer auf das Ablaufdatum achten.

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Mechanische Filter

Diese Technik basiert meist darauf, dass das Wasser durch verschiedene Schichten respektive durch einen Kohlefilter hindurchfliesst. Dabei bleiben die Schadstoffe hängen. «Wer Viren aus dem Wasser filtern möchte, braucht einen Filter mit einem Mikronenwert von maximal 0,02», sagt der Experte. Er bevorzugt bei dieser Art der Wasseraufbereitung den Filter der Marke Grayl. Dabei befüllt man einen Behälter mit Wasser und drückt anschliessend die Filtereinheit in den Behälter. Wie beim Abkochen oder den Tabletten gilt auch bei dieser Technik: Chemikalien oder Schwermetalle lassen sich nicht aus dem Wasser filtern.

Bei mechanischen Filtern ist es besonders wichtig, auf die Filtergrösse zu achten.
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UV-Licht-Geräte

Keime können auch mit UV-Lampen, die man ins Wasser hält, abgetötet werden – nicht jedoch Chemikalien und Schwermetalle. «Der Vorteil ist, dass das Wasser mit dieser Methode nach etwa einer Minute gereinigt ist», sagt Lusser. Eher negativ sei bei solchen UV-Geräten, dass sie mit Batterien funktionieren und somit nicht ewig halten. Sonnenlicht habe dieselbe reinigende Wirkung, wenn man eine PET-Flasche mit Wasser für etwa sechs Stunden oder mehr in die Sonne stelle oder hänge, so der Experte. «In gewissen Klimazonen ist das möglich, aber hierzulande ist die Sonnenintensität grundsätzlich zu wenig stark.»

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