Weihnachten heisst zusammenkommen und essen. Miteinander Guetsli backen. Gemeinsam mit Glühwein anstossen. Und vor allem: mit der Familie am 24. oder 25. Dezember tafeln. Durch die Corona-Einschränkungen sind diese Traditionen gefährdet, und das verursacht Stress, wie Urte Scholz, Professorin für Angewandte Sozial- und Gesundheitspsychologie am Institut der Universität Zürich, sagt: «Wenn das wegfällt, fühlt sich die Pandemie pausenlos an. Nicht einmal an Weihnachten lässt sie uns in Ruhe.»
Dass uns gemeinsames Essen guttut, hat uns ausgerechnet eine globale Pandemie zurück ins Gedächtnis gerufen.
«Situative Einzelesser»
Der Trend ging allerdings vor Corona in eine andere Richtung: Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass wir immer seltener gemeinsam essen – und uns immer weniger Zeit dafür nehmen. Das hat Folgen. Laut Ernährungswissenschaftler Manuel Schneider, Autor verschiedener Bücher zum Thema, «bleiben wir beim schnellen Essen emotional unterernährt». Essen wir in Gesellschaft, erfüllt es hingegen unsere «Sehnsucht nach Musse, Geselligkeit und gutem Geschmack».
Laut Schneider findet eine «Entrhythmisierung und Entritualisierung des Essens» statt, wodurch die Menschen vermehrt zu «situativen Einzelessern» werden. In einer 2017 in Deutschland von einer Krankenkasse durchgeführten Studie sagten 35 Prozent der Befragten, dass sie ihre Hauptmahlzeit meist allein essen. Kein Wunder, wenn alle einen anderen Tagesablauf und deshalb keine Zeit haben, sich zu einem gemeinsamen Essen einzufinden.
Wiedergefundene Essfreuden
Während des Lockdowns hat sich der Alltag vieler beruhigt – man war weniger unterwegs, verbrachte ganze Tage zu Hause und hatte mehr Zeit zum Nachdenken. Vielen wurde in dieser Zeit ihre Freude an gemeinsamen Mahlzeiten wieder deutlicher bewusst. Und zwar auf zwei verschiedene Arten. Manche erlebten durch das Arbeiten im Homeoffice wieder regelmässige gemeinschaftliche Familienessen. «Viele Kollegen von mir haben es geschätzt, ihre Partner und Kinder wieder öfter zu sehen», erklärt Urte Scholz. «Unter anderem am Mittagstisch.» Andere erkannten ihr Bedürfnis nach Gesellschaft an der Tafel wegen des untersagten Ausgehens mit Freunden: «Wie sehr uns das gefehlt hat, sieht man daran, dass das im Sommer, als die Zahlen so niedrig waren, wieder vermehrt aufgegriffen wurde.» Und Essen in Gemeinschaft befriedigt nicht nur eine undefinierbare Sehnsucht – es wirkt sich auch direkt auf unsere Gesundheit aus.
Eigentlich hätte die Ausstellung schon im Mai eröffnet werden sollen. Doch auch sie wurde nicht von Corona verschont. Die Kuratorinnen nutzten jedoch die Zeit und fügten den ohnehin schon vielfältigen Themen wie «Lust am Genuss» und «Körper und Identität» auch noch den Bereich «Essen in Krisenzeiten» hinzu. Geschickt verknüpfen sie mit den verschiedenen Exponaten Kunst und Wissenschaft und lassen die Besucher selber raten und entdecken. Die Ausstellung war bis zum 21. März geplant. Wieder macht die Pandemie den Kuratoren einen Strich durch die Rechnung.
Eigentlich hätte die Ausstellung schon im Mai eröffnet werden sollen. Doch auch sie wurde nicht von Corona verschont. Die Kuratorinnen nutzten jedoch die Zeit und fügten den ohnehin schon vielfältigen Themen wie «Lust am Genuss» und «Körper und Identität» auch noch den Bereich «Essen in Krisenzeiten» hinzu. Geschickt verknüpfen sie mit den verschiedenen Exponaten Kunst und Wissenschaft und lassen die Besucher selber raten und entdecken. Die Ausstellung war bis zum 21. März geplant. Wieder macht die Pandemie den Kuratoren einen Strich durch die Rechnung.
Den positiven Effekt, den gemeinsame Mahlzeiten auf unser gefühltes Wohlbefinden haben, bestätigt die erwähnte Studie: Von den Befragten, die sich selbst als gesund einstuften, ass nur circa ein Drittel die Hauptmahlzeit allein. In der Gruppe, die ihre Gesundheit als schlecht beurteilte, war es mehr als die Hälfte.
Langfristiger Effekt?
Ob die Pandemie dem Trend des vermehrten Alleinessens langfristig entgegenwirken wird, bleibt abzuwarten. «Obwohl uns Corona an den Esstisch zurückgeführt hat, sinkt insgesamt der Anteil der Menschen, die mit anderen gemeinsam zu Abend essen», erklärt das Magazin der Ausstellung «Zu Tisch», die gerade im Vögele Kulturzentrum in Pfäffikon SZ stattfindet.
Unserer Gesundheit zuliebe sollte aber wenigstens an Weihnachten die Gesellschaft beim Schlemmen zelebriert werden. Auch (oder gerade) dieses Jahr – wenn auch ausnahmsweise via Video Call oder mit Zuwinken von Balkon zu Balkon.