Gemeindehaus
Zwei Brüder wollens wissen

Unser Gastrokritiker machte diese Woche in Beringen Halt. Dort gelang ihm eine wahre Entdeckung.
Publiziert: 08.05.2009 um 17:28 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:35 Uhr
Von Feinschmecker Beat Wüthrich

«Im Sommer wars meist zu heiss, im Winter zu kalt», sagt Albin von Euw, 32, über seine Maurerlehre. Er hängte eine zweite Ausbildung dran: Koch. Was nicht weniger hart ist. Nur eben anders. Das Kochen hatte er irgendwie und sowieso im Blut.

Sein Innerschweizer Urgrossvater gleichen Vornamens wagte zusammen mit seiner Frau den damals grossen Schritt ins Klettgau nördlich von Schaffhausen. Die beiden wirteten, backten Brot, wogen Käse und Salz aus, bedienten die Brückenwaage. Es war keine leichte Zeit, aber irgendwie klappte doch alles.

Das Gemeindehaus blieb stets in der Familie von Euw – und stets trug und trägt der älteste Sohn den Vornamen Albin. Grossvater und Vater folgten ihrem Ahnen und kochten ebenfalls. Als der jüngste Albin zusammen mit seinem Bruder Christof, 30, Hotelfachschulabgänger mit viel einschlägiger Erfahrung und ledig wie der Küchenchef, das Gemeindehaus übernahm, galt es zuerst, die Speisekarte zu entschlacken. «Die Hälfte haben wir gestrichen», sagt Christof.

Das Lokal, vorne eine Beiz, in dunklen Tönen gehalten, ist gemütlich. Aber der Gourmetteil, weiss aufgedeckt, weisse Houssen und ein Cheminée, das nicht nur als Dekoration dient – das schmucke kleine Örtchen geschmückt durch zwei Vasen mit vollem violetten Flieder – das gefällt, verrät Geschmack. Hier wirten zwei Männer, zwei Brüder, die wissen, worum es geht. Ausser erstklassigen Ravioli ist alles selbst gemacht. Sogar die Pommes frites.

Die Nüsslisalatsuppe mit Rotweinschaum (siehe Rezept), ganz simpel als Teil des Tagesmenüs (ab Fr. 11.90 – wo bleibt da der Gewinn?), erweist sich als aussergewöhnlich, fantasievoll. Albin von Euw meint dazu: «Um ein sattes Grün zu erhalten, sollte das Salatpüree erst unmittelbar vor dem Servieren der Suppe beigegeben werden. Sonst wird sie grau.»

Sechzig Prozent der Weine im «Gemeindehaus»-Keller stammen aus der Schweiz, davon achtzig Prozent aus dem Kanton Schaffhausen; Europa wird nicht vernachlässigt, Österreich nimmt recht viel Platz ein.

Ein einfacher, darum umso besserer Blattsalat mit vielen Kräutern (7 Franken) kommt als nächster Gang. Schön, wie jedes Blättchen Sauce abgekriegt hat, der Teller am Schluss beinahe trocken bleibt. Gekonnt.

Ich komme zum Hauptgericht (35 Franken), das zu den Klassikern des Gemeindehauses gehört. Während früher Dosenananas und Maraschinokirschen dazugehörten, lässt Albin von Euw solche Kinkerlitzchen heute aus. Es gibt drei Stück Fleischfilets (perfekt gegart), zwei Saucen (Morcheln und Pfeffer) und hausgemachte Kräuterbutter. Super, die selbst gemachten Waffelkartoffeln dazu. Zum guten Abschluss geniesse ich lauwarmen Rhabarbersalat (mit Holunderblütensirup, Kardamom, Sternanis und Zimt) und selbst gemachte Sorbets.

«Gefällts Ihnen bei uns?», fragen mich die beiden Brüder. «Das Essen mit allem Drum und Dran ist spitze, nur die Gardinen finde ich scheusslich.»

«Wir recht Sie haben», meint Albin von Euw. «In einem Monat werden sie ersetzt sein. Und Christof zeigt mir einen Musterstoff. Sehr schön.

Das Restaurant
Gemeindehaus

Oberdorf 12
8222 Beringen SH
Montags geschlossen
Tel. 052 685 10 91
www.gemeindehaus-beringen.ch
Gemeindehaus

Oberdorf 12
8222 Beringen SH
Montags geschlossen
Tel. 052 685 10 91
www.gemeindehaus-beringen.ch
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