Die richtigen Weine zum Festtagsmenü
Weisse und rote Weihnachten

Alle Jahre wieder die grosse Mästtags-Frage: Was tischen wir an Weihnachten auf? Und vor allem: Was gibt es zu trinken?
Publiziert: 07.12.2018 um 15:02 Uhr
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Chardonnay Turmhof, Tiefenbrunner Schlosskellerei 2016, 23.50 Franken bei www.globalwine.ch
Foto: www.globalwine.ch
Tobias Gysi

Als wäre die Vorweihnachtszeit nicht schon stressig genug! Während wir die letzten Geschenke besorgen, bereitet uns die Wahl des Weihnachtsmenüs alljährlich Kopfzerbrechen. Traditionell ist bei uns an Heiligabend die ganze Familie zu Gast, das heisst, wir sind 23 Personen. Deshalb entscheiden wir uns für ein buntes Potpourri an verschiedenen Vorspeisen. Da wir an Weihnachten bekanntlich der Geburt Jesu gedenken und dieser Wasser zu Wein verwandelt hatte, darf ein edler Tropfen am Fest der Liebe selbstverständlich nicht fehlen. Nur, was servieren wir zu welchem Gericht?

Zur Vorspeise

Um unsere Gäste in weihnachtliche Stimmung zu bringen, beginnen wir mit Apérohäppchen. Wir entscheiden uns für Flûtes à l’ancienne, etwas Guacamole-Dip und Tramezzini mit ­getrockneten Tomaten. Dazu tischen wir einen charaktervollen, angenehm salzigen Chardonnay aus dem Südtirol auf.

Zur Lachsterrine, zum geräucherten Lachs und zur Gänseleberpastete empfiehlt sich ein Jahrgangs-Champagner von Nicolas Feuillatte aus dem Jahr 2008. Man gönnt sich ja sonst nichts. Einfach immer schön vor dem Trinken die Lippen abtupfen, sonst riecht das Glas schnell nach Fisch!

Jetzt ist der Gaumen auf Betriebstemperatur und der Trinkfluss langsam angeregt. Deshalb tischen wir Tapas auf. Wir legen Chorizo, Manchego und Kirschpeperoni mit Frischkäsefüllung auf und entscheiden uns für einen Torrontés aus Salta in Argentinien als Essensbegleiter. Kühl serviert passt er mit seinem leicht aromatischen Stil hervorragend zu dieser milden Schärfe.

Damit unsere vegetarischen Gäste nicht vergrault werden, servieren wir schliesslich noch etwas Artischocken und als Vorspeise einen Blattsalat mit warmem Ziegenkäse. Dazu ein zarter, blütenduftiger Chasselas von einem mineralischen Terroir im Wallis. Aufgepasst bei der Wahl der Salatsauce! Es empfiehlt sich ein weinfreudliches Dressing auf Ölbasis zuzubereiten. Anstelle von Essig verwenden wir deshalb nur ganz wenig süsslichen Balsamico und etwas Sesamkerne.

Zum Hauptgang

Die Wahl der geeigneten Hauptspeise fällt uns überraschend leicht. Wir entscheiden uns wie ­jedes Jahr für Fondue chinoise. Aber was servieren wir zum Schweizer Weihnachts-National­gericht ausser den klassischen Fleischscheiben als ­weitere Garzutaten? Blattgemüse, Pilze, Fisch, Meeresfrüchte oder gar chinesische Wan Tan? Und vor ­allem: Welche Saucen stellen wir dazu? Cocktail-, Curry-, Joghurt- und Knoblauchsösseli oder ­Mango-Chutney?

Fondue chinoise bringt so viele verschiedene unterschiedliche Geschmacksrichtungen mit, dass sich die Weinwahl als äusserst kompliziert erweist. Wir können auf einen sogenannten Passepartout setzen, also auf einen Wein, der zu allen Fleischsorten und Saucenarten passt. Der Rotwein darf nicht zu vollmundig und dessen Gerbstoffe dürfen nicht zu kräftig sein. Ein mittelschwerer und nicht zu holzlastiger Italiener wäre eine gute Wahl, ein edler Chianti Classico Riserva zum Beispiel. Oder ein frischfruchtiger Bordeaux aus St-Émilion oder Pomerol. Der Château Teyssier beispielsweise diente schon den Rolling Stones als Tourwein. Um das vielfältige und reichhaltige Menü perfekt zu ­ergänzen, entscheiden wir uns schliesslich für ein Weinbuffet. Wir respektieren damit die Vielfalt des Gerichts und öffnen ganz unterschiedliche Tropfen. Unsere Gäste dürfen ohne schlechtes ­Gewissen mit Pouletfleisch und einer pikanten ­Currysauce starten und dazu einen vielschichtigen Riesling aus dem Rheingau kredenzen. Und sich später genüsslich Rindfleisch an Cocktailsauce gönnen und diese mit einem Schluck dezent würzigem Pinot Noir aus dem thurgauischen Neunforn abrunden.

Zum Schweinefleisch an Joghurtsösseli passt Rosé, warum also nicht einen lebhaften Œil-de-Perdrix aus Neuenburg mit dezentem Erdbeer­bouquet probieren? Zu den Black-Tiger-Crevetten an Mango-Chutney können es die ganz Verwegenen mit Champagner versuchen und einen Schluck rassigen Pol Roger Brut Réserve wagen. Seine ­feine Moussierung ergänzt die Meeresfrüchte hervorragend.

Zum Dessert

Nachdem alle Geschenke ausgepackt, die Weihnachtslieder gesungen und sämtliche Episoden unseres gemeinsamen Familienlebens ausgetauscht sind, wird es Zeit für die Nachspeise. Auch hier versuchen wir mit der richtigen Weinwahl zu punkten und die Vorlieben unserer Gäste zu respektieren. Wir servieren zu den warmen Moelleux au chocolat mit Vanilleglace oder zu der gekühlten, dunklen Mousse au chocolat einen klassischen ungefilterten Reserve-Portwein, der wunderbar mit den zartbitteren Komponenten der Schokolade harmoniert und sich herrlich wärmend im Abgang präsentiert.

Für die Liebhaber einer gepflegten Käseplatte haben wir zum Abschluss noch ­einen richtigen Kracher vorbereitet. Einen edelsüssen Dessertwein vom Neusiedlersee in Österreich. Eine Trockenbeeren­auslese aus Chardonnay und Welschriesling. Eine grossartige Kombination! Aber auch hier nicht vergessen, die Lippen abzutupfen, sonst riecht das Glas schnell nach Blauschimmelkäse.

Natürlich dürfen wir auch den italienischen Teil unserer Familie nicht aussen vor lassen, die traditionellerweise um Mitternacht noch ein Stück Panettone oder Pandoro isst, bevor er sich auf den Heimweg macht. Dazu tischen wir einen dezent süssen und leicht perlenden Moscato d’Asti auf.

Nachdem wir unsere Liebsten verabschiedet haben und bevor wir erschöpft ins Bett fallen, preisen wir nochmals das Fest der Liebe, lauschen dem rieselnden Schnee und danken Gott, dass Jesus damals Wasser in Wein verwandelt hat.

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