Bis 2050 soll die Schweiz klimaneutral sein, also netto kein Kohlendioxid mehr in die Atmosphäre blasen. Dies hat der Bundesrat Ende August beschlossen. Die Debatte soll heftig gewesen sein. Denn der Eidgenossenschaft stehen harte Einschnitte bevor, die grössten beim Verkehr: Der verursacht heute ein Drittel des gesamten CO2-Ausstosses.
Neue Technologien sollen es richten. «Die Umstellung auf Elektro- und Wasserstoffautos ist wichtig, um die Klimaziele zu erreichen», sagt Christian Bauer vom Paul Scherrer Institut im Kanton Aargau.
Doch wie klimaschonend ist diese Technik wirklich?
Eine vielversprechende Alternative zum Verbrennungsmotor ist das Wasserstoffauto. Sein Treibstoff wird aus Wasser gewonnen – das entsteht auch wieder bei der Verbrennung. Was nicht entsteht: klimaschädliches CO2. Aber Wasserstoffautos haben auch Nachteile. Sie verbrauchen viermal so viel Energie wie Elektromobile. Und bisher gibt es in der Schweiz nur zwei Tankstellen dafür. Forscher der ETH Lausanne haben deshalb eine Technologie entwickelt, die kleine Wasserstofftankstellen für Privathaushalte ermöglicht, also ein flächendeckendes Treibstoffnetz.
Ein gutes Stück weiter ist das batteriebetriebene Elektrofahrzeug. Eine Schwachstelle ist bislang die Herstellung: Sie verursacht mehr CO2 als die von Benzinern. Dennoch sei das Elektroauto klimaschonender, sagt Christian Bauer: «Der erhöhte CO2-Aufwand bei der Herstellung von Elektroautos wird nach einigen 10'000 Kilometern wettgemacht.»
Industrie will den Schalter umlegen
Auch Peter de Haan, Mobilitätsexperte beim Beratungsbüro EBP und Dozent an der ETH Zürich, glaubt an den Elektroantrieb. Heute fahren erst etwa vier Prozent aller Autos komplett elektrisch. De Haan: «Ihr Marktanteil wird in 15 Jahren auf 30 Prozent steigen. Spätestens 2050 wird die Mehrheit der Fahrzeuge auf Schweizer Strassen elektrisch betrieben sein.»
Die Industrie ist daran, den Schalter umzulegen. Besonders Auto-Weltmeister Deutschland will seine Vorherrschaft behalten: Der grösste Autohersteller Volkswagen stellt 80 Milliarden Euro für den Übergang zu E-Autos bereit. Bis 2014 will VW 50 neue batteriebetriebene Modelle auf den Markt bringen. BMW macht 50 Milliarden für zwölf neue E-Modelle locker. Und Audi gab diese Woche bekannt: Bis 2025 sollen 30 E-Audis auf den Markt kommen.
Dafür baut das Unternehmen rund tausend Arbeitsplätze ab. Im Vergleich zu Benzinern ist die Produktion von Elektroautos weniger aufwendig. Sie benötigen weniger Bauteile.
Je tiefer die Kosten, desto günstiger wird das Auto. Der amerikanische Wirtschaftsguru Jeremy Rifkin prophezeit: «Bis 2025 werden Elektrofahrzeuge billiger sein als Verbrenner.» Und fügt hinzu: «Benzinautos stehen vor dem Aus.»
«Es wird nicht reichen, nur auf E-Autos zu setzen»
Damit ist das Klimaproblem aber noch nicht behoben. Christian Bauer vom Paul Scherrer Institut: «Es wird nicht reichen, nur auf E-Autos zu setzen.» Zwar reduziere der Umstieg vom Benzinantrieb den CO2-Ausstoss um 60 Prozent. Aber nur, wenn der Strom für den E-Antrieb aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Der Haken: Noch sind erneuerbare Energien in der Schweiz und Europa ungenügend ausgebaut. Und der Strombedarf wird massiv steigen.
Die Umstellung des gesamten Strassenverkehrs auf Elektromobilität würde den Stromverbrauch um etwa 17 Prozent erhöhen. Christian Bauer: «Auch Wasserstoff macht nur Sinn, wenn er CO2-arm hergestellt wird, zum Beispiel mit erneuerbarem Strom.»
Dies jedoch ist bislang nicht der Fall: Wasserstoff wird mehrheitlich mit Energie aus Erdgas hergestellt. Deshalb hinterlässt das Wasserstoffauto heute noch einen doppelt so grossen CO2-Fussabdruck wie das E-Auto.