Darum gehts
Sie trägt eine Spitzen-Corsage, aufwendiges Make-up – und natürlich eine Perücke. «Ich will, dass man sieht, dass es eine Perücke ist, sie gehört zu meinem Look», sagt Susanne Bartsch. Die Königin der New Yorker Clubszene hält Hof im Museum für Gestaltung Zürich. Mit «Transformation!» wird die Ausstellung zur rauschenden Partynacht der Selbstverwandlung – raus aus dem Alltag, rein in den grossen Auftritt. Zu sehen sind auch 36 ihrer legendären Looks: Jedes ist ein Kunstwerk für sich.
«Mein Körper ist meine Leinwand», sagt die Bernerin auf Englisch. Mundart spricht sie nach über 40 Jahren in New York kaum noch: «Ich denke inzwischen auf Englisch.» Als behütetes Berner Meitschi zog sie mit 17 nach London, um der Enge der Schweizer Provinz zu entfliehen. Es war Ende der 1960er-Jahre – statt tagsüber zur Schule zu gehen, feierte sie lieber die Nächte durch. Sie entdeckte die Kings Road und liebte schon damals Vintage-Mode. Bis heute verwandelt sie sich mit Make-up, Kostüm und Haar. Damit überschreitet sie die Grenze zur Kunst. Sie inspirierte Stars wie Madonna, Thierry Mugler, Björk und Lady Gaga. 2022 wurde sie mit dem Grand Prix Design des Bundesamts für Kultur ausgezeichnet.
Alterslos im Partyrausch
Das Gesamtkunstwerk ist sie selbst. Mit ihrer zierlichen Figur und der glatten Haut wirkt Bartsch alterslos. Ihr legendärer Spruch auf die Frage nach ihrem Alter: «Ich bin so alt wie mein aktueller Liebhaber.» Wie sie sich so gut in Form hält? Bartsch springt vom Sofa in der Lounge der Ausstellung, tätschelt ihre makellosen Oberschenkel in Netzstrümpfen und sagt: «Sowas kann man nicht vortäuschen. Ich bin im Einklang mit meinem Körper. Und habe Glück mit den Genen. Das ist ein Geschenk.»
Zwar ist Partyfeiern seit den 1980er-Jahren ihr Metier – doch Bartsch lebt gesund, ohne sich dafür besonders anzustrengen. Sie mag kein Junkfood oder Süsses, raucht nicht und trinkt kaum Alkohol. An einer Party ist sie die ganze Nacht auf den Beinen – in High Heels. Nur etwas am Champagner nippt sie, weil «dann die hohen Schuhe nicht mehr so weh tun».
Drogen? «Ich habe ein paar Sachen ausprobiert, auch Kokain – das gehörte in den 1980er-Jahren dazu», sagt Bartsch unverblümt. «Aber ich fühle mich besser ohne.» Ihr Rausch ist die Party: «Wenn alle auf einen Beat zusammenkommen, sich Grenzen auflösen, sich alle gut fühlen, den Alltag vergessen – das hält mich jung. Ich mache, was ich liebe.»
Die Liebe brachte sie 1981 nach New York. Damals zog sie zu einem Künstler ins legendäre Chelsea Hotel in Manhattan. Die Beziehung hielt nicht lange – ihre Liebe zu New York hingegen schon. Sie lebt bis heute in dem Apartment, im Savage Club des Hotels feierte sie ihren ersten Event. Damit schuf sie eine Bühne für extravagante Outfits und Menschen jeder Couleur: ob reich oder arm, Schwarz oder Weiss, schwul oder hetero. Natürlich kamen auch Celebrities wie Keith Haring, Madonna oder Cindy Crawford.
Dennoch haben ihre Partys etwas Inklusives: «Es ging nie darum, auf einer Liste zu stehen. Wichtig ist, ob man von der Energie her reinpasst.» Daraus entstand ein eigenes Universum, in dem sich jede und jeder einen eigenen Ausdruck geben kann – im sogenannten Bartsch-Tribe lebt ihr Werk weiter. Und Bartsch ist noch lange nicht müde: Sie organisiert bis heute ikonische Glitzer-Feiern in Manhattan – die wöchentliche On Top Party kostet keinen Eintritt.
Tanzen als politisches Statement
Zur Ikone der queeren Szene wurde sie 1989 mit dem ersten Love Ball, den sie für die Opfer der Aids-Krise organisierte – damit sammelte sie über die Jahre mehrere Millionen US-Dollar. Von dort stammt auch ihr Spitzname: «Mutter Teresa im G-String». «Damals starben vieler meiner Freunde, und es herrschte ein Klima der Angst.» Das machte die Party politisch – man tanzte gemeinsam gegen Vorurteile an.
Heute steht die LGBTQ-Community wieder unter Druck, nicht zuletzt wegen der Trump-Politik. «Man spürt die Verunsicherung, viele haben Angst», sagt sie. Die Tanzfläche bleibt für sie der beste Ort, um zu kämpfen. Es sei sehr wichtig, dass sich Menschen aus dieser Gemeinschaft versammeln.
«Wir müssen weiterhin tun, was uns Spass macht. Das kann uns keiner kaputtmachen.» Bartsch hat eine Green Card, aber noch immer den Schweizer Pass. Um sich selbst macht sie sich keine Sorgen. «Aber in meinem Umfeld gibt es viele, die sich nicht trauen, aus den USA ein- oder auszureisen.»
Der schlimmste Partykiller ist für Bartsch das Handy. «Sex, Essen, Einkaufen – das spielt sich alles auf dem Telefon ab.» Sie wirft einen verächtlichen Blick auf ihr Gerät. Mit den sozialen Medien hat sie sich widerwillig angefreundet: Bartschland ist ihr Kommunikationskanal für ihre Events – das echte Zusammenkommen. «Um sich zu begegnen, fühlen, tanzen, reden und flirten.»
Die Ausstellung «Susanne Bartsch – Transformation!» läuft vom 20. Juni bis zum 7. Dezember 2025 im Museum für Gestaltung an der Ausstellungsstrasse 60 in Zürich.
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